Der Sommer deines Todes
gemacht, für einen auf Unternehmenssicherheit spezialisierten Dienstleister gearbeitet und kennen sich daher in unserem Metier aus. Darüber hinaus sind Sie ein kompetenter Privatdetektiv. Aus diesem Grund sind Sie vielleicht genau der Richtige, um einen bestimmten Aspekt eines Falles zu bearbeiten, den wir übernommen haben.»
Bevor Mac darauf etwas entgegnet, geht er im Geist noch mal kurz ihre Lobeshymne durch, die ihn argwöhnisch werden lässt. «Wenn die Sache ein Kinderspiel ist, warum erledigt sie dann nicht einer von Ihren Leuten?»
«Wir haben schon eine beträchtliche Anzahl von Mitarbeitern für diesen Fall abgestellt, doch für diesen speziellen Aspekt benötigen wir ein ganz anderes Maß an Diskretion.»
Ah, Diskretion. Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Sie schätzt an ihm, dass er ein vollkommener Niemand ist. Ihr Urteil ist ein Schlag ins Gesicht. An seiner beruflichen Unabhängigkeit gibt es ein störendes Element, an das er sich immer noch nicht gewöhnt hat: Ohne die Zugehörigkeit zu einer größeren Organisation ist man frei
und
auf sich allein gestellt.
«Wir brauchen jemanden, der ungebunden ist und ganz genau weiß, was er zu tun hat.»
Jetzt rück endlich heraus mit der Sprache, Lady.
Mac lehnt sich zurück, hört sich die Lobhudeleien an und versucht, nicht zu grinsen. Er ist davon überzeugt, dass er so kompetent ist, wie sie ihn schildert, aber es ist ihm unangenehm, wenn das jemand laut ausspricht. Seine liebevollen und streng katholischen Eltern, noch in Irland geboren, haben ihm und seinen Geschwistern beigebracht, dass Stolz eine Sünde ist.
«Der Auftrag als solcher wird nur ein paar Stunden in Anspruch nehmen, und unser Klient ist durchaus gewillt, sich Ihre Unterstützung ein stattliches Sümmchen kosten zu lassen.»
Gier ist ebenfalls eine Sünde, aber er ist ein erwachsener Mann in einer modernen Welt, und seine Eltern sind tot. Die Zeiten sind hart, und er muss eine Familie durchbringen.
«Wie stattlich?», hakt er nach.
«Was halten Sie von zehntausend Dollar?»
«Ich würde sagen, das ist ein Anfang.»
«Unser Klient ist bereit, bis auf zwanzig hochzugehen.»
Da läuten bei Mac die Alarmglocken: Diese Summe ist für einen halben Tag Arbeit nicht angemessen. Selbstverständlich ist er sich darüber bewusst, wie viel Schaden jemand in ein paar Stunden oder auch nur Minuten anrichten kann. Wie wenig es braucht, jemanden zu töten – oder selbst umgebracht zu werden. Sucht Kroll einen unauffälligen Typen, der jemanden ausschaltet? Geht es darum? Falls Ms. Chen sich einbildet, er würde seine Werte, seine Integrität und seinen Anstand für Geld über Bord werfen, täuscht sie sich gewaltig.
«War nett, Sie kennenzulernen», lügt er, rutscht mit dem Stuhl nach hinten und macht Anstalten aufzustehen.
Fassungslosigkeit spiegelt sich in ihrem Gesicht. «Möchten Sie denn gar nicht erfahren, worum es bei diesem Job geht?»
«Ich denke, ich habe eine Vorstellung davon.»
«Meinen Sie etwa … Mr. MacLeary, ich garantiere Ihnen, in dem Geschäft sind wir nicht. Weit gefehlt.»
Das ist eine faustdicke Lüge. Sie selbst hat darauf hingewiesen, dass er mal für eine Firma gearbeitet hat, die Sicherheitslösungen anbietet. Dass sie beide einander etwas vormachen, ist überflüssig: Es gibt keine Grenzen, die nicht überschritten werden, und es findet sich immer jemand, der für die entsprechende Summe einen Mord begeht.
«Auf mich wartet Arbeit.» Mac geht auf die Tür zu, aber ehe er die Hand auf die Türklinke legt, unternimmt sie einen weiteren Versuch, ihn zu ködern.
«Es geht bei der Ermittlung um Geldwäsche. In London. Unser Klient ist bereit, bis zu dreißigtausend Dollar zu bezahlen, und da alle Auslagen erstattet werden, können Sie Ihre Frau mitnehmen. Die Hälfte erhalten Sie als Vorschuss, die andere Hälfte nach Erledigung Ihres Auftrags. So leicht haben Sie Ihr Geld noch nie verdient, und Sie brauchen sich auch nicht die Hände schmutzig zu machen. Das verspreche ich Ihnen.»
Mac dreht sich um. «Woher wissen Sie, dass ich verheiratet bin?»
«Sie tragen einen Ehering.»
«Ich könnte ja auch mit einem Mann liiert sein.»
«Wie Sie ist Ihre Frau eine hervorragende Ermittlerin. Sie wird Sie bestimmt nicht von der Arbeit abhalten.»
Macs Überraschung verpufft. Offenbar hatte Lacie Chen sich erkundigt, wer er ist, wo er wohnt und mit wem er lebt, bevor sie zum Hörer gegriffen und ihn angerufen hat.
«Die Bekämpfung von Geldwäsche wird immer
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