Der Sieger bleibt allein (German Edition)
Spanien gekauft und auf meinen Namen überschrieben hätte. Und ich hätte es auch getan, wenn Igor, mein Exmann, mir die Hälfte seines Vermögens angeboten hätte. Ich würde heute dieselbe Entscheidung treffen, denn ich weiß, dass ich keine Angst mehr zu haben brauche. Wenn einer der begehrtesten Männer der Welt an meiner Seite leben will, kann ich nicht so schlecht sein, wie ich immer gedacht habe.«
Alles gelogen. Sie hatte nicht versucht, ihre einzige Vertraute zu überzeugen, sondern sich selber. Es war eine Farce. Hinter der starken Frau, die jetzt mit zwei wichtigen, mächtigen Männern an diesem Tisch saß, stand ein Mädchen, das Angst vor Verlust hatte, Angst davor, allein, arm zu sein, das nie hatte erleben dürfen, Mutter zu sein. Hat sie sich an Luxus und Glamour gewöhnt? Nein. Sie versucht, immer darauf vorbereitet zu sein, alles von einem Tag auf den anderen zu verlieren, sollte ihr neuer Lebenspartner beschließen, dass sie doch nicht die Frau ist, die er in ihr gefunden zu haben glaubt.
Kann sie Männer manipulieren? Allerdings. Alle halten sie für stark, selbstsicher, Herrin ihres eigenen Schicksals, imstande, von einem Augenblick auf den anderen jeden Mann zu verlassen, mag er noch so wichtig und begehrt sein. Schlimmer noch: Die Männer denken es nicht nur, sie glauben es. Auch Igor. Auch Hamid.
Weil sie schauspielern kann. Weil sie niemals genau sagt, was sie denkt. Weil sie die beste Schauspielerin der Welt ist und weiß, wie sie ihre schwachen Seiten verbergen kann.
»Was willst du?«, fragt sie Igor auf Russisch.
»Mehr Wein.«
Seine Stimme klingt so, als sei ihm die Antwort ziemlich gleichgültig; als hätte er bereits alles gesagt.
»Bevor du gegangen bist, habe ich etwas zu dir gesagt. – Du hast es offenbar vergessen.«
Er hat viel gesagt, Sachen wie »Bitte, ich verspreche, mich zu ändern und weniger zu arbeiten«, oder »Du bist die Frau meines Lebens« oder »Wenn du gehst, zerstörst du mich« – Sätze, die jeder schon einmal gehört hat und von denen sie weiß, dass sie nichts bedeuten.
»Ich habe dir gesagt: Wenn du gehst, werde ich eine Welt zerstören.«
Daran kann sie sich nicht erinnern, aber möglich ist es schon. Igor war schon immer ein äußerst schlechter Verlierer.
»Und was meinst du damit?«, fragt sie auf Russisch zurück.
»Seid wenigstens so höflich, englisch zu sprechen«, unterbricht Hamid die beiden.
Igor schaut ihm ins Gesicht.
»Ich werde nicht aus Höflichkeit englisch sprechen, sondern weil ich möchte, dass Sie es verstehen.«
Und, indem er sich an Ewa wendet:
»Ich habe gesagt, ich würde die Welt zerstören, um dich wieder zurückzubekommen. Ich habe angefangen, es zu tun, wurde aber von einem Engel gerettet. Ich merkte, dass du es nicht wert bist. Du bist eine Egoistin, nie zufrieden, willst nur immer noch mehr Ruhm, noch mehr Geld. Du hast verschmäht, was ich dir an Gutem zu bieten hatte, weil du fandest, dass ein Haus in der russischen Provinz nicht zu der Welt passt, in der du zu leben träumtest – zu der du aber nicht gehörst und niemals gehören wirst.
Ich habe mich aufgeopfert und andere deinetwegen geopfert, und das darf nicht sein. Ich muss meinen Weg bis zum Ende gehen, damit ich mit dem Gefühl in die Welt der Lebenden zurückkehren kann, meine Pflicht erfüllt und meine Mission abgeschlossen zu haben. In diesem Augenblick, in dem wir miteinander sprechen, befinde ich mich in der Welt der Toten.«
Die Augen dieses Mannes verheißen das Absolute Böse, denkt Hamid, während er dem unsinnigen Gespräch zuhört, das immer wieder von langem Schweigen unterbrochen wird. Großartig: Er wird zulassen, dass die Dinge zu ihrem Ende kommen, wie er es andeutet, vorausgesetzt, das Ende bedeutet nicht, dass er Ewa verliert. Besser noch: Der Exehemann ist in Begleitung dieser vulgären Person erschienen und hat Ewa in ihrer Gegenwart beschimpft und beleidigt. Aber wenn Igor es zu weit treibt, wird er sofort einschreiten.
Ewa wird Igor so sehen, wie er auch: seinen blinden Hass gegen alles und alle, nur weil ein Mensch ihm nicht zu Willen war. Er fragt sich, was er an der Stelle dieses Mannes tun würde, der jetzt um die geliebte Frau zu kämpfen scheint.
Er wäre imstande, ihretwegen zu töten.
Der Kellner kommt und bemerkt, dass die Teller nicht angerührt worden sind.
»Hat etwas mit dem Essen nicht gestimmt?«
Niemand antwortet. Der Kellner versteht alles: Der Ehemann hat seine Ehefrau in flagranti mit ihrem Liebhaber
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