Der Simulant
Mutter dich immer gewarnt hat. Alle diese grusligen Warngeschichten.
Wir sind alle hier. Gesund und wenig munter.
Wir sind hier in der Welt der Zwölfstufenprogramme gegen Sexsucht. Gegen zwanghaftes Sexualverhalten. An jedem Abend der Woche kommen sie im Hinte r zimmer irgendeiner Kirche zusammen. In irgendwe l chen Gemeinderäumen. Jeden Abend, in jeder Stadt. Und im Internet finden virtuelle Treffen statt.
Meinen besten Freund – Denny heißt er – habe ich bei einem solchen Treffen kennen gelernt. Denny war an den Punkt gelangt, dass er fünfzehnmal am Tag ma s turbieren musste, um sich halbwegs normal zu fü h len. Er konnte kaum noch die Hand zur Faust ballen, und er machte sich Sorgen, ob all die Vaseline ihm auf la n ge Sicht nicht schaden könnte.
Er hatte überlegt, auf irgendeine Lotion umzusteigen, aber alles, was die Haut weicher machte, schien ihm kontraproduktiv.
Denny und alle diese Männer und Frauen, die du für so entsetzlich oder komisch oder jämmerlich hältst, hier kommen sie zusammen, um sich auszusprechen. Hier können sie offen reden.
Prostituierte und Sexualverbrecher, die drei Stunden Freigang haben, sitzen hier einträchtig neben Frauen, die es am liebsten mit mehreren Männern gleichzeitig treiben, und Männern, die in Sexboutiquen anderen einen blasen. Hier kommen Nutte und Freier wieder zusammen. Der Belästiger trifft auf die Belästigten.
Nico hebt ihren dicken weißen Arsch, dass ich fast rausrutsche, und lässt sich wieder fallen. Rauf und runter. Umschließt mich in voller Länge. Stemmt sich hoch und kracht runter. Stößt sich an meinen Sche n keln ab, ihre Armmuskeln werden immer dicker. Im Schraubstock ihrer Hände werden meine Schenkel taub und weiß.
»Jetzt, wo wir uns kennen«, sage ich. »Glaubst du, du magst mich? Nico?«
Sie sieht mich über die Schulter an. »Wenn du mal Arzt bist, kannst du für alles Rezepte ausstellen, ric h tig?«
Das heißt, falls ich das Studium jemals wieder au f nehme. Ein Doktortitel ist allerdings sehr hilfreich, wenn es darum geht, Frauen aufzureißen, das sollte man nicht unterschätzen. Ich schiebe die Hände unter ihre gespannten glatten Schenkel. Um ihr besser hochzuhelfen oder so. Sie flicht ihre kühlen, weichen Finger in meine.
Sie stülpt sich massig auf meinen Schwanz und sagt, ohne sich umzudrehen: »Meine Freunde haben mir Wetten angeboten, dass du verheiratet bist.«
Ich halte ihren glatten weißen Arsch fest in den Hä n den.
»Um welchen Betrag?«, frage ich.
Ich sage Nico, dass ihre Freunde Recht haben kön n ten.
In Wahrheit sieht es doch so aus, dass der Sohn einer allein erziehenden Mutter praktisch verheiratet auf die Welt kommt. Ich weiß auch nicht, aber bis deine Mu t ter stirbt, sieht es doch so aus, als ob alle anderen Frauen in deinem Leben höchstens so etwas wie Mä t ressen sein können.
In der modernen Ödipussage tötet die Mutter den V a ter und nimmt sich den Sohn.
Und es ist keineswegs so, dass du dich von deiner Mutter scheiden lassen könntest.
Oder dass du sie töten könntest.
Und Nico sagt: »Was meinst du mit alle anderen Fra u en! Um wie viele geht ’ s denn hier eigentlich?« Sie sagt: »Bin nur froh, dass wir einen Gummi benutzt haben.«
Um meine Sexualpartner vollständig aufzuzählen, müsste ich in meinen Aufzeichnungen aus der vierten Stufe nachsehen. Meine moralische Bestandsaufna h me. Die vollständige, schonungslose Geschichte me i ner Sucht.
Das heißt, falls ich jemals zu dieser verfluchten Stufe zurückkehre und sie beende.
Für alle diese Leute in Zimmer 234 ist die Arbeit an den zwölf Stufen im Kampf gegen die Sexsucht ein sehr wertvolles Hilfsmittel zum Verständnis und zur Behebung ihrer … na ja, du verstehst schon so ung e fähr.
Für mich ist das Ganze ein großartiger Fortbildung s kurs. Tipps. Techniken. Völlig neue und erstaunliche Aufreißertricks. Private Kontakte. Wenn diese Sücht i gen ihre Geschichten erzählen, sind sie einfach u n schlagbar. Und dazu gibt es hier die Knastmädchen, die einmal die Woche drei Stunden an dieser G e sprächstherapie für Sexsüchtige teilnehmen dürfen.
Nico ist auch so eine.
Mittwochabend ist Nico dran. Freitagabend Tanya. Sonntag Leeza. Leezas Schweiß ist gelb von Nikotin. Man kann ihre Taille fast mit zwei Händen umschli e ßen, so hart ist ihr Bauch vom Husten. Tanya schmuggelt immer irgendein Sexspielzeug aus Gummi rein, meistens einen Dildo oder eine Kette aus Late x kügelchen. Billiges Zeug, wie man es
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