Der Sommer deines Todes
Dollar (doppelt so hoch wie sonst) beträgt und alle zwei Wochen weitere zehntausend Dollar fällig werden, bis der Fall abgeschlossen ist oder sie ihn feuert. Offenbar sind das für jemanden wie sie nur Peanuts. Er hätte zwanzigtausend verlangen und Mary eine Gehaltserhöhung geben sollen.
Ihr Finger drückt immer wieder energisch die Nach-unten-Pfeiltaste, während sie einen Artikel durchscrollt mit dem Titel
Milliardär im Profil: Godfrey Millerhausen
. Darin steht, dass er aus ‹gut betuchtem› Elternhaus stammt und nach seinem Abschluss an der Wharton Business School sein ererbtes Vermögen beträchtlich vermehren konnte. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und hat drei Kinder: eine erwachsene Tochter aus erster Ehe und die Zwillinge aus der zweiten Verbindung.
Mary versucht abermals, Fremont zu erreichen. Vergeblich.
«Oooommmmmm.»
«Fertig?», ruft Andre durch die Wand.
«Noch fünf Minuten.»
Für Mac stellt sie eine Liste zusammen mit Firmennamen, Büroadresse und Privatanschriften, Dan Stylos’ Kontaktdaten – er ist der Geschäftsführer von Hauser Lebensmittel und offenbar Millerhausens engster Mitarbeiter – und Internetlinks, von denen Mary denkt, dass ihr Boss selbst einen Blick darauf werfen möchte. Bedauerlicherweise ist es ihr nicht gelungen, irgendetwas über die Exfrau, von der Millerhausen sich vor zehn Jahren getrennt hat, oder die erwachsene Tochter in Erfahrung zu bringen. So wie Mary Mac kennt, möchte er auf jeden Fall wissen, wo die erste Familie jetzt lebt und was sie treibt. Während sie ihre Schultertasche umhängt und in Andres Büro geht, fasst sie einen Entschluss. Falls Mac nach ihrer Mittagspause noch nicht zurück sein sollte, wird sie weiterrecherchieren und versuchen, etwas über die beiden Frauen im Netz zu finden. Das Aufspüren von Personen ist ihre Spezialität, und Karin ist klar, dass Mac genau das von ihr erwartet. Warum also warten?
Dienstag, 26. Juni
Direkt gegenüber von 501 Madison Avenue, einem hohen Bürogebäude mit einem exklusiven Uhrengeschäft im Erdgeschoß, gähnt Mac. Wieder einmal wird ihm auf grausame Art und Weise vor Augen geführt, wie langsam die Zeit beim Warten verstreicht. Seit exakt zwei Stunden und sieben Minuten beobachtet er nun schon den Wolkenkratzer, in dem die beiden Geschäftszweige von Hauser International auf acht Stockwerken verteilt sind. Er überlegt, wie viele Stunden er im Lauf der Jahre mit Observierungen verbracht hat – Hunderte, wenn nicht gar Tausende. Muss er vor einem Gebäude stehen oder auf und ab gehen, wünscht er sich immer, sitzen zu können. Wenn er sitzt, würde er nichts lieber tun, als sich zu bewegen. Egal, wie es ist, es ist verkehrt. Die grenzenlose Langeweile verdeutlicht ihm auch noch einmal, wie sehr er die Überwachung von untreuen oder besser gesagt vermeintlich untreuen Ehemännern hasst.
Empathie
, mahnt er sich selbst.
Du hast eine zahlende Klientin, die in deinen Augen aus unerfindlichen Gründen etwas Besonderes ist. Also, zeig ein bisschen Mitgefühl.
Ein brauner UPS -Lieferwagen hält vor dem Eingang des Uhrengeschäfts. Mac wirft einen Blick auf seine Armbanduhr, als hoffe er, sie ginge schneller, was natürlich nicht der Fall ist. Seit sieben Uhr in der Früh harrt er hier aus. Da er die Gewohnheiten der Zielperson ja noch nicht einschätzen kann, legt er am ersten Tag einer Observierung immer zeitig los. Was ein Fehler war, denn bislang ist Godfrey Millerhausen noch nicht aufgetaucht. Daraus schließt Mac, dass der Mann wahrscheinlich in Greenwich und nicht in dem Apartment an der Park Avenue übernachtet hat. In vierundzwanzig Stunden werden sie deutlich mehr über Millerhausens Tagesablauf wissen. Und Mac hofft inständig, dass ihm das Glück hold ist und er schon heute Abend mit den Beweisen aufwarten kann, die Mrs. Millerhausen von ihm möchte.
Gerade als er sich den dritten Becher Kaffee genehmigt, fährt eine schwarze Limousine vor 501 Madison Avenue vor, und Godfrey Millerhausen steigt aus. Demnach kommt der Chef erst nach den Sekretärinnen, die bereits gegen neun Uhr eintreffen, aber noch vor den Freiberuflern, die gegen zehn Uhr anfangen.
Millerhausen, der eigentlich ganz gut aussieht, trägt einen sündhaft teuren Sommeranzug, eine modische Kurzhaarfrisur und ist deutlich imposanter, als Macs Klientin ihn beschrieben hat. Er ist größer und dünner als Mac. Aus der Entfernung kann Mac die Augenfarbe des Mannes nicht erkennen. Sollte diese Info von Bedeutung
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