Der silberne Buddha
halten, so ist das Ihre Sache. Wir jedenfalls...“
Die Tür öffnete sich. Niemand hatte das Klopfen gehört. Herein traten zuerst Wang Yin und hinter ihm Inspektor O’Kelly.
Der Tumult entwickelte sich blitzartig.
Fu Li Song war aufgesprungen und schrie: „Wang Yin, Dieb... Dieb... Dieb...“ Mit sich überschlagender Stimme wollte er sich auf Wang Yin stürzen, und Skiffer hatte alle Hände voll damit zu tun, um den Tobenden zurückzuhalten. Schließlich kam ihm einer der beiden Beamten zu Hilfe. Das aber war das Signal für Ku Long.
Als der Polizist Skiffer und Fu Li Song erreicht hatte, schoß er hoch und hastete zur Tür.
O’Kelly schrie eine Warnung.
Der zweite Polizist versuchte Ku Long noch vor der Tür zu erreichen. Das mißlang. Der Koreaner riß die Tür auf und — erstarrte mitten in der Bewegung. Er hätte sich geradewegs durch Brewer und Lordley, die die Tür von außen blockierten, hindurchboxen müssen. Und das erschien ihm angesichts der beiden auf ihn gerichteten Dienstwaffen als ein unmögliches Unterfangen. Mit gesenktem Kopf ließ er sich zu seinem Platz zurückführen.
„Bleiben Sie hier an der Tür!“ forderte O’Kelly die beiden Detektive auf.
„Okay, Sir!“ sagte Lordley, schloß die Tür und lehnte sich dagegen. Brewer tat es ihm gleich.
Fu Li Song hatte sich ebenfalls wieder beruhigt, nur seine Augen glühten, und jeder seiner Blicke schien Wang Yin zu erdolchen. Doch der Botschaftssekretär hatte für den Seidenhändler nur kalte Verachtung übrig.
Perry Clifton setzte sich wieder auf seinen Stuhl und forderte Wang Yin auf, neben ihm Platz zu nehmen. Nun stand nur noch O’Kelly.
„Wo ist der goldene Buddha, Inspektor?“ wollte Caven wissen. Seine Stimme klang beunruhigt.
„Sichergestellt!“
Daß Sir Ernest mit dieser Antwort nicht viel anzufangen vermochte, konnte man deutlich seiner Mimik entnehmen. Fast unbewußt suchten seine Augen Wang Yin. Der nickte ihm zu: „Er befindet sich zur Zeit bei der Polizei in Gewahrsam, Sir Ernest!“
Caven schluckte. „Warum haben Sie den Buddha gestohlen, warum haben Sie...“
„Um das zu klären, sind wir hier, Gentlemen“, fiel O’Kelly Caven ins Wort. „Und da unser Freund Clifton mit den Ermittlungen zu diesem Fall begonnen hat, soll er auch hier den Anfang machen!“
Sagte der Inspektor und steuerte sichtlich erleichtert auf den noch einzigen freien Stuhl zwischen Barnes und Wang Yin zu. Clifton dagegen erhob sich und trat vor den Halbkreis hin.
„Wir alle“, begann er, „die wir hier sitzen, mit Ausnahme der Polizeibeamten und Mister Benghamptons, sind in irgendeiner Art in den Fall verwickelt. Sei es als Anstifter, Täter oder Opfer.
Die Geschichte dieses Diebstahls ist kompliziert. Und vielleicht wird sich das eine oder andere kompliziert anhören. Letztlich jedoch wird es für alles eine logische Erklärung geben.
Die Idee zum Diebstahl des goldenen Buddhas entstand, das ist sicher, lange vor Eröffnung der Ausstellung. Als es dann soweit war, versicherte man sich der versierten Mitarbeit des Berufsgauners Gordon Drake. Das entsprechende Gespräch fand im Londoner Hafen statt, und zwar auf einem Schiff namens Huang Pen, das dort im Trockendock lag. Ich sage: lag, denn inzwischen hat die Huang Pen wieder viel Wasser unter dem Bauch, sie ist vor einer Stunde ausgelaufen.
Der Mann, der Gordon Drake für den Einbruch in das Hartford-Haus und den Diebstahl engagierte, nannte sich Cheng. Nun, inzwischen ist unser Mister Cheng auch noch unter den Namen Han Moon und Ku Long bekannt geworden.“
Vier Augenpaare richteten sich auf den Koreaner, der so viel Ähnlichkeit mit einem Ringer besaß. Clifton sprach weiter:
„Sein Mitarbeiter nannte sich bei diversen Einsätzen Tschiang Fu. Dort sitzt er!“ Cliftons ausgestreckter Finger zeigte auf den kleinen Chinesen. „In seinem Paß jedoch steht der Name Si Mong Lu. Ihn trifft allerdings die geringste Schuld. Er tat nur das, was ihm sein Herr und Meister befahl. Das allerdings war eine ganze Menge, wie wir noch hören werden.
Gordon Drake stahl also den Buddha und händigte ihn seinem Auftraggeber aus. Vorher allerdings machte Drake, der ein kluger und gerissener Bursche ist, eine interessante Entdeckung: daß es in der Ausstellung einen silbernen Buddha gab, der dem goldenen in Größe und Aussehen glich. Um einen gewissen Vorsprung zu gewinnen und um ein bißchen zu verwirren, ließ er den silbernen Buddha mit einer Goldschicht überspritzen und setzte ihn
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