Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
zerdrücken konnte.
    Floyd Wilson schwieg.
    „Terry soll ihn...“ Dem ehemaligen Kellner stockte der Atem. Wie hypnotisiert stierte er auf Macs erhobene Hand.
    „Wir wollen nichts überstürzen, Tante!“ sagte der in diesem Augenblick.
    „Er ist ein Ganove, Mac. Einer, der von der Arbeit anderer lebt...“
    Mac Withney nickte.
    „Schon gut, Tante. Der Wagen ist angespannt. Fahr rüber zu Tompson und ruf von ihm aus die Polizei an. Sag ihnen, sie sollen ihn abholen.“ Nach einer Atempause ergänzte er: „Es wird einen guten Eindruck machen!“
    Mrs. Withney zögerte. Man sah, wie sich in ihrem Inneren ein Kampf abspielte, wie Vernunft wider Vergeltung und Rache fochten. Endlich nickte sie.
    „Ist gut. Wollen wir uns nicht die Hände beschmutzen.“ Abrupt wandte sie sich ab. Zwei Minuten später hörten die Zurückgebliebenen, wie sie peitschenknallend das Pferd zur Eile an trieb.
    Erst jetzt löste sich bei Wilson der Krampf der Angst, und er wagte durchzuatmen.
    „Wie kommst du hierher, Frosch?“ fragte Mac Withney
    „Der Hund“, flüsterte Floyd Wilson. „Kannst du nicht den Hund zurückpfeifen?!“
    „Terry, geh auf deinen Platz!“
    Gehorsam erhob sich die Dogge und trottete zur Tür hinaus, nicht ohne vorher ihren Kopf an Withneys Knie zu reiben.
    „Du lieber Himmel, verdammt“, stöhnte Floyd Wilson und sank auf einen Stuhl. Während er sich mit dem Taschentuch das verschwitzte Gesicht wischte, wiederholte Withney seine Frage:
    „Ich hatte dich gefragt, wie du hierher kommst, Frosch? Bisher warst du nur widerlich. Bist du neuerdings auch schwerhörig?“
    Wilson schluckte die Beleidigung hinunter. Zu gegenwärtig war ihm der Hund mit seinem mörderischen Gebiß. „Gordon Drake schickt mich. Du möchtest am 3. Juni Punkt acht am bekannten Treffpunkt sein. Das soll ich dir ausrichten!“
    „Das ist alles?“
    Wilson nickte und fragte dann aufgebracht: „Was hat die Alte eigentlich gegen mich? Ich hab’ ihr doch kein Haar gekrümmt.“
    Mac Withneys Stimme klang eisig, dabei betonte er jedes Wort:
    „Die Alte, wie du sie nanntest, hat in ihrem kleinen Finger mehr Gefühl als du in deinem ganzen jämmerlichen Körper und heißt Missis Esther Withney! Noch einmal: Missis Esther Withney! Solltest du das in Zukunft vergessen, prügle ich es dir ein, Frosch!“
    Wilson hob abwehrend die Hände.
    „So war’s doch gar nicht gemeint...“ Und maulend: „Statt dankbar zu sein, daß ich...“
    „Halt’s Maul!“ fuhr Mac dazwischen. „Drake hat dich dafür bezahlt, daß du mir die Nachricht bringst. Also sprich nicht von Dankbarkeit! Und nun verschwinde und bring deine verkorkste Visage in Sicherheit! Tompson ist die übernächste Farm. Sie wird nicht ewig brauchen. Und wenn du bei ihrer Rückkehr noch hier bist, kommst du nur noch in Polizeibegleitung vom Farmgelände.“
    „Aber ich habe doch nichts gestohlen oder beschädigt!“ protestierte Wilson.
    „Weil dich der Hund vorher erwischt hat! Wo hast du deinen Wagen stehen?“
    „Hinter einer Feldscheune auf dem Weg hierher!“
    „Spring aus dem Fenster, rechts neben der Tür steht ein Moped. Nimm es und stell es dann an der Feldscheune ab!“
    Obwohl Floyd Wilson seiner Meinung nach noch eine Menge zu sagen hatte, zog er es vor, auf Withneys Angebot einzugehen. Eines stand jedoch für ihn felsenfest: Dieses Gebiet würde er in Hinkunft meiden wie eine pestverseuchte Insel...

Im Paradies der Vögel

    Wenn es ehrliche Leute mit einem Hang zu kriminellen Dingen gibt, so war Penny Nichols ein Krimineller mit einem Hang zur Ehrlichkeit.
    Getauft war er auf die Namen Alf Pieter, und das war schon zweiundsechzig Jahre her.
    Wurde er gefragt, was ihn auf die schiefe Bahn gebracht hatte, so erzählte er die sogenannte „Bäckergeschichte“, der er nicht nur eine herbe Enttäuschung, sondern auch seinen Spitznamen verdankte.
    Penny Nichols war ein hageres Männchen mit einem listiglustigen Knittergesicht. Über fünfunddreißig Jahre seines Lebens hatte er im Wohnwagen verbracht. Abwechselnd mit Karussells, Schießbuden und einem Puppentheater war er über das ganze Land gezogen. Von der Insel Wight im Süden bis zu den Orkney-Inseln im Norden. Vom irischen Donegal am Atlantik bis Sunderland an der Ostküste. Viele Hunderte von Dörfern, kleineren und größeren Städten waren es im Laufe von dreieinhalb Jahrzehnten geworden, in die er gekommen und die er wieder verlassen hatte.
    Irgendwann einmal war es gewesen, daß er glaubte, es sei Zeit, an

Weitere Kostenlose Bücher