Der Siegelring - Roman
Vornehmen ihr Landhaus im Umland gegönnt.
Gelebt haben in Köln und seinem Umland hauptsächlich die Altgedienten aus den Legionen, aber natürlich ebenso die einheimischen Germanen und einige Gallier, die vor Julius Caesars Eroberungszügen das Rheinland bevölkerten. Man schien sich weitgehend vertragen zu haben. Weitgehend, nicht immer. Aufstände gab es dann und wann, die letzten eben in jener Zeit, über die ich berichten will.
Denn die Colonia war dazu ein Zentrum der Macht, Caesaren und künftige Caesaren wurden hier ernannt, etwa Vitellus und Traian.
Köln war schon zur Römerzeit eine blühende, weltoffene Stadt an einem gewaltigen Strom, der Handelswaren, Menschen und vor allem Nachrichten aus aller Herren Länder transportierte. Der Rhein formte den Charakter der Stadt und seiner Bewohner. Und der hat sich bis heute in gewisser Weise erhalten und macht den Charme des Rheinlands aus.
Sollte die Vorstellung stimmen, die die Gallier vom Leben und vom Tod haben, dann ist es nicht undenkbar, dass jene, die einmal am Rhein gelebt haben, in ihrem nächsten Leben an seine Gestade zurückkehren.
1. Kapitel
Wiederkehr
Sie starb. Es wurde dunkel um sie, doch das Gesicht ihres Geliebten war das Letzte, was sie mit ihren schwindenden Sinnen wahrnehmen konnte. Dann begann ihre Wanderung durch die Sphären des Alls. Sie nahm ihren Weg ohne Angst auf, wissend, dass sie sie finden würde - Unendlichkeit, hinter der sich ein ordnender Wille verbarg. Doch um ihm nahe zu kommen, musste sie die Welten der Materie hinter sich lassen. Sie wanderte lange, und es lösten sich Wehmut, Schmerzen und Trauer auf. Doch das tiefste Gefühl, das sie je empfunden hatte, blieb bei ihr, und die Liebe wuchs zu einer gewaltigen, drängenden Kraft an: der Sehnsucht.
Und als sie mächtig genug war, wurde sie wieder angezogen von jenem leuchtenden Stern, um den die Planeten tanzten. Und die Ströme der Zeit ordneten sich so, dass die Gegebenheiten günstig waren. Daher wurde im Jahre 1972 einem Star des Schlagerhimmels, Caesar King, zu Köln eine Tochter geboren.
2. Kapitel
Explosion
Es herrschte das übliche Durcheinander vor den Schaltern der Chartergesellschaften. Braun gebrannte Touristen warteten auf ihren Abflug, weißhäutige Ankömmlinge in mehr oder minder heiterer Urlaubsstimmung sammelten sich um Reiseleiter, mehr oder minder freundliches Bodenpersonal nahm Gepäck und Beschwerden entgegen. Koffer, Rucksäcke, Surfbretter und quäkende Kleinkinder vervollständigten das Bild des milden Chaos, das um mich herum tobte.
Wir warteten auf unseren Abflug von Gran Canaria nach Rom, von wo wir zur nächsten Ferienanlage weiterfliegen sollten. Wir, das war eine Gruppe junger, überwiegend gut aussehender und durchtrainierter Männer und Frauen, die zu einem Team gehörten, das die Gäste betreuen und das Unterhaltungsprogramm organisieren sollte. Ein unterhaltsamer Job, der mir nach einer etwas anstrengenden Zeit zu Hause genau in den Kram passte.
In all dem Lärmen von Lautsprecher-Durchsagen, heftigen Diskussionen und lautstarken Verabschiedungen hätte ich beinahe das melodische Trillern meines Mobiltelefons überhört. Mit einer Hand hielt ich mir das linke Ohr zu, an das andere Ohr drückte ich das Gerät. Trotzdem war es mir nicht sofort möglich zu verstehen, was mir die Anruferin mitteilen wollte.
»Uschi? Ich verstehe dich nicht!«, sagte ich, schob Grace zur Seite und suchte mir eine etwas ruhigere Ecke
hinter einem Pfeiler. »Was willst du damit sagen, er ist nicht nach Hause gekommen?«
Marek warf mir seinen Rucksack auf die Füße und bat: »Pass einen Moment darauf auf, ja!«
Ich nickte kurz und lauschte weiter dem zusammenhanglosen Gestammel, das mir aus dem Telefon entgegenklang.
»Uschi, willst du damit sagen, dass Julian dich wegen einer anderen Frau verlassen hat?«
Zwei herumtollende Kinder rempelten mich an, ich knurrte ungehalten. Dann endlich hatte ich verstanden, was meine Mutter mir sagen wollte.
»O mein Gott! Er ist tot? Ja, ich komme nach Hause, sobald ich meinen Flug umgebucht habe!«
»Du bist so blass, Anita. Was ist passiert?« Ulla war wie üblich die Erste, die die Veränderung an mir bemerkte. Mitfühlend legte sie ihre Hand auf meinen Arm. Ich lehnte meinen Kopf an den Pfeiler und fühlte den kühlen Beton an meiner Stirn. Mir war ein wenig schwindelig.
»Anita? Schlimme Nachrichten?«
Ich nickte. Dann raffte ich mich auf, um es auszusprechen.
»Ich habe gerade erfahren, dass
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