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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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Rand des Strandes reichte. Sie begegneten dem Engel mit den dichten Augenbrauen, der keinen Groll und keinen Hass zuließ und ihnen genau erklären würde, warum alles so geschehen musste. Dass alle eines Tages vom Planeten namens Erde aufbrechen müssen. Und dass die Liebe bestimmte Taten rechtfertigt, die die Menschen nicht verstehen können – es sei denn, sie hätten erlebt, was er erlebt hatte.
    Ewas Augen sind geöffnet, aber ihr Körper erschlafft und fällt in den Sand. Igor lässt die beiden dort liegen und geht zur Felsklippe am Ende des Strandes, wischt die Fingerabdrücke sorgfältig von der Waffe ab und wirft diese so weit wie möglich von der Stelle entfernt ins Meer, an der sie zu dritt im Sand gesessen und den Mondschein betrachtet haben. Er steigt die Treppe wieder hinauf, kommt unterwegs an einem Papierkorb vorbei. Er wirft den Schalldämpfer weg – er hat ihn nicht gebraucht, die Band war im richtigen Augenblick lauter geworden.

22 Uhr 55
     
     
     
    Gabriela geht auf den einzigen Menschen zu, den sie hier kennt.
    Die Gäste stehen gerade vom Tisch auf. Die Band spielt Stücke aus den sechziger Jahren, die Party beginnt, Leute lächeln und reden trotz des ohrenbetäubenden Lärms miteinander.
    »Ich hatte Sie schon gesucht! Wo sind Ihre Freunde?«
    »Und wo ist Ihr Freund?«
    »Er ist gerade gegangen, weil es angeblich ein großes Problem mit dem Schauspieler und dem Regisseur gegeben hat! Er hat nur noch gesagt, die Party auf der Jacht sei gecancelt.«
    Igor begreift, was passiert ist. Er hatte nicht die geringste Absicht gehabt, den Filmstar zu töten, den er bewunderte und dessen Filme er immer ansah, wenn er es zeitlich einrichten konnte. Aber das Schicksal wählt – der Mensch ist nur sein Werkzeug.
    »Ich wollte gerade gehen. Wenn Sie mögen, setze ich Sie vor Ihrem Hotel ab.«
    »Aber die Party beginnt doch gerade erst!«
    »Na, dann genießen Sie sie. Ich reise morgen ganz früh ab.«
    Gabriela muss sich schnell entscheiden. Entweder bleibt sie dort mit einer Tasche voller Seidenpapier an einem Ort stehen, an dem sie niemanden kennt, wartet auf eine barmherzige Seele, die sie zur Croisette mitnimmt – wo sie die Schuhe ausziehen würde, bevor sie den nicht enden wollenden Hang hinauf zu dem Zimmer steigt, das sie sich mit vier Freundinnen teilt.
    Oder sie nimmt die Einladung des netten Mannes an, der ausgezeichnete Kontakte haben muss, schließlich ist er ein Freund von Hamid Husseins Frau. Sie hat den Anfang ihrer Auseinandersetzung mitbekommen, denkt aber, dass solche Dinge tagtäglich passieren und sich bald wieder einrenken.
    Sie hat ihre Filmrolle bereits in der Tasche. Ist erschöpft von all den Emotionen des Tages. Sie befürchtet, am Ende zu viel zu trinken und damit alles zu zerstören. Einsame Männer werden sich zu ihr gesellen und sie fragen, ob sie allein ist, was sie anschließend vorhat, ob sie am nächsten Tag mit ihnen einen Juwelier besuchen möchte. Sie wird den Rest der Nacht damit verbringen, sich freundlich aus der Affäre zu ziehen, ohne jemanden zu verletzen, denn man kann nie wissen, mit wem man es gerade zu tun hat. Diese Gala ist eine der exklusivsten des ganzen Festivals.
    »Gehen wir!«
    Ein Star verhält sich so; er geht, wenn niemand es erwartet.
    Sie gehen zum Empfang des Hotels. Gunther (sie kann sich an den anderen Namen nicht erinnern) bittet um ein Taxi, der Mann am Empfang sagt, dass sie Glück haben – hätten sie noch etwas gewartet, hätten sie sich in eine riesige Schlange stellen müssen.
    Auf der Fahrt fragt sie, warum er hinsichtlich seiner Tätigkeit gelogen habe. Gunther antwortet, er habe nicht gelogen – er habe tatsächlich eine Telefongesellschaft besessen, aber sie dann verkauft, weil er glaube, die Zukunft liege in der Schwerindustrie.
    Und der Name?
    »Igor ist ein Kosename, die Verkleinerungsform von Gunther auf Russisch.«
    Gabriela wartet jede Minute auf die berühmte Einladung ›Wollen wir vor dem Schlafengehen im Hotel nicht noch einen Drink zusammen nehmen?‹ Doch nichts dergleichen geschieht: Igor setzt sie vor ihrer Haustür ab, verabschiedet sich mit einem Händedruck und fährt weiter.
    Das ist Höflichkeit!
    Ja, das war ihr erster Glückstag. Der erste von vielen. Morgen, wenn sie ihr Handy wiederhat, wird sie ein R-Gespräch in eine Stadt in der Nähe von Chicago machen. Sie wird ihren Eltern die großen Neuigkeiten erzählen, sie bitten, die Zeitschriften zu kaufen, weil sie mit dem berühmten Filmschauspieler auf

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