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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Vermietern hatten immer mehr Stockwerke hinzugefügt, die das vorhergehende jeweils überragten, so daß der Blick nach oben nur ein kleines Stück des grünen Kelewan-Himmels offenbarte, das sich allerdings grell gegen die drückende Düsternis abhob. Maras Soldaten strengten sich an, um in der plötzlichen Dunkelheit etwas erkennen zu können; wie immer achteten sie auf alles, was ihre Herrin bedrohen konnte, und dieses Labyrinth bot reichlich Gelegenheit für einen Hinterhalt.
    Auch die Brise vom Fluß konnte in das Gewirr aus Mietshäusern nicht eindringen, und so machte sich ein übelriechender Gestank aus Abfall, Müll und dem scharfen Geruch von faulendem Holz in der reglosen, feuchten Luft breit. Viele Fundamente waren von Moder zerfressen, weshalb die Wände eingebrochen waren und die Dachbalken auf trostlose Weise nach unten hingen. Trotz der abstoßenden Umgebung wimmelte es in der Straße von Menschen. Die Bewohner beeilten sich, Mara den Weg frei zu machen, und beim Anblick des Federbusches auf dem Helm des Offiziers quetschten sie sich an armselige Hütten, denen die Türen fehlten. Die Krieger großer Lords pflegten jeden armen Teufel zu schlagen, der nicht sofort aus dem Weg ging. Doch nur Scharen schreiender, schmutziger Gassenkinder forderten solch ein Unglück heraus; sie zeigten auf die Sänfte der Lady, die von ihrem Wohlstand kündete, und stoben vor den Soldaten auseinander, die mit den Speerschäften nach ihnen stießen, um sie zu vertreiben.
    Die Midkemier hatten aufgehört zu plaudern, sehr zu Lujans Erleichterung. Im Augenblick waren die Krieger beschäftigt genug und benötigten keine zusätzliche Verwirrung. Egal, wie oft die Barbaren zur Ruhe angehalten wurden, wie es sich für Sklaven ziemte, sie neigten zu ständigem Ungehorsam. Jetzt, als das Gefolge der Acoma sich zwischen den übervölkerten Mietswohnungen hindurchzwängte, begann die beißende, rauchige Luft aus den Verstecken der Verkäufer von Drogenblumen immer mehr vorzuherrschen. Diejenigen, die das Harz der Kamota-Blüte zu sich nahmen, lebten in Träumen und Halluzinationen, und Anfälle von Wahnsinn suchten sie heim. Die Krieger hielten ihre Speere kampfbereit und machten sich auf einen plötzlichen Angriff gefaßt, während Mara hinter verschlossenen Vorhängen saß und den duftenden Fächer dicht unter die Nase gepreßt hielt.
    Vor einer Ecke wurde das Tempo der Sänfte langsamer, und Mara rutschte zur Seite, als die Träger den Griff etwas veränderten und die Fracht an den Stützpfeilern eines herabhängenden Türeingangs vorbeiwuchteten. Einer der Stäbe verfing sich in dem schmutzigen Vorhang über dem Eingang und zog ihn etwas zur Seite. In dem Raum saßen dicht aneinandergedrängt mehrere Familien. Ihre Kleidung war schmutzig und ihre Haut voller Wunden. Sie teilten sich einen Topf mit ekliger Thyza, während in einem ähnlichen Topf in der Ecke die Notdurft des Tages gesammelt wurde. Auf einer zerlumpten Decke stillte eine Mutter ihr kraftloses Kind, während drei weitere Kleinkinder kreuz und quer über ihren Beinen hingen. Sie alle trugen die Spuren von Ungeziefer, Krankheiten und Hunger. Mara wurde übel von dem Gestank, und sie mußte würgen. Doch da man ihr von Geburt an erklärt hatte, daß Armut und Reichtum nach dem Willen der Götter verteilt wurden, als Belohnung für die Taten in einem früheren Leben, schenkte sie den armen Teufeln keine Beachtung.
    Die Träger befreiten die Sänfte vom Türeingang. Als sie sich wieder richtig aufstellten, erhaschte Mara einen Blick auf die neuen Sklaven hinter ihr. Der große Rothaarige murmelte etwas zu einem anderen, ebenfalls kräftig gebauten Sklaven mit schütterem Haar, der ihm mit so viel Respekt lauschte, als handelte es sich bei dem Großen um einen Anführer. Empörung, vielleicht sogar Entsetzen spiegelte sich auf den Gesichtern der beiden Männer. Es blieb Mara ein Rätsel, was sie dazu verleiten konnte, an einem solch öffentlichen Ort vor Personen, die beinahe so ehrlos wie die Sklaven selbst waren, derartige Gefühle zu zeigen.
    Das Armenviertel von Sulan-Qu war nicht groß, dennoch zog sich der Marsch durch die überfüllten Straßen quälend in die Länge. Schließlich blieben die Mietshäuser hinter ihnen zurück, als die Straße einer Biegung des Gagajin folgte. Hier wich die Düsternis ein wenig, wenn auch nicht sehr viel. Anstelle der verschimmelten Mietshäuser gab es Lagerräume, Hütten von Handwerkern und Fabriken. Färbergeschäfte und

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