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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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ergriff er ihre Hand. Der Abt wandte sich ab.
    »Natürlich«, erhob der Abt erneut die Stimme, »wünscht der Jarl, daß überall kund und zu wissen getan werde, daß er niemandem, der zu gehen wünscht, irgendwelche weltliche Hilfe zuteil werden läßt, da er selbst nicht gedenkt, das Kreuz zu nehmen.«
    »Gar nichts?« fragte Ranulf, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht.
    Der Abt schüttelte langsam den Kopf. Murdo sah, wie sehr der Kirchenmann seine Rolle als Gesandter genoß, und er haßte ihn dafür nur um so mehr. Dieser Wichtigtuer mischt sich in alles ein, dachte Murdo und erfreute sich an der Vorstellung, wie der Rücken des Abtes aussehen würde, wäre er mit unzähligen glühendroten Furunkeln übersät.
    »Ihr müßt es nehmen, wie es ist«, erwiderte der Abt. »Der Jarl be-sitzt Ansprüche aus seinem Eigentum. Es genügt, daß er auf nicht absehbare Zeit auf die Tribute seiner Edelleute verzichten muß. Man kann nicht von ihm erwarten, daß er außerdem noch alle mit Ausrüstung und Proviant ausstattet.«
    »Aber.«, begann Ranulf, doch seinem Protest wurde von der herrisch erhobenen Hand des Abtes Einhalt geboten.
    »Die Kirche betrachtet jene, die am Kreuzzug teilnehmen, als Pilger, und als solche müssen sie die Kosten der Pilgerfahrt aus eigener Tasche tragen.« Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als wolle er den Wert der Ausstattung abschätzen. »Falls jemand die entsprechenden Mittel nicht aufbringen kann, dann wäre es vielleicht klüger, die Reise nicht anzutreten.«
    »Der Tribut wird also ausgesetzt?«
    »Natürlich.«
    »Für die gesamte Dauer des Kreuzzugs?«
    Der Abt nickte. »Und auch der Zehnte und die Steuern, ja; aber natürlich nur bis zur Rückkehr des Pilgers.«
    Ranulf rieb sich das Kinn und schätzte in Gedanken sein Vermögen ab.
    »Mir gefällt die Vorstellung nicht, daß die Liebe zum Mammon zwischen einem Mann und seiner heiligen Pflicht stehen könnte«, fuhr Abt Gerardus fort. »Der geistige Lohn der Pilgerfahrt ist nicht unbeträchtlich. Wie Ihr wißt, wird den Pilgern die Absolution für alle Sünden erteilt, die sie auf der Kreuzfahrt begehen, und sollte jemanden, der das Kreuz genommen hat, der Tod ereilen, wird er augenblicklich ins Paradies auffahren.«
    »Das habe ich auch gehört«, bestätigte Ranulf.
    Frau Niamh stand schweigend hinter ihrem Mann. Ihr Blick war finster; die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt und die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepreßt. Murdo kannte diesen Gesichtsausdruck, und er fürchtete sich zu recht davor.
    In diesem Augenblick betraten die drei jungen Männer die Halle. Begierig, die Neuigkeiten des Abtes zu hören, traten sie an die Tafel, und Ranulf winkte sie zu sich heran. »Wir haben unsere Ant-wort«, informierte der Herr von Hrafnbu seine Söhne und seinen Neffen. »Jarl Erlend erlaubt den Kreuzzug, doch wir dürfen keine Hilfe von ihm erwarten.«
    »Wir können also gehen?« fragte Torf, blickte von seinem Vater zum Abt und wieder zurück.
    »O ja, das können wir«, antwortete Ranulf
    »Dann nehme ich das Kreuz!« erklärte Torf und trat entschlossen vor.
    »Torf-Einar!« rief Frau Niamh. »Es ist nicht an dir, das zu erklären!«
    »Ich nehme das Kreuz!« echote Skuli, ohne seine Mutter zu beachten.
    Um nicht außen vor zu stehen, trat auch Paul vor. »Im Namen Christi, ich nehme das Kreuz!«
    Ranulf stand auf und blickte entschlossen zu seiner Frau. »Sagt Bischof Adalbert, daß Herr Ranulf von Dyrness und seine Söhne an Sankt Johann zu ihm kommen und das Kreuz nehmen werden.«
    Als Murdo diese Worte hörte, schlug sein Herz vor Aufregung immer schneller. Bedeutete das, daß sein Vater auch ihn mitnehmen wollte? Vielleicht hatte der Herr ja seine Meinung inzwischen geändert und würde ihn doch nicht zu Hause lassen. Murdo hielt den Atem an.
    Der junge Abt nickte. »Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß ich es ihm ausrichten werde. Natürlich werdet Ihr Eure Ländereien für die Dauer der Pilgerfahrt unter den Schutz der Kirche stellen wollen.«
    »Das wird nicht notwendig sein«, erwiderte Ranulf in beiläufigem Tonfall. »Während meiner Abwesenheit wird Frau Niamh die Herrschaft ausüben. Mein Sohn Murdo wird ihr selbstverständlich zur Seite stehen, und da der Jarl in Orkneyjar bleibt, haben wir nichts zu befürchten.«
    Die Hoffnung, die so unvermittelt in Murdos Herz aufgeflammt war, verbrannte zu Asche.
    »Das ist natürlich Euer gutes Recht, Herr Ranulf«, bemerkte der
    Abt.

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