Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
hindurchpassten.
„Was ist denn das?“, fragte Ebbitt und zeigte auf die Welle. Die Frau neben ihm rief ebenfalls etwas, dann hoben sie gleichzeitig ihre Sonnensteine und zwei grelle weiße Lichtstrahlen schossen auf die Welle zu.
Als die Strahlen einschlugen, brach die Welle und wurde langsamer. Doch sie blieb nicht völlig stehen, wie es die beiden Erwählten wohl erwartet hatten.
„Zu stark!“, keuchte die Frau. „Ich kann sie nicht aufhalten!“
Ihr Licht erlosch und sie fiel um. Ihr Geistschatten fing sie sanft in seinen Klauen auf.
Ebbitt hielt seinen weißen Strahl aufrecht, doch die Welle nahm wieder Geschwindigkeit auf. Ebbitt rannte mit dem letzten Eiscarl durch die Tür, dem Wilden Jarek, der sich noch immer in seinem abklingenden Kampfeswahn befand. Er konnte sich zwar schnell bewegen und kämpfen, doch er sprach nicht und blickte seltsam und abwesend drein.
„Macht… euch bereit… die Tür zuzuschlagen“, instruierte Ebbitt Milla und Saylsen. Schweiß tropfte von seiner Stirn, so als ob er mit seiner Körperkraft die Welle zurückhielt. Sein Sonnenstein leuchtete so hell, dass Milla nicht hinsehen konnte. Der weiße Strahl war ebenso hell.
„Jetzt!“, rief Ebbitt und der weiße Strahl riss ab.
Milla und Saylsen schlugen die Tür zu und traten in dem Moment einen Schritt zurück, als die Welle auf der anderen Seite der Tür einschlug.
KAPITEL SIEBEN
Das Scharren von Stein ertönte und die Tür bebte. Einen furchtbaren Augenblick lang dachte Milla, die Tür würde zerbrechen, doch dann beruhigte sich alles. Die Welle war wieder von der Wand abgeprallt.
„Schnell, schneller, am schnellsten!“, sagte Ebbitt, als er an der Reihe der Eiscarls vorbeilief. „Wir müssen weg!“
Er führte sie einen Korridor entlang, an vier toten oder bewusstlosen Erwählten vorbei und zu einer Abzweigung, an der Odris damit beschäftigt war, Steine aus einer Wand herauszubrechen und vor eine Tür am Ende des Korridors zu stapeln.
Ebbitt ging zu der anscheinend festen Wand gegenüber der Tür und drückte an ein paar Stellen vorsichtig dagegen. Nichts geschah. Einen Moment sah er verwundert drein und drückte dann an ein paar anderen Stellen. Als Antwort ertönte ein tiefes Grollen unter dem Boden. Ein Stück der Wand drehte sich und gab den Blick auf einen schmalen Durchgang und eine Treppe frei, die nach unten führte.
„Der Ausweg. Geht und helft Odris!“, rief Ebbitt und ging selbst hinüber, um einen Stein aus der Wand zu nehmen, die Odris begonnen hatte abzureißen. Der Stein war größer, als er angenommen hatte, löste sich plötzlich und fiel knapp neben seinem Fuß zu Boden.
Als der Stein nicht mehr rollte, erschien plötzlich ein blauer Lichtpunkt an der Tür und Rauch stieg auf. Das Licht begann Funken zu sprühen und Holzsplitter flogen davon. Langsam schob sich der Lichtpunkt auf dem Türblatt nach unten. Irgendjemand schnitt sich von der anderen Seite hindurch.
„Mehr Steine!“, donnerte Odris. Die Eiscarls eilten ihr zu Hilfe, indem sie eine Kette bildeten und die Steine durchreichten, die der stärkere Geistschatten aus der Wand riss.
Ein paar Minuten später war die Tür hinter einer Mauer aus Steinen vergraben. Das blaue Licht blitzte noch immer zwischen den Spalten auf, doch selbst wenn sich die Erwählten von der anderen Seite hindurchgeschnitten hätten, würden die Steine sie noch einige Zeit aufhalten.
„Runter in der bisherigen Reihenfolge!“, sagte Ebbitt. „Ich werde das Tor dann schließen.“
Obwohl Saylsen versuchte, vor sie zu gelangen, ging Milla auf der Treppe voraus. Nicht weil sie Ebbitt nicht vertraute, sondern weil sie, wenn es eine Falle wäre, wenigstens die Kralle einsetzen konnte.
Die Treppe führte in einen sehr feuchten, stickigen Raum, an dessen Wänden das Wasser herablief. An frisch abgestorbenen Algen war zu erkennen, dass dieser Raum erst jüngst noch geflutet gewesen sein musste.
Milla hörte, wie sich die Mauer über ihnen scharrend schloss, als die letzten Eiscarls in den Raum kamen. Kurz danach tauchte Ebbitt auf. Er drückte ein paar Steine im Boden in einem bestimmten Muster, woraufhin sich ein Teil der Wand zur Seite schob und die Treppe hinter ihnen blockierte.
„Es gibt doch noch einen anderen Weg hier heraus, oder?“, fragte Milla, als Ebbitt seinen Suppenschüssel-Helm abnahm und sich die Augenbrauen mit einem zusammengeflickten Taschentuch abwischte, das er unter seiner Schulterpanzerung hervorzog.
„Hinaus?
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