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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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werden sie dieses Zeichen sehen und Hoffnung schöpfen. Wenigstens werden sie ins Grübeln kommen.«
    »Aber die Krieger schlafen.«
    »Nicht alle, Awin, und es ist gut, dass nur wenige es sehen werden, denn beim Weitersagen ist noch jede Geschichte gewachsen.«
    Awin konnte riechen, fast schmecken, dass sich irgendwo eine Falle verbarg, dass es ein Fehler wäre, Curru und vor allem Eri zu vertrauen. Zögernd sagte er: »Dann verrate mir, Curru, wie du mir Gehör verschaffen willst, dann erst werde ich entscheiden, ob ich mich auf diesen Handel einlasse.«
    »Komm näher, junger Seher, und höre, welchen Weg dein alter Meister für dich gefunden hat.«
     
    Es ist ein Fehler, es kann nicht viel Gutes daraus werden , dachte Awin, als er den Hügel hinabstieg. Nun musste er Merege erklären, warum er den Stab in Eris Hände gelegt hatte, und gleichzeitig musste er sie um Hilfe bitten. Das konnte ihr nicht gefallen, aber er betete zu den Hütern, dass sie es wenigstens verstehen würde. Sie war nicht am Zeltplatz. Ob sie noch am Bach war? Er wusste, es wäre klüger, sie gleich aufzusuchen, aber er war müde, und seine Gedanken kreisten. Er fühlte sich nicht in der Lage, ihr seine Entscheidung jetzt vernünftig zu
erklären. Er würde es ihr am nächsten Morgen sagen, gleich als Erstes.
    Einige Krieger saßen am Feuer und musterten ihn misstrauisch, als er in sein Zelt kroch. Vielleicht war ihnen aufgefallen, dass er den Stab nicht mehr dabeihatte. Es war schon erstaunlich, dass sie ihn nicht den ganzen Abend verfolgt hatten. Oder hatten sie das? Isgis Jäger hatte er nach dem Treffen mit Merege am Steinkreis weder gesehen noch gehört. Am Bach, als Merege das Leben einer Pflanze in Licht verwandelt hatte, hätte er ihn jedoch sehen müssen. Oder vertraute Isgi inzwischen darauf, dass Awin bleiben würde? Awin betete zu Mareket, zu Edhil und zu Tengwil, dass alles gut gehen möge. Er streckte sich neben dem leise schnarchenden Tuge aus und war sich sicher, dass er nicht einschlafen konnte. Es lasteten einfach zu viele bedrückende Fragen auf ihm. Er atmete tief durch, schloss die Augen und versuchte, die Anspannung loszuwerden. Er würde für den kommenden Tag alle Kräfte brauchen. Aber es hielt ihn nicht auf seinem Lager. Irgendetwas trieb ihn dazu, aufzustehen und sich davonzustehlen.
    Es war Nebel aufgekommen. Die Lagerfeuer waren nur noch undeutliche Lichtpunkte, an denen einige wenige schemenhafte Gestalten saßen. Es war ruhig geworden, die meisten Hakul schienen zu schlafen, das begünstigte sein Vorhaben. Awin schlich zum Zelt Horkets. Er konnte nicht sagen, was ihn antrieb, es war, als würde ihn eine höhere Macht dort hinziehen. Ganz plötzlich stand er vor einem grauen Rundzelt, aber es war gar nicht das von Horket. Er hörte leises Gemurmel aus dem Inneren. Er ging hinein - nein, er war auf einmal innerhalb des Zeltes, ohne dass er wusste, wie er dort hingekommen war. Er fühlte eine starke Beklemmung. Es war merkwürdig hell im Inneren, beinahe als sei es Tag. Isgi war dort. Er kniete auf dem Boden, stampfte mit dem Stößel einige Kräuter in einem Mörser
klein und murmelte leise Beschwörungsformeln. Offenbar hatte er Awin noch gar nicht bemerkt. Leise summend stampfte er weiter Kräuter und Beeren. Awin erkannte die giftige Rabenbeere, sonst schienen die Pflanzen fremd. Der Stößel unterbrach seine Arbeit, Isgi blickte auf und warf Awin einen scharfen Blick zu. »Awin«, rief eine Stimme, aber es war nicht die von Isgi. Erschrocken prallte er zurück. Um seine Füße war Wasser. Erstaunt blickte er auf. Vor seinen Augen entfaltete sich das weite dunkle Meer. Lange Wellen rollten mit weißen Schaumkronen auf ihn zu, brachen sich und umspülten seine Füße.
    »Ich habe lange auf dich gewartet, junger Hakul.«
    Awin drehte sich um. Da stand Senis, weißhaarig und bucklig, und ihre Augen blitzten. Staunend sah Awin sich um. Der Strand lag schwarz unter dem Mond, genauso das Meer, aber gar nicht weit entfernt ragte eine mächtige weiße Stadtmauer in einen fremden Himmel. Der Nebel war verschwunden.
    »Ich bin am Schlangenmeer?«, fragte er verwirrt.
    »Vor den Mauern der Stadt Pleigos, im Land der Iaunier, wenn du es genau wissen willst.«
    »Ich träume?«
    »Dein Geist ist hier, Seher.«
    »Aber … ich war so lange blind. Wie …«
    »Ich habe dich gesehen, Awin, und gerufen habe ich dich oft, aber solange du den Lichtstein in Besitz hattest, konnte ich dich nicht erreichen.«
    »Der Heolin hat mich

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