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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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war das erste metallene Messer, das Tal sah, seit er das Schloss verlassen hatte.
    Erst als er seinen Blick von dem magischen Auf und Ab des Messers nahm, erkannte er, dass die alte Frau die gleichen milchigen Augen hatte wie die Mutter-Crone auf dem Schiff der Far-Raider. Sie musste blind sein, bewegte das Messer aber so, als könnte sie sehen. Es hackte immer wieder auf das Fleisch ein, im gleichen Rhythmus wie Tals Herz klopfte. Die Frau schnitt Fleischscheiben ab, die so dünn waren, dass man beinahe hindurchsehen konnte. Dabei brachte sie kein einziges Mal ihre Finger in Gefahr.
    Außer ihr befand sich nur noch eine weitere Person im Zimmer. Auf einem Stuhl in der Ecke saß eine jüngere Crone. Sie sah Tal an; ihre Augen leuchteten wie flüssiges Silber. Alle Cronen hatten etwas überaus Furcht einflößendes an sich. Wenn sie keine milchigen Augen hatten, waren es unnatürlich leuchtende, die einen geradewegs zu durchbohren schienen.
    Die Mutter-Crone schien nicht nur das Fleisch ohne Schwierigkeiten zu schneiden, sie schien auch zu wissen, wer anwesend war. Ohne ihre Arbeit zu unterbrechen, sah sie herüber. „Arla“, sagte sie, „du hast unsere Besucher gebracht. Willkommen im Ruinenschiff, Milla und Tal.“
    Sie hob die Klinge und das Messer blitzte im Licht auf.
    „Ich habe euch erwartet“, fügte sie hinzu und ließ das Messer wieder in das Fleisch sinken.

 
KAPITEL ZWEI
     
     
     
    „Wir grüßen dich, Mutter-Crone“, sagte Milla und schlug ihre geballten Fäuste aufeinander. Tal griff nach seinem Sonnenstein, um ihr ein kleines Zeichen des Respekts zu zeigen. Dann erinnerte er sich daran, dass der Stein tot war. Schnell neigte er deshalb kurz den Kopf.
    Die Mutter-Crone hörte auf, das Fleisch zu schneiden und umwickelte ein paar Scheiben mit einem Gemüse. Sie legte die Streifen auf einen Teller aus Knochen.
    „Kommt und esst etwas“, sagte sie. „Wir wollen uns ein wenig unterhalten.“
    Es gab keine Stühle, also gingen Tal und Milla einfach näher an den Tisch heran. Arla und die andere Crone auf dem Stuhl bewegten sich nicht. Offensichtlich galt die Einladung nicht für sie.
    Tal sah auf seinen Teller und wünschte, auch er wäre nicht eingeladen. Nicht nur, dass das Fleisch roh war- die schwarzen Wickel waren kein Gemüse, wie er jetzt bemerkte. Es war nicht nur nass, sondern sah auch noch klebrig aus. Er schloss die Augen und schluckte den ganzen Ballen in einem Bissen hinunter. Er glitt so schnell seine Kehle hinab, dass er kaum etwas davon schmeckte.
    „Eine seltene Delikatesse“, sagte die Mutter-Crone mit einem Lächeln, das die Falten um ihre Augen noch mehr zum Vorschein brachte. „Keruskfisch und Seetang von unter dem Eis.“
    „Von unter dem Eis?“, stieß Tal hervor. Wie konnten sie unter das Eis kommen? Er konnte sich vorstellen, dass man einen Fisch mit einer Angel durch ein Loch im Eis fangen konnte, wie aber konnte man den Seetang ernten?
    „Wir haben unsere Methoden“, sagte die Mutter-Crone. „Jetzt möchte ich deinen Schatten sehen, Tal.“
    „Er ist hier“, sagte Tal voller Unbehagen und zeigte nach unten. Sein Schattenwächter lag neben Millas Füßen. Es erschien ihm lächerlich, einer blinden Frau seinen Schatten zu zeigen.
    „Nein“, sagte die Mutter-Crone. „Ich möchte ihn gehen sehen. Ohne dich.“
    Jetzt klang sie recht streng. Tal sah sie an und fragte sich, wie sie mit ihren milchigen Augen überhaupt etwas sehen konnte. Oder hatte eine Mutter-Crone vielleicht andere Möglichkeiten der Wahrnehmung?
    „Schattenwächter, Schattenwächter“, flüsterte er nach einem schnellen Blick auf Arla und Milla. „Zeig mir eine Gestalt so wandelbar wie möglich.“
    Der Schattenwächter verwandelte sich, noch während Tal sprach, langsam in etwas anderes. Es war ein Dattu, wie Tal erleichtert feststellte, ein ungefährliches Nagetier, das in den grasbedeckten Hügeln von Aenir lebte, der Geistwelt der Erwählten.
    „Hüte dich vor dem Schatten, der allein geht“, murmelte Arla. Sie hatte gesehen, wie der Schattenwächter nach dem Merwin-Angriff dafür gesorgt hatte, dass Milla am Leben blieb. Doch danach hatte die Schildmutter Tal angekündigt, dass er sterben würde, wenn sein Schattenwächter ihn auch nur eine Sekunde verließ.
    Tal hätte darüber gelacht, wäre die Drohung nicht so ernst gewesen. Die Eiscarls mochten vielleicht ein wenig über dem Untervolk stehen, aber bestimmt nicht viel. Wenn sie wüssten, wie Sonnensteine genau funktionierten,

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