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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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Als sie die Bar betraten, schauten die Gäste zur Tür und verstummten. Dies war kein Ort, an den sich eine Frau verirren sollte. Die meisten Gäste waren schon älter, hatten harte Augen, die in aufgeschwemmten Visagen lagen. Die Debilität in einigen Gesichtern war eher auf Chromosomen zurückzuführen als auf übermäßigen Alkoholkonsum, der ihre Disposition allerdings seit langem unterstützte. Keiner sah so aus, als könne man einen Scherz auf seine Kosten machen. Ein einbeiniger Veteran der französischen Fremdenlegion starrte bösartig unter seinem Képi hervor.
    “Nach jedem Krieg gibt es ein ungewolltes Abfallproblem”, murmelte Gill. Aus einem Lautsprecher ertönte Saigon von Stuff Sergeant Barry Sadler. In einer Ecke stand ein PC. Der Bildschirm flimmerte. Ein drahtiger junger Mann saß davor und holte sich Informationen aus dem Internet. Die Wände waren mit Fotos von Söldnern, Landkarten verschiedener Krisenregionen, Orden, Wimpeln und Stichwaffen dekoriert. Hinter dem Tresen hingen Insignien und Abzeichen von Kommandos und Eliteeinheiten wie den Navy SEALs oder den Green Berets. Auf dem Tresen stand ein Wimpel des Kommandos, das 1964 in Stanleyville eingerückt war, nachdem sechshundert belgische Paras über der Stadt abgesprungen waren. Sie hatten die Stadt im Handstreich genommen und 1600 weiße Geiseln befreit. Für achtzig Europäer waren sie zu spät gekommen.
    Gill zeigte auf den Wimpel, als sie an schweigenden Männern vorbei zu einem Tisch in der hintersten Ecke gingen. Gut hörbar erklärte er: “Der Wirt war dabei, als Söldner unter Mike Hoare gegen die Steinzeitkrieger der Simbas kämpften, um die Europäer zu befreien. Als sie in Stanleyville eindrangen, fanden sie Berge von Leichen. Einigen hatten die Simbas Benzin in den Hals geschüttet. Dann haben sie ihnen den Bauch aufgeschlitzt und sie angezündet. Auch Frauen und kleine Mädchen, nachdem man sie vergewaltigt hatte. Eine junge Nonne wurde von den Simbas vergewaltigt, gefoltert und anschließend vor der Mission an einen Karren gefesselt, damit sie jedem zur Verfügung stand. Der Wirt hat ihr den Gnadenschuss gegeben. Sie hätte die Verletzungen nicht überlebt. Die meisten Überlebenden endeten im Irrenhaus.”
    Monika glaubte, gleich kotzen zu müssen.
    Hinter dem Tresen stand ein älterer Mann mit buschigem Schnauzbart und einem runden Gesicht. Er hatte jedes Wort verstanden und musterte Gill misstrauisch. Ein König in seinem Reich. Er zapfte ein Bier und sagte auf Französisch zu einem Grauhaarigen vor dem Tresen: “Serge hat gesagt, der Afghane kommt heute noch. Dürfte der erste Afghane sein, den ich bewirte.”
    “Dann setz schon mal Teewasser auf”, entgegnete der Grauhaarige und lachte. Die anderen Gäste hatten auf ein Zeichen gewartet und nahmen ihre Gespräche wieder auf. Der Wirt kam um den Tresen auf Gills Tisch zu.
    “Das ist der Wirt, Charles Masy. Nachdem er den Kongo verlassen hatte, machte er 1966 diese Bar auf. Er ist eine Legende”, flüsterte Gill. Monika betrachtete fasziniert ein vergilbtes Foto: Aus einer Öltonne, die auf einem Reisighaufen stand, grinste ein weißes Gesicht. Um die Tonne und den Scheiterhaufen sprangen zerlumpte Schwarze mit Pfeil und Bogen herum. “Das Bild ist ein Spaß, den sich die Söldner gemacht haben, um die kanibalistischen Riten der Baluba nachzuahmen.”
    Masy baute sich vor ihrem Tisch auf.
    “Ich habe viel von Ihnen und Ihrer Bar gehört, Monsieur Masy, und freue mich Sie kennenzulernen.”
    Masy schaute ihn unfreundlich an. Er musste oft genug neugierige Kundschaft rauswerfen, die nicht hierher gehörte und sich schlecht benahm. Ein Ort wie dieser hatte seine besonderen Regeln. Und zur Durchsetzung brauchte man keinen Türsteher.
    “Dies ist keine Bar für Frauen, Monsieur. Wir sind so etwas wie ein Club und bewirten nicht jeden.”
    “Das weiß ich. Aber unsere spezielle Situation erlaubt es nicht, dass ich Madame alleine lasse, um in Ihrem Etablissement nach Freunden zu fragen. Ich würde nicht mal wagen, sie alleine im Auto vor der Tür zu lassen.”
    Masy knurrte etwas, das wohl Verstehen ausdrücken sollte. “Was für Freunde?”
    “Ich habe gehört, Jacko Border sei in Brüssel.”
    “Wer?”
    “Jacko schreibt für Soldiers of Fortune. Ich habe ihn in Afghanistan beim Angriff der Mudjahedin auf Kandahar getroffen. Aber vielleicht war er noch nie hier.”
    “Nein.”
    “Oder Jordan Stuart..”
    “Der Südafrikaner?”
    “Ich bitte Sie, Monsieur Masy!

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