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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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je länger ich die Machenschaften der GSD anprangerte und auf Kowalskis eigene politische Ambitionen einging, den ganzen Missbrauch meiner Arbeit deutlich machte und die damit verbundenen Gefahren für die Gesellschaft, umso mehr entglitten mir meine Zuhörer. Im Saal wurde es immer unruhiger. Zu ungeheuerlich waren meine Anschuldigungen. Zu unglaubwürdig mussten sie klingen, wenn sie von einem Mann vorgebracht wurden, der einer jungen Frau ein Messer an die Kehle hielt, mochte dieser Mann auch der ehemalige Leiter des Simulatorprojekts sein. Es war offensichtlich, dass ich übergeschnappt sein musste.
    So wäre mein Versuch, Kowalski zu stoppen und die Welt zu retten, kläglich gescheitert, wenn nicht etwas geschehen wäre.
    Kerstin stand auf. Sie hatte sich meine Ausführungen ohne sichtbare Regung angehört, erhob sich jetzt aber und kam zum Rednerpult vor. Allein, dass sie neben Kowalski gesessen und mit ihm eine sichtbare Einheit gebildet hatte, verlieh ihr Glaubwürdigkeit. Aber das verstand ich erst später.
    »Ich bin Kerstin Klier, die persönliche Assistentin von Dominik Kowalski.« Sie sprach mit fester Stimme, und das Mikrofon verstärkte sie gut hörbar im ganzen Raum. Ich hatte ihr unwillkürlich Platz gemacht und starrte sie wie Kowalski überrascht an, ohne zu wissen, was sie sagen würde. »Ich kenne Dominik Kowalski seit vielen Jahren und bin mit allen Vorgängen bei Sinex vertraut.« Sie stockte kurz, um dann schneller fortzufahren. »Marc Lapierre hat recht. Es ist genauso, wie er sagt. Sie sollten ihm glauben, denn das ist die reine Wahrheit.«
    Dass Kowalski sie daraufhin als Schlampe und Schlimmeres beschimpfte, tat ihrer Glaubwürdigkeit keinen Abbruch. Im Gegenteil, dass ihr Chef so offensichtlich die Fassung verlor, schien ihre Aussage noch zu unterstreichen.
    »Es tut mir leid, Dominik.« Immer noch ruhig sah sie zu ihm hinüber. »Ich musste das tun. Ich musste die Wahrheit sagen. Ich konnte das nicht zulassen.« Langsam ging sie von der Bühne. Im Saal war es totenstill.
    In diesem Augenblick spürte ich ein erneutes Lachen in meinem Kopf. Der große Steuermann war aus dem Hintergrund getreten. Ich hatte seine Anwesenheit vergessen. Und er schien zufrieden. Ich hatte sein Werk vielleicht gerettet, sein Werk und unsere Welt, was ein und dasselbe war.
    Vielleicht war ich zusammengezuckt, hatte mich der erneute Kontakt erschrecken lassen. Samantha sah zu mir auf, fragte ob er da sei. Ich flüsterte ein Ja , obwohl es keine Veranlassung gab, jetzt leise zu sprechen.
    Was dann geschah, kam für mich genauso überraschend wie für alle anderen Anwesenden. Samantha verschwand. Von einem Augenblick auf den anderen war sie nicht mehr da, stand ich mit lächerlich angewinkelten, aber leeren Armen unweit des Rednerpultes allein auf dem Podium. Sie hatte sich in ihre eigene Welt zurücktransferiert.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit dann verging. Wenige Augenblicke, mehr nicht. Meine Zuhörer hatten sich noch nicht von ihrer Überraschung erholt, als der Polizist seine Waffe hob und schoss. Er hatte als erster reagiert. Noch bevor ich den Schuss hörte, spürte ich den Einschlag in meiner Brust. Keinen Schmerz. Wieder und wieder trafen mich die Stöße. Und während meine Knie unter mir nachgaben und ich langsam zu Boden ging, wurde es dunkel.
    Als ich wieder zu mir kam, wagte ich es nicht, die Augen zu öffnen. Ich lag – so viel war klar – auf einer weichen Unterlage, auf einem Bett oder einer Liege. Ohne mich zu rühren, spürte ich meinen Verletzungen nach, den Wunden in meiner Brust, den Schmerzen, die sie verursachen mussten.
    Doch da war nichts, nichts, außer einer Haube auf meinem Kopf. Erst als ich mir sicher war, dass ich keine Schmerzen hatte, öffnete ich die Augen.
    Ich lag in einem halbdunklen Raum. Die Liege neben der meinen war leer. Überall hingen Monitore und Schalttafeln.
    Mein erster Gedanke war, ich sei in einem Krankenhaus, liege irgendwo auf einer Intensivstation. So unwahrscheinlich es schien, ich hätte die Schüsse überlebt, keinen Augenblick dachte ich daran, ich sei tatsächlich tot und befinde mich in einem wie immer gearteten Jenseits. Dazu war mir meine Umgebung zu vertraut, erinnerte sie mich zu sehr an etwas Bekanntes.
    Dann sah ich Samantha. Sie stand an einer der Schalttafeln. Als ich Anstalten machte aufzustehen, trat sie heran und legte mir die Hand auf die Schulter. »Bleib liegen! Schone dich noch etwas. Du musst sehr erschöpft sein.«
    Vielleicht war ich

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