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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Schwester war verschleppt, nicht tot. Also gab es noch Hoffnung für sie und für die anderen.
    Wela hatte sich die ganze Zeit um das Feuer gekümmert und geschwiegen. Jetzt sagte sie: »Ich verstehe eines nicht, Curru. Du nennst Awin immer deinen Schüler, doch Mabak hat uns berichtet, welche Wunder er vor Serkesch vollbracht hat. Hat er nicht Dinge gesehen, die dir verborgen blieben?«
    Curru starrte sie finster an. »Mabak ist noch jung, er hat das eine oder andere vielleicht nicht richtig verstanden.«
    »Auch der Yaman, und ich meine nicht diesen Knaben, sondern seinen Vater Aryak, hat anerkannt, dass Awin nun ein Seher ist«, erklärte Merege ruhig. »Hat er ihm nicht den Speer seines Sohnes Ech gegeben als Zeichen, dass er nun zu den Yamanoi gehört?«
    Curru warf ihr einen feindseligen Blick zu, stand auf und verschwand in der Dunkelheit. Tuge gestattete sich ein schwaches Lächeln. »Dann haben wir also nun zwei Seher in unserem Klan - beinahe genauso viele, wie wir Krieger haben.«
    »Und ihr habt wieder einen Yaman«, warf Eri ein.
    Tuge warf Holz ins Feuer. »Es stimmt, du hast Anspruch auf die Nachfolge deines Vaters, doch können wir wenigen noch Klan genannt werden? Du hast es der Klugheit deiner Mutter zu verdanken, dass es unsere Sippe überhaupt noch gibt, Eri. Heredhan Horket war hier. Er hat uns berichtet - von der Schlacht am Glutrücken und auch von seinem Vetter, den du erschlagen hast.«
    Eri biss sich auf die Lippen und verstummte. Awin fragte sich, ob er Reue empfand. Seine unbedachte Tat hatte letztlich zum Tod vieler guter Männer geführt.
    Tuge fuhr fort: »Der Heredhan hat uns angeboten, uns in seinen mächtigen Klan aufzunehmen. Aber deine Mutter lehnte dankend ab und sagte, dass wir bereits mit Auryds Klan
über einen Zusammenschluss verhandeln. Horket nahm es zähneknirschend hin, und dann raubte er uns drei Viertel unserer Tiere als Sühne für seinen Vetter.«
    »Vereinigen mit dem Fuchs-Klan?«, fragte Eri mit einem Stirnrunzeln. »Das ist ein seltsamer Gedanke. Und nicht meine Mutter hat darüber zu befinden, und auch nicht du, Tuge, sondern ich, Eri, Aryaks Sohn und rechtmäßiger Yaman des Klans der Schwarzen Berge.«
    Der Bogner sah ihn nachdenklich an. »Ich weiß nicht einmal, ob wir noch genug Männer im Klan haben, um dich auf den Schild zu heben, Eri, Aryaks Sohn.«
    »Das wird sich schon finden. Doch sag uns endlich, wo meine Mutter ist und wo die anderen sind«, forderte Eri ungehalten.
    »Sie sind am Sichelsee, bis auf den jungen Mabak, der schon beim letzten Neumond aufgebrochen ist, sich eine Braut in Auryds Klan zu suchen«, berichtete Tuge. »Als wir das Lager verließen, konnten wir jedoch nicht alles Wertvolle mitnehmen, denn wir hatten weder genug Wagen, noch genug Pferde, sie zu ziehen, oder auch nur Hände, um sie zu lenken. Einen der Wagen mussten wir ohnehin zurücklassen, denn der Sturm hat ihn den Hang hinuntergetrieben, und eines der Räder war zerbrochen. Wir haben ihn zerschlagen und unter diesen Zelthäuten verborgen. Nun sind wir zurückgekommen, um zu holen, was noch von Wert ist. Da sahen wir auf der Hügelkuppe vier Reiter vor dem Abendrot - und den Rest kennt ihr. Ihr hättet uns sicher auch entdeckt, doch ich glaube, eure Augen galten ganz und gar dem Lager.«
    Awin nickte düster. »Es hätte gut zu dieser verfluchten Geschichte gepasst, dass wir von den eigenen Leuten erschlagen werden.«
    »Stell dich nicht so an, du lebst ja noch«, erwiderte Wela. Vielleicht sollte es spöttisch klingen, doch Awin konnte nicht
darüber lachen. Zu viel Schreckliches war geschehen. Dann fiel ihm ein, dass Welas Vater am Glutrücken gefallen war und dass auch sie Entsetzliches durchgemacht haben musste. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte, und fragte daher: »Du bist jetzt die Schmiedin unseres Klans?«
    »So ist es. Doch ich sage dir, ich hätte gerne noch viele Jahre darauf gewartet. Und du bist jetzt Seher?«
    Eri schnaubte verächtlich, doch Awin hatte genug davon, dass der Yamanssohn, ebenso wie Curru, bei jeder Gelegenheit versuchte, ihn herabzusetzen. Die Lage war viel zu ernst, um sich weiter mit solchen Kindereien aufzuhalten. »Ja, ich bin ein Seher«, sagte er schlicht. »Ich war auf der Großen Reise des Geistes, und ich habe Dinge gesehen, die wenige vor mir sahen. Und wenn das manchen in diesem Klan nicht gefällt, nun, es gibt andere Sippen.«
    In der Ferne heulte ein Wolf.
    »Die Wölfe wittern den Zwist«, meinte Merege, »und sie warten

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