Der Sodom Kontrakt
aus. Dagegen ist das Gezeter um den Scheiß-Euro nichts.”
Masy hatte sich in Rage geredet. “Früher habe ich gedacht, die verdammten Simbas sind das Brutalste auf der Welt. Blutrünstige Kannibalen, keine Menschen. Aber sie sind grausam, wie Kinder grausam sind. Gedankenlose Halbaffen, die nicht denken können. Diese dekadenten Politiker und Bürokraten sind tausendmal schlimmer als die Simbas. Sie morden, weil sie eine schwarze Seele haben. Sie quälen unschuldige Kinder, weil es ihnen gefällt. Es ist schlimmer als im alten Rom. Ich bin nach Afrika gegangen, um für Europa und den Westen zu kämpfen.” Masys Faust krachte auf den Tisch. “Gekämpft habe ich für kranke Krämerseelen. Meine Kameraden sind für reiche Schweine gestorben, während die ihre Kinder vergewaltigt haben. Wenn ich jünger wäre, würde ich mit einer Handvoll Katanga-Gendarmen die EU in die Luft jagen, bis nur noch eine Bombentrichter übrig bleibt. Und dann würde ich ein Schild mit der Aufschrift an den Rand stellen: Hier starb das Abendland. Jeder Ayatollah hat mehr Ehre im Leib als diese ranzigen Politiker.”
“Ich empfinde ähnlich. Ein Freund von mir ist umgebracht worden, und einiges deutet darauf hin, dass es mit Dutroux zusammenhängt.”
Masy winkte, noch immer erregt, zum Tresen. Der Keeper griff ins Regal und kam mit einer Flasche Whisky und drei Gläsern an ihren Tisch. Masy schenkte wütend ein. Ein Glas schwappte über. “Dann wünsche ich dir Glück. Kann ich etwas tun? Brauchst du Feuerkraft?”
“Ich habe alles. Vielleicht brauche ich noch ein paar Informationen. Gibt es eine Telefonnummer, unter der ich dich anrufen darf?”
Masy knurrte und schrieb zwei Nummern auf einen Zettel. “Die obere ist meine. Die untere ist unser Notruf. Hier sind immer genug Leute, die in wenigen Stunden an jedem Ort dieser verluderten Welt einsatzbereit auflaufen können. Es gibt nicht mehr viele von uns. Die Neuen aus Ex-Jugoslawien, die jetzt überall rumhängen, sind anders. Keine Disziplin, keine Ideale - nicht mal die falschen. Auch ihre Seele verfärbt sich schwarz. Außerdem fehlt ihnen, was wir hatten: unbedingter Zusammenhalt. Aber uns gibt es noch. Und wir sind da, wenn wir gebraucht werden.” Masy stürzte den Whisky runter. Gill zog nach. Monika griff sich ihre Apotheke, schauderte und trank sie auf einen Schluck.
Masy schaute sie an. “Vielleicht sollten die Frauen übernehmen. Vielleicht sind sie nicht so degeneriert. Vielleicht sollten wir das Land den Schwarzärschen überlassen. Schlimmer kann es nicht werden. Wo willst du jetzt hin?”
“Richtung Zeeland.”
“Dann fahr über Antwerpen.” Masy schrieb einen weiteren Zettel. “Nihoul hatte mit Gladio zu tun. Combat Kleber, dessen Adresse ich dir aufgeschrieben habe, weiß alles über Gladio. Falls du mehr wissen willst, geh zu ihm. Sag ihm, du kommst von mir. Er soll anrufen, um es zu überprüfen.”
Gill bedankte sich und steckte den Zettel ein. “Noch etwas. Die deutsche Polizei sucht mich, weil sie annimmt, ich hätte meinen Freund erschossen. Es kann sein, dass sie meine Spur finden. Dann bekommst du vielleicht Besuch.”
Masy lachte freudlos. “Die Gendarmerie hat hier Lokalverbot. Unsere korrupte Gendarmerie hat sogar in der Hölle Lokalverbot. Falls doch...” Er sprach jetzt so laut, dass alle Gespräche verstummten und jeder in der Bar ihm zuhörte. “Falls doch, bist du nie hier gewesen. Keiner hat dich gesehen. Dich gibt es gar nicht.”
Die Gäste schauten Gill an und tippten sich mit zwei Fingern an die Schläfe. Dann wandten sie sich wieder ihren Getränken und Erinnerungen zu.
“Falls du eine Unterkunft brauchst...”
“Nein. Wir fahren sofort weiter.”
Monika stand auf und stieß mit dem Kopf leicht gegen einen alten Kassettenrecorder, der an der Wand hing.
“Was soll der denn? Musik für die Schlacht?”
“Das ist eine Erinnerung an Angola. Die Portugiesen hatten vergeblich versucht, die Freiheitskämpfer in Hinterhalte zu locken. Jedes Mal wenn sie sich im Busch verschanzten, nahmen die MPLA-Soldaten einen anderen Weg. Es gab viel Theater wegen vermeintlicher Verräter. Schließlich kriegten sie raus, woran es lag: Wenn die Portugiesen sich im Busch niederließen, flohen alle Tiere, vor allem die Vögel. Der Busch war still. Die erfahrenen Dschungelkämpfer der MPLA wussten sofort, dass man ihnen auflauerte und umgingen das Gebiet. Also nahmen die Söldner Vogelgekreische auf und hängten Kassettenrecorder in die
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