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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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und Edward an das erinnern, was er einst für sie empfunden hatte, was zwischen ihnen gewesen war. Sie wollte eines ihrer anmutigen Kattunkleidchen anziehen, die sie damals während ihrer Flitterwochen getragen hatte, und hinten im Garten unter Mond und Sternen einen kleinen Bistrotisch decken. Zumindest emotional wollte sie diesen Abend mit Edward noch einmal erleben, wenn es ihr geographisch schon nicht möglich war. Sie wollte sie beide wieder zu ihren Anfängen zurückführen, zu den ersten neun Jahren ihrer Ehe, als alles gut war, als sie sich sicher und geborgen fühlte.
    Erst im vergangenen Jahr hatten die Dinge sich plötzlich verändert. Als sich das, was Isabel wollte und Edward nicht, wie ein Donnerkeil zwischen sie drängte.
    Isabel nahm die Tomate und las den Brief noch einmal.
    Der schwarze Mercedes parkt immer gegen 18 : 00 Uhr hinter dem Haus.
    Ja, Edward fuhr einen schwarzen Mercedes. Aber Dan Finton und die Haverhills von gegenüber und der größte Rest der Nachbarschaft auch.
    Isabel hörte, wie bei den Fintons ein Wagen in die Auffahrt einbog. Dan Finton stieg aus seinem dunkelgrauen Mercedes aus.
Dunkelgrau
. Nicht schwarz. Isabel lief es kalt den Rücken herunter. Langsam trat sie an die Fensterfront auf der anderen Seite des Wohnzimmers und spähte durch die Gardinen vorsichtig zur Auffahrt der Haverhills hinüber.
Bitte, bitte, mach, dass der Mercedes schwarz ist
, dachte sie, bis ihr klarwurde, dass sie damit Victoria Haverhill einen untreuen Ehemann an den Hals wünschte.
    Auf der Auffahrt standen beide Autos der Haverhills – eines davon ein Mercedes. Farbe: Dunkelblau.
    Stockstarr stand Isabel neben dem Klavier, hatte Angst zu atmen, Angst, sich zu bewegen.
    Sie sind einmal sehr nett zu mir gewesen, und das will in dieser Stadt was heißen …
    Isabel war grundsätzlich nett. Sasha Finton hatte gute und schlechte Tage. Victoria Haverhill? Eher boshaft.
    War der Brief
tatsächlich
für sie bestimmt? Sie ging in die Küche zurück. Der Klang ihrer Absätze hallte ihr in den Ohren. Sie und Edward versuchten es doch beide. Das hatten sie einander versprochen.
    «Bitte entschuldigen Sie, Mrs. Isabel …» Marian, ihre Haushälterin, verstaute gerade die Putzutensilien im Küchenschrank, den Blick auf den Teigklumpen gerichtet, die Stimme voller Wärme. «Aber dieser Teig soll sicher anders aussehen.»
    Ganz gleich, wie oft Isabel ihre Haushälterin schon gebeten hatte, sie einfach beim Vornamen zu nennen, Marian schüttelte jedes Mal den Kopf und sagte lächelnd: «Nein,
Misses

    «Ich bleibe noch kurz da und bringe das in Ordnung», sagte Marian. «Damit Sie und Mr. Edward was Schönes zum Abendessen haben.»
    Seit Isabel und Edward vor fünf Jahren in dieses riesige Haus gezogen waren, kam Marian zweimal die Woche, um den Haushalt zu machen und manchmal auch zum Kochen. Ein Haus, das viel zu groß für zwei Personen war. Ab und zu bemerkte Marian mit einem verschmitzten Lächeln, wie gut sich eines der vier Zimmer im ersten Stock, das mit dem hübschen Erker und den gebogenen Fenstern, doch als Kinderzimmer eignen würde. «Wie im Märchen.»
    Zu jeder möglichen und unmöglichen Tages- und Nachtzeit ging Isabel in das Märchenzimmer hinauf, das doch nichts weiter war als ein weiteres Gästezimmer für Gäste, die sie nie hatten. Dann stellte sie sich eine elegante weiße Wiege mit blassgelbem Himmel vor, ein sanft schaukelndes Mobile darüber, die kleinen Entchen, die eine Künstlerin in ihrem Auftrag an die gewölbte Zimmerdecke malen würde.
    Und ein Baby natürlich, Allison McNeal, abgekürzt Allie, nach Isabels Mutter. Oder Marcus McNeal, nach Edwards Vater.
    Doch es würde kein Baby geben. Stattdessen gab es einen Pakt, an den Edward sie jedes Mal erinnerte, wenn Isabel das Thema Kinder doch wieder anschnitt.
    Zwischen ihnen existierte ein Pakt, an dem Isabel festhielt, obwohl es ihr das Herz brach. Schon deshalb musste der Brief ein Missverständnis sein. Es gab keine Affäre. In einem Pakt war kein Platz für eine Affäre.
    Obwohl, wenn sie genauer darüber nachdachte, waren auch Ehegelöbnisse eine Art Pakt. Und wurden doch ständig gebrochen.
    Es gelang ihr irgendwie, die Haushälterin anzulächeln. «Danke, Marian, aber ich übe. Für unseren Hochzeitstag nächste Woche. Der zehnte.»
    «Sie und Mr. Edward sind so ein nettes Paar», sagte Marian. «Na, dann hoffe ich, dass er wenigstens an Ihrem Hochzeitstag vor acht Uhr abends zu Hause sein kann. Ihr Mann arbeitet immer so

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