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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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hinterlassen: Mahnmale, die der Toten von Keli gedachten, mit Brandrückständen vergiftete Seen, Kratzspuren der Hakenmesser an Marmorstatuen, ausgebrannte Ruinen, die nie wieder aufgebaut werden würden. Wenn Raphel von seinem Großvater träumte, wälzten sich die Bewohner von Keli in Albträumen gefangen hin und her.
    Nachdem Raphel sich bedächtig erhoben hatte, ordnete er zunächst seine Gewänder. Die Frauen wichen unwillkürlich zurück, immer darauf bedacht, die vorgeschriebenen drei Meter Abstand einzuhalten; zwei Meter waren es im Sonnenlicht, und so würde es auch noch zehn Tage lang bleiben oder aber bis er starb. Eine Frage der Tradition. In Keli wurden diese alten Vorschriften nicht mehr befolgt. Aber hier wäre es sinnlos, den Menschen erklären zu wollen, dass die Geißel lange besiegt war. Zu tief waren die Sitten und Gebräuche verankert, zu streng wurde auf die Einhaltung etwa des Händewaschens vor einer Mahlzeit geachtet oder auch darauf, nur kurz vor der Regenzeit zu pflanzen.
    Raphel schlüpfte in die Ofenhitze des Hofes hinaus. Sein Vater und die anderen Hakenkrieger riefen ihm eine Begrüßung zu. Obwohl Raphel ihnen winkte, schloss er sich jetzt noch nicht dem Trinken an. Bald schon würde er bei ihnen sein und Becher um Becher leeren, bis ihn der Mez benommen machte. Aber erst dann, wenn seine Pilgerfahrt vollendet war.
     
     
    »Gewiss, Mez ist in großen Mengen giftig, und selbst bei geringen Dosen nimmt der Körper im Laufe der Zeit zu viel Giftstoffe auf, was einer hohen Zahl der männlichen Bevölkerung schadet.
    Die Jai brennen den Schnaps der Wüstenpflanze traditionell so, dass die Giftstoffe herausgefiltert werden, aber ihr Brauchtum schreibt vor, dass ein gewisser Prozentsatz erhalten bleiben muss. Zurückliegenden Bemühungen, die Destillation zu reformieren, wurde feindselig begegnet. Wenn einem Pascho daran gelegen ist, dieses Brennverfahren zu verbessern, dann sollte dieser Wandel aus der Gemeinschaft selbst heraus erfolgen, da die Jai äußeren Einflüssen zu sehr misstrauen.«
    Pascho Eduard, CS 1404.
    (Wiedergefundenes Dokument, Dry Basin Circuit, XI 333)
     
    Die Haci war alt, älter als die meisten anderen hier, und stand im Zentrum des Dorfes auf einem Platz, an dem sich drei Gassen kreuzten. Sie hatte dicke Mauern noch aus einer Zeit, in der Kugelhagel kein Mythos gewesen war und jede Generation mehrmals miterleben musste, wie Blut auf Wegen vergossen wurde, die von der Hütte aus hervorragend eingesehen werden konnten.
    Von Nahem betrachtet sah man der Hütte ihr Alter an. Die Lehmmauern waren von Rissen durchzogen. Wie Kletterpflanzen schlängelten sich die langgezogenen Linien an der Oberfläche entlang und kündigten den baldigen Verfall an. Von den dicken Holztüren blätterte blaue Farbe ab; weit geöffnet gaben sie den Blick auf splitterndes, versilbertes Holz frei. Ein ausgefranster elektrostatischer Vorhang schwang vor dem Eingang hin und her. Er war in den traditionellen schwarzroten Mustern der Jai gehalten.
    Vor diesem Vorhang am Eingang der Haci blieb Raphel stehen und spähte in die Dunkelheit hinein. Im Innern war ein rhythmisches Schleifgeräusch zu hören. Ein beruhigendes Geräusch. Ein Jai-Geräusch. In seiner Kindheit hatte er, immer wenn er zu Füßen seines Großvaters gesessen und den Erzählungen des alten Mannes gelauscht hatte, dieses vertraute Kratzen gehört. Raphel fühlte sich mit einem Mal wieder wie dieser Zuckerbrocken lutschende Achtjährige, der neben seinem Großvater auf dem Boden hockt, während dieser ihm blutrünstige Geschichten erzählte.
    »Ich habe Keli niedergebrannt«, hatte der alte Mann mit loderndem Blick gesagt, als könnte er die Plünderung immer noch vor sich sehen. »Ich habe Heli, Seli und Keli in Flammen aufgehen lassen. Keli habe ich als Letztes niedergebrannt. Die Kanäle halfen da kaum. Die grünen Gärten verbrannten in unserem Napalmbad. Die Frauen der Keli flüchteten vor uns, diese dummen Dinger mit ihren langen schwarzen Zöpfen und den Silbergürteln. Wir haben diese Stadt in Schutt und Asche gelegt und diesem verweichlichten Wasservolk gezeigt, was es heißt, die Jai regieren zu wollen. Wir lassen uns nicht von Bürokraten beherrschen. Die Jai nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Wir sind nicht wie die schmutzigen Kai, die die Versklavung gewählt haben und keine Worte kennen. Wir waschen uns jeden Morgen, laden am Nachmittag die Schallwaffen auf, und die Grabinschriften unserer Feinde schreiben wir

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