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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Bezeichnung. Mehr brauchte es nicht, um Bert sein Gleichgewicht zurückzugeben.
    »Leider muss ich gleich wieder los. Ich möchte Sie nur fragen, ob Sie ein Foto von Lukas Tadikken besitzen.«
    »Sie wollen nach ihm fahnden lassen?«
    Eine Krimiautorin kann ihren Beruf ebenso wenig leugnen wie ein Polizist, dachte er, und dieser Gedanke ließ eine zaghafte Hoffnung in ihm aufkeimen. Zum ersten Mal erschien ihm der Graben, der sie trennte, nicht mehr so schrecklich tief und breit.
    Er antwortete nicht.
    Imke zögerte einen Moment, dann schien sie sich einen Ruck zu geben.
    »Anfang Juli hat das St . Marien das alljährliche Sommerfest veranstaltet. Jette hatte dazu auch Luke eingeladen. Sie hat mir die Fotos erst kürzlich geschickt. Vielleicht ist eines dabei, das Sie verwenden können.«
    Bert hatte immer noch den Geruch von Tilo Baumgarts Aftershave in der Nase, als er Imke Thalheim die Treppe hinauf folgte. Er bemühte sich, nicht auf ihre sonnengebräunten Beine zu starren und nicht auf ihren eng anliegenden weißen Rock.
    Ihr Arbeitszimmer war voller Bücher und Papier. Überall lagen Notizen herum, selbst das Sofa und der Fußboden waren damit bedeckt.
    »Luke fehlt mir jetzt schon«, seufzte sie. »Es war ihm wirklich gelungen, Ordnung in diesem Chaos zu schaffen. Und schauen Sie sich jetzt um.«
    Sie rückte ihm einen Stuhl an den Schreibtisch, fuhr ihren Computer hoch und rief die Fotos vom Sommerfest auf.
    Da Jette die Aufnahmen gemacht hatte, war sie selbst nur auf einer einzigen zu sehen. Arm in Arm mit einem schmächtigen alten Herrn lachte sie in die Kamera, eine glückliche junge Frau, trotz der schweren Erlebnisse, an denen sie trug.
    Das hatte wahrscheinlich die Liebe zu Lukas Tadikken bewirkt, der auf jedem zweiten Bild auftauchte. Er wirkte gelöst und unbekümmert, womöglich ein klein wenig fehl am Platz unter all den alten Menschen, aber das ließ er sich nicht anmerken. Bert erkannte es lediglich an seinem Blick, der bei aller Heiterkeit äußerst aufmerksam war.
    Als würde er seine Umgebung ständig kontrollieren, dachte er.
    »Das da.«
    Er wies auf ein Foto, das den jungen Mann allein zeigte, nahm einen der Stifte, die auf dem Schreibtisch lagen, und schrieb seine E-Mail-Adresse auf.
    Sekunden später hatte Imke Thalheim das Bild verschickt.
    »Hoffentlich wird Jette mir das jemals verzeihen.«
    Bert ahnte, wie sie sich fühlen musste.
    »Sie wird es verstehen«, sagte er. »Irgendwann.«
    Er stand auf, obwohl er am liebsten sein Leben lang hier sitzen geblieben wäre.
    »Schade, dass Sie keine Zeit haben.« Imke Thalheim erhob sich ebenfalls. »Ich hätte uns gern noch einen Tee gekocht.«
    Doch das war nicht möglich. Nicht, solange sie zu dritt waren, Imke, Bert und Tilo Baumgarts Aftershave.
    An der Tür gab sie ihm die Hand. Bert hielt sie länger fest als nötig und sie ließ es geschehen.
    *
    Ein streunender Hund hatte Luke im Morgengrauen geweckt. Er hatte sein Gesicht beschnüffelt und ihm die kalte, feuchte Nase in den Nacken gedrückt. Als Luke erschrocken aufgefahren war, hatte der arme Kerl einen Satz zur Seite getan und war davongerannt.
    Ausgestoßen, hatte Luke gedacht, genau wie ich.
    Er war am Strand sitzen geblieben, hatte sich tiefer in seine Jacke eingemummelt und dem Morgen dabei zugeschaut, wie er erwachte.
    Endlich konnte er das Meer richtig sehen. Dunkel und träge lag es vor ihm. Kleine Wellen brachen sich mit leisem Plätschern am Strand. Möwen schaukelten auf dem weiten Grau, erhoben sich schreiend in die Luft und stießen wieder herab.
    Luke wusste nicht, ob Möwen auf dem Wasser schliefen oder ob sie dazu an Land kamen. Er wünschte, Jette wäre bei ihm. Er hätte sie danach gefragt. Und ihr dann mit einem endlosen Kuss das Wort abgeschnitten.
    Er zog die Schultern zusammen. Es hatte in der Nacht überraschend stark abgekühlt. Seine Kleidung hatte sich mit Feuchtigkeit vollgesogen und lag klamm auf seiner Haut. Luke sehnte sich nach einer heißen Dusche und einem guten Frühstück.
    Mühsam rappelte er sich auf, rieb sich den Sand von der Hose und ging mit steifen Beinen zu seinem Wagen zurück, dessen Scheiben leicht beschlagen waren. Im Schutz rosa und weiß blühender Heckenrosen pinkelte er, bevor er einstieg.
    Der Blick in den Rückspiegel zeigte ihm ein verschlafenes, übernächtigtes Gesicht, schattiert von den Bartstoppeln zweier rastloser Tage. Der gehetzte Ausdruck in seinen Augen beängstigte ihn.
    Er kämmte sich mit den Fingern das Haar, zupfte

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