Der Sodom Kontrakt
zu. “Sssoll ich dir mal ganz lange wat über mich erzählen?”
“Dackel ab”, knurrte Wilcke.
“Sei ‘n Kumpel, gib ein’ aus.”
Der Wirt kam aus der Küche zurück und brüllte durch die Kneipe: “Setz dich hin, Ewald! Bei mir werden keine Gäste belästigt. Oder du fliegst raus. Ich hab die Faxen dick mit dir!” Ewald fixierte den fernen Tresen und machte sich auf den Weg.
Kubek kam durch die Tür, schaute sich gehetzt um und entdeckte Wilcke. Er warf die Videokassetten auf den Tisch und setzte sich. “Mann, was soll das denn wieder?”
“Deine Kommissar-Freundin hat sich was Nettes ausgedacht. Du hältst lieber den Mund und machst, was man dir sagt.”
“Ich weiß, dass sie bei Karibik-Klaus war. Geht es ihm jetzt an den Kragen? Dann brauch ich Zeugenschutz.”
Wilcke nahm die Kassetten aus den Hüllen, zog die Nummernaufkleber ab und klebte sie auf die überspielten Kassetten. Er legte die Tapes in die Plastikhüllen der Videothek.
“So. Jetzt bringst du die Kassetten zurück. Du machst es sofort. Du gehst nicht erst nach Hause, um sie anzuschauen. Alles klar?”
AUTOBAHN/BRÜSSEL. Der Mercedes fuhr über das Kölner Westkreuz und bog in Richtung Aachen ab. Gill fuhr durch die Dauerbaustelle über die Rheinbrücke. Er hatte die Strecke gewählt, um eventuelle Verfolger zu irritieren. Mehrere Male hielt er an einem Autobahnparkplatz um die nachkommenden Fahrzeuge mit der Videokamera aufzunehmen. Nachdem er den Vorgang zweimal wiederholt hatte, kontrollierte er auf dem Bildschirm der Kamera die Nummernschilder der vorbeifahrenden Autos. So konnte er feststellen ob derselbe Wagen ihn beim Filmen zwei oder dreimal überholt hatte. Ein Wagen, der mehrmals an ihnen vorbeigefahren wäre, konnte ein Verfolger sein.
Zu seiner Zufriedenheit entdeckte er nichts. Natürlich hätte er unbemerkt überholt werden können, als er auf einen Parkplatz gefahren war. Aber Parkplätze lagen immer zwischen zwei Ausfahrten, und ein guter Verfolger wäre nie so dicht aufgefahren.
Monika sah aus dem Seitenfenster auf den Dom, der hinter ihnen zurück blieb.
“Ich wollte immer nach Köln ziehen...”
“Warum?”
“Der rheinischen Mentalität wegen. Ist alles etwas lässiger, schon südländisch...”
“Das glauben Sie doch selber nicht. Köln dürfte nach Berlin die korrupteste Stadt Deutschlands sein.”
“Sag ich doch: so südländisch. Sie kennen Witten nicht. Das ist eine korrupte Stadt.”
“Wahrscheinlich findet man in der ganzen Republik keine saubere Verwaltung oder Regierung mehr. Unsere Zivilisation torkelt in den Abgrund.”
“Und was kommt dann?”
“Keine Ahnung. Krieg. Bürgerkrieg. Aber wahrscheinlich läuft es noch eine Weile so weiter. Die Menschen sind geduldig.”
Sie gerieten in einen Stau. Auf der nassen Fahrbahn war ein übermütiger Porsche-Fahrer durch die Fahrbahntrennung auf die Gegenrichtung geraten und in einen Lkw gerast. Die Wolken rissen auf, und bleiche Sonnenstrahlen erreichten die Autobahn. Nach einer Stunde löste sich der Stau auf, und sie fuhren langsam auf der linken Spur an einer endlosen Lkw-Kolonne vorbei. Da immer wieder ein rücksichtsloser Lkw-Fahrer nach links ausbrach um einen langsameren Kollegen zu überholen, kam auch die linke Spur immer wieder zum Stillstand.
“Das ist ja nicht auszuhalten, stöhnte Monika. “Wie lange soll das noch gehen?”
“Wenn wir Pech haben, bis Brüssel. Wenn wir Glück haben, bis zur Grenze. Das ist das große europäische Transportspiel: Unentwegt wird Scheiße quer durch den Kontinent transportiert. Statt sich regional mit Lebensmitteln bei den einheimischen Bauern zu versorgen, beziehen wir sie aus Italien, Belgien und umgekehrt.”
Gill fuhr neben einem Truck mit Anhänger. Monika schaute zu dem Lkw-Fahrer hoch. Der zuckte mit dem Kopf vor und zurück. “Was ist denn mit dem los?”
Gill warf einen Blick nach rechts. “Wahrscheinlich holt er sich gerade einen runter.”
“Wie bitte?”
“Ist weit verbreitet. Für wen sind wohl die Pornohefte in den Raststätten? Die haben so starken Termindruck, dass sie nicht mal zum Onanieren rechts ranfahren. Häufige Unfallursache. Sie haben mal einen Lkw-Fahrer mit der Hose in den Kniekehlen aus einem Wrack geholt. Der konnte sich das gar nicht erklären. Wahrscheinlich sei ihm beim Aufprall die Gürtelschnalle geplatzt und die Hose runtergerutscht.”
Monika lachte laut und vulgär.
“Wir leben im Jahr Zweitausend”, grinste Gill, “da definiert das
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