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Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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seit Hunderten von Jahren.“
    „ Wer ist Ava?“, fragte Grellon.
    „ Sie war, wie Vivianne, ein Mitglied in Patrick Aurachs Zirkel.“
    „ Es war ein tragischer Unfall. Oder Selbstmord“, heulte Horgus, der Farindor.
    „ War es das? Oder wollten wir nur, dass es das war? Weil wir die Wahrheit nicht ertrugen?“
    Straun, der Farindor, protestierte. „Kinsella, jetzt mach aber mal einen Punkt.“
    „ Nein! Wir müssen endlich den Tatsachen ins Auge sehen. Es war Mord. Wir haben nicht viel gemein mit den Behütern der alten Zeiten, wenn wir das nicht sehen können!“
    „ Was ist passiert?“, fragte Grellon.
    „ Es geschah während deines letzten Besuches in Neunseen. Damals, vor zwölf Jahren. Ich habe dir nie davon erzählt. Es war Ansbert, der sie fand. Viel zu früh, weit vor Tagesanbruch, läutete die Glocke. Hier, über uns im Turm des Rathauses, hing sie. Das Seil der Glocke um ihren Hals geknotet schwang ihr Körper auf und ab. Und sie lächelte. Ihre toten Augen sahen unendlich zufrieden aus.“
    „ Sie war verrückt. Wer sonst würde so was tun?“, spottete Blair, der Neolinga.
    „ Ja, Blair, wer würde so was tun? Diese Frage ist die richtige. Jedoch stellen wir sie viele Jahre zu spät.“
    Grellon war entsetzt. „Wieso habe ich nie davon gehört? Das ist schrecklich.“
    Niemand antwortete.
    „ Weil wir es vertuscht haben“, flüsterte Kinsella schließlich. „Denn das war noch nicht alles. Sie hatte keinen Tropfen Blut im Körper. Kein Organ. Eine leere Puppe aus Haut.“
    „ Und da sprecht ihr von Selbstmord?“, wunderte sich Grellon.
    „ Es gibt alte Magie. Finstere Magie. Sie braucht das Blut eines freiwilligen Opfers. Seine Organe“, erklärte Kinsella. Grellon schluckte „Du gute Güte. Warum habt ihr nicht die Polizei verständigt?“
    „ So was regeln wir hier unter uns“, sagte Adalar.
    „ Und du vermutest einen Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen?“, fragte Hallimasch.
    „ Ich weiß es nicht. Aber wir haben fahrlässig gehandelt. Ich hoffe nur, dass uns das nicht einholt.“
    „ Dieser Patrick Aurach. Er verschwand. Spurlos. Was hätten wir tun sollen?“, fragte Blair, der Neolinga.
    Kinsella wirkte erschöpft. „Vielleicht hätten wir die Wahrheit öffentlich machen müssen. Vielleicht sogar über die Grenzen des Nachtschattentals hinaus. Aber auf jeden Fall hätten wir die Sache nicht auf sich beruhen lassen dürfen.“
    „ Wir wissen nicht, ob Patrick Aurach und sein Zirkel die Verantwortlichen waren“, sagte Findrack, der Farindor.
    „ Aber wir glauben es alle“, behauptete Hallimasch.
    „ Ja. Ich denke, das tun wir. An jenem Morgen sprach ich ein letztes Mal mit Vivianne. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Redete wirr und reagierte wütend auf meine Zweifel. Sie drohte mir, dass auch ich mich besser für die richtige Seite entscheiden solle. Und dass sie in Bereiche der Magie vorgedrungen sei, von denen kein Lebender zu träumen wage. So erfuhr ich von den magischen Experimenten des Zirkels. Dann bekam ich die Nachricht von Avas Tod. Als ich Vivianne später zur Rede stellen wollte, war sie fort. Der Rest des Zirkels auch.“
    Hallimasch hatte längst aufgehört mitzuschreiben. „Und du glaubst, sie hatten Erfolg?“
    „ Ich weiß es nicht.“
    „ Warum haben wir nicht früher davon erfahren?“, rief Nopogo, der Farindor.
    „ Und was hättest du getan?“
    „ Also gab es doch einen anderen Mann?“, hauchte Grellon.
    „ Lasst mich noch erklären, warum ich uns all das ins Gedächtnis rufen musste. Nach vielen Jahren des Schweigens erhielt ich vor Kurzem eine Nachricht von Vivianne. Das ist auch der Grund, warum Grellon und sein Sohn hier sind. Natürlich freue ich mich auch über ihren Besuch trotz der seltsamen Umstände. Lasst mich euch die Nachricht vorlesen!“
    Sie zog ein Blatt Papier hervor, faltete es auseinander und las.
     
    „ Lieber Grellon,
    Bitte verzeih mir.
    Ich hätte Dich und Roland nie im Stich lassen dürfen.
    Ihr seid meine Familie. Jetzt ist es mir, als wäre ich aus einem endlosen Albtraum erwacht. All die ganzen Jahre. Verschenkt. Ich habe Furchtbares getan, das zu noch schlimmeren Ereignissen führen wird. Schon bald!
    Sei auf das Schlimmste gefasst. Suche nicht nach mir, die Gefahr ist zu groß. Ich werde dir Nachricht geben, wenn es mir möglich ist.
    In Liebe
    Vivianne
    P. S. Drück den Jungen von mir.“
     
    Grellon rang um Fassung. „Der Brief ist an mich gerichtet? Wieso hat sie ihn nicht zu mir

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