Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)
eine Wolke. Davon kann ein Magier profitieren, der in der Nähe ist. Er kann die Magie nutzen, die solch ein Wesen umgibt.”
„ Soll das jetzt heißen, dass einer von uns Hwarf angegriffen hat? Ein Farindor?”, empörte sich Findrack.
„ Das habe ich mit keinem Wort erwähnt. Obwohl wir das auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausschließen können. Aber lasst uns bei den übernatürlichen Wesen bleiben”, bat Hallimasch.
„ Das ist doch unlogisch. Wo soll denn ein magisches Wesen herkommen? Wenn es keine Magie gibt?”, gab Horgus, der Farindor, zu bedenken.
Horgus heulendes Organ machte Grellon eine Gänsehaut.
„ Ein wichtiger Punkt“, fand Hallimasch. „Zwar gab es auch jene Wesen, die magisch jedoch trotzdem aus Fleisch und Blut waren. Aber auch diese konnten meinem Wissen nach nicht ohne ihren magischen Anteil existieren. Jedoch mal angenommen, es war ein übernatürliches Wesen, das Hwarf angegriffen hat: Wieso existiert es überhaupt?“
„ Es ist immer noch Magie in der Welt. Das weiß doch jedes Kind!”, bemerkte Straun, der Farindor.
„ Richtig. Aber wir wissen auch, dass es nicht genug war, um all das Übernatürliche der Vergangenheit am Leben zu erhalten. Geschweige denn, um damit zu zaubern. Das war doch das Ziel bei der Zerstörung der Quelle. Und da komme ich auf meinen Punkt vom Anfang zurück: Ich habe heute Morgen Feuer gesprochen. Nun, meine Herren, wie ist das alles möglich?“
„ Was ist mit den Fremden? Alles begann, als sie auftauchten”, behauptete Blair, der Neolinga.
„ Mein Sohn und ich haben mit solchem Unsinn nichts zu schaffen!”, erklärte Grellon.
„ Und die Spuren? Da schleicht doch was um die Hecke! Die ganze Stadt spricht davon”, erinnerte Horgus, der Farindor.
„ Gerüchte und betrunkenes Gewäsch”, wiegelte Dorn ab.
„ So leicht würde ich das nicht abtun”, widersprach Kinsella. „Wenn wir das ganze Bild betrachten, sind es viele seltsame Ereignisse. Ich glaube nicht an Zufälle.”
„ Noch mal zu dir, Kinsella. Kannst du etwas konkreter werden? Was hast du gesehen? Oder gespürt?”, wollte Hallimasch wissen.
Kinsella überlegte einen Moment, bevor sie antwortete. „Gesehen habe ich etwas und auch gespürt. Aber ich denke, hier im Raum wissen alle so gut wie ich, dass das eine nicht mehr Beweis ist als das andere. Es begann im letzten Winter. Um die Wintersonnenwende. Auf einer Wanderung durch das Tal am Weihnachtsmorgen, entdeckten Belenus und ich eine Eiche. Sie trug frisches grünes Laub wie in den ersten Sommertagen.”
„ Die sah auch ich!”, unterbrach sie Joshua, der Neolinga. „Und noch mehr sah ich. Einen großen, dampfenden Krater. Und der Wald sah aus, als hätte ein Sturm getobt. Aber nur dort. Wir hatten keinen Sturm in dieser Zeit des Winters im Tal.“
Kilian, der Neolinga, ergriff das Wort. „Auch ich sah den Krater. Und noch mehr. Es war mir, als würde ich beobachtet. Aber ich konnte zunächst niemanden entdecken.“
„ Zunächst?”, fragte Adalar.
„ Ich habe bisher mit niemandem darüber gesprochen. Es war zu der Zeit des Winters, von der auch Madame Farrah soeben sprach. Ein wenig später, zwischen den Jahren. Ich entdeckte den Krater zufällig. Da waren Spuren im Schnee. Viele konnte ich nicht eindeutig zuordnen. Das machte mich stutzig. Die Fuchsspuren, die kannte ich. So folgte ich ihnen. Sie führten mich tief in den Wald und wieder hinaus. Ich verlor sie und fand sie wieder. Hoch oben im Gebirge. Wie kann ein Fuchs steile Berghänge überwinden? Er ließ keine Biegung und keinen Haken aus. Als wollte er mich an der Nase herumführen. Mich abhängen. Aber ich verlor seine Spur nicht mehr aus den Augen. Endlich, nach vielen Stunden, sah ich ihn. Es war ein altes Tier von stattlicher Größe. Jenseits des Gebirges, wo die Felder beginnen, die weiter im Westen an die ersten großen Straßen grenzen. Da saß er und schaute in die Ferne. Ich hatte nicht vor, das Tier zu erlegen. Es hatte ja nichts Böses getan. Ich war nur neugierig. Aber der Fuchs bemerkte mich. Und jetzt kommt es. Er trabte davon, und ich verlor ihn hinter einer steilen Böschung aus den Augen. Nur für einen kurzen Moment. Und als ich die Kuppe der Böschung erreichte und hinab blickte, war da kein Fuchs mehr. Ich sah einen Mann. Er war alt. Sein Haar war filzig, sein Bart lang und zottelig. Zerschlissene Kleidung. Und er ging barfuß trotz der Kälte. Er drehte sich zu mir um und blickte mich an. Da war etwas in seinen Augen.
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