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Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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seinen Vater. Und um sich selbst, weil seine Mutter ihn in Stich gelassen hatte.
    Ich werde einfach hier sitzen bleiben. Sollen doch alle sehen, wie ich heule! Ich werde allen erzählen, was passiert ist. Von diesen wunderbaren, wahnsinnigen Wesen werde ich erzählen. Sollen mich doch alle für verrückt halten. Ich kenne die Wahrheit.
    „ Brrr?“
    „ Ich weiß nicht, warum er flennt. Wahrscheinlich, weil er eine Heulsuse ist.“
    Rolo blickte auf. Durch den Schleier seiner Tränen sah er sie kommen. Kotze. Driftwood, der Socke stützte, der sehr erledigt aussah. Dahinter die Zwerge.
    „ Ihr habt es geschafft! Ihr habt es wirklich geschafft!“
    „ Nein, wir haben es geschafft. Gut gemacht für eine Nacktschnecke. Wirklich gut.“ Driftwood reichte Rolo die Pfote.
    Rolo kam hoch, und ohne zu zögern, schloss er die Alben ganz fest in seine Arme.
    „ Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht.“
    Driftwood stand erst steif da, erwiderte die Umarmung aber schließlich. Socke zog ihn ganz dicht an sich und Rolo ran. So verharrten sie, bis Driftwood sich wiederholt räusperte.
    „ Wie seid ihr raus gekommen?“, fragte Rolo und wischte Driftwood verstohlen etwas Rotz von der Schulter.
    „ Kotze hat uns geführt“, erklärte Socke eifrig. „Er hatte einen Tunnel entdeckt. Es waren
    achttausendsechshundertvierundneunzig Stufen. Und Driftwood hat mich getragen.“
    „ Und die Irrlichter?“
    „ Solange es da unten nicht taut, haben wir vor diesen Irrlichtern unsere Ruhe“, übernahm Driftwood das Wort. „Sockes Theorie stimmte. Die Irrlichter waren wie das Wasser zu Eis gefroren. Und genau so zerbrechlich.“
    Rolo seufzte. „Es tut mir leid, dass wir nicht das gefunden haben, was ihr gesucht habt.“
    „ Haben wir nicht?“, stutzte Socke. Mit einem Finger seiner Pfote drückte er Rolos Kinn sanft hinauf. „Schau!“
    Und Rolo sah, was Socke meinte. Die Zwerge! Staunend liefen sie durch die Halle und untersuchten die großen Maschinen.
    Rolo lächelte. „Was habt ihr jetzt mit ihnen vor?“
    „ Wir finden“, erklärte Socke, „es ist an der Zeit, dass sie mal wieder den Wind in den Bärten spüren.“
     
    Die Bergleute gafften mit offenen Mündern, als die Zwerge aus dem Gebäude traten. Die Fernsehteams, die wegen des Wassereinbruchs vor Ort waren, rochen die Story des Jahrhunderts. Schon hielten sie Grimor ihre Mikrofone unter die Knollennase.
    Rolo und die Alben nutzten das Durcheinander, um sich davon zu stehlen. Sie hatten noch viel vor.
     
     

Epilog
    Der Madenvater
    Vivianne Blutgut betrat den dämmrigen Saal tief im Herzen der Burg. Durch das Spalier der Irrlichter ging sie mit hallenden Schritten bis dicht vor den erhöhten Thron. Sie fror. Nie würde sie sich an die Anwesenheit dieser seelenlosen Geschöpfe gewöhnen. Auch von dem Mann, den sie einst liebte, war kaum mehr etwas zu erkennen.
    Ostaguul saß da, in sich zusammengesunken, als wäre er im Sitzen eingeschlafen.
    „ Patrick“, sagte sie vorsichtig, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Ostaguul schaute auf. Seine Augen waren milchig trüb.
    „ Patrick gibt es schon lange nicht mehr, mein Liebling.“ Er lächelte das kalte Lächeln einer Hyäne und sein Blick wurde klar.
    „ Verzeiht“, hauchte Vivianne, und verbeugte sich tief. „Ostaguul“, schob sie hinterher, um ihren Herren nicht zu verärgern. Sie fürchtete seine jetzige Gestalt. Er war ein uralter, faltiger Mann mit schütterem, fettigen Haar.
    „ Was führt dich zu mir, meine Schöne“, fragte er.
    „ Der Gestaltwandler,“ entgegnete sie. Vivianne bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. „Wie es euer Wunsch war, ließ ich ihn frei.“
    Laut hörbar sog Ostaguul die Luft ein. Ihn schien das alles zu amüsieren. „Tweed ist unwichtig. Schon damals war er unnütz. Dieser Narr hat dich nicht einmal wiedererkannt?“
    „ Ich gab mich ihm nicht zu erkennen“, erklärte Vivianne.
    „ Es hätte keine Rolle gespielt“, lachte Ostaguul. Der heisere Klang seiner Stimme verursachte ihr eine Gänsehaut. „Durch die Augen meiner Irrlichter habe ich alles beobachtet, meine Schöne. Sie haben die dümmlichen Nachtalben und Roland zu den Zwergen getrieben, wie ich es wollte.“
    „ Dann ging euer Plan auf? Grellon brachte das Buch nach Neunseen?“
    „ Natürlich tat er das. Er liebt dich.“ Ostaguul lachte sein Hyänenlachen. „Wohl die größte aller menschlichen Schwächen. Deine Nachricht an deine Tante brachte die Ereignisse genau so ins

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