Der Spieler (German Edition)
Besucher. »Bestimmt schleppen Sie mir die eine oder andere Infektion ein, und viele dieser seltenen Schätze gedeihen nur in völliger Isolation.« Er pflückte eine weitere Tomate und reichte sie Lalji. »Probieren Sie mal.«
Lalji betrachtete die glänzende rote Haut. Er biss hinein – sie schmeckte süß und sauer zugleich. Mit einem Grinsen hielt er sie Creo hin, der davon abbiss und angewidert das Gesicht verzog. »Ich bleibe lieber bei SoyPRO.« Er gab sie Lalji zurück, der sie gierig verschlang.
Bowman lächelte über Laljis Appetit. »Sie sind wohl alt genug, um sich daran zu erinnern, wie Essen einmal geschmeckt hat. Nehmen Sie ruhig so viel mit, wie sie möchten, bevor wir gehen. Es wird sowieso alles absterben.« Er wandte sich um und trampelte wieder durch das Gartendickicht, wobei er wie beiläufig trockene Getreidehalme beiseiteschob.
Hinter dem Garten befand sich ein Haus, das zur Seite hin weggerutscht war, als hätte ein Megodont es umgerannt. Die Mauern waren eingedrückt und geborsten, das eingestürzte Dach merkwürdig schief, und daneben schimmerte ein Teich, über den Wasserläufer huschten. Mehrere Regenrinnen lehnten an der Hauswand, um das Regenwasser vom Dach in den Teich zu leiten.
Bowman machte einen Bogen um den Teich und ging eine zerfallene Kellertreppe hinunter. Bis Lalji und Creo ihm gefolgt waren, hatte er eine Handlampe aufgezogen, und während die Feder ihre Arbeit verrichtete, erfüllte die schwache Glühbirne den Keller mit ihrem trüben Schein. Er drehte weiter an der Kurbel, sah sich suchend um, griff dann nach einem Streichholz und zündete eine Laterne an. Die von Pflanzenöl gespeiste Flamme loderte hell auf.
Lalji ließ den Blick durch den Keller schweifen. Er war spartanisch eingerichtet und feucht. Zwei Decken lagen auf dem rissigen Betonboden, in einer Ecke stand ein Computer; das Mahagonigehäuse und der winzige Bildschirm glänzten, und die Tretkurbel war sichtlich abgenutzt. An einer Wand lehnte eine unaufgeräumte Küchenzeile. Auf Regalbrettern standen dicht an dicht Gläser mit eingelegtem Gemüse, und von der Decke, wo sie vor Nagetieren sicher waren, hingen Beutel mit getrockneten Früchten.
Der Mann deutete auf einen Sack, der auf dem Boden lag. »Mein Gepäck«, sagte er.
»Was ist mit dem Computer?«, fragte Lalji.
Bowman betrachtete die Maschine mit gerunzelter Stirn. »Den brauche ich nicht.«
»Aber er ist wertvoll.«
»Was ich brauche, habe ich im Kopf. Alles, was sich in dieser Maschine befindet, stammt von mir. Mein Fett ist zu Wissen verbrannt. Meine Kalorien habe ich mir abgestrampelt, um Daten zu analysieren.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Manchmal schaue ich diesen Computer an, und dann sehe ich, wie wenig noch von mir übrig ist. Früher war ich mal fett.« Er schüttelte den Kopf. »Der Computer wird mir nicht fehlen.«
Lalji wollte widersprechen, aber in dem Moment riss Creo seine Federpistole heraus. »Da ist jemand!«
Lalji sah sie, noch während Creo das sagte: ein Mädchen, das in einer Ecke kauerte, ein mageres, sommersprossiges Geschöpf mit strähnigen braunen Haaren, das sie aus großen Augen anstarrte. Creo seufzte und ließ die Federpistole sinken.
Bowman winkte dem Mädchen. »Komm her, Tazi. Das sind die Leute, von denen ich dir erzählt habe.«
Lalji fragte sich, wie lange sie wohl schon in dem finsteren Keller ausgeharrt hatte. Sie wirkte, als könnte sie jeden Moment wieder mit ihrer Umgebung verschmelzen – von ihren dunklen Augen waren fast nur ihre Pupillen zu sehen. Er drehte sich zu Bowman um. »Ich dachte, Sie wären allein.«
Bowmans selbstzufriedenes Lächeln erlosch. »Machen Sie jetzt einen Rückzieher?«
Lalji musterte das Mädchen. War sie Bowmans Geliebte? Seine Tochter? Hatte er sie adoptiert? Bowman strich ihr beruhigend übers Haar. Lalji schüttelte den Kopf. »Sie ist eine zu viel. Ich habe eingewilligt, Sie mitzunehmen. Ich habe alles dafür vorbereitet, Sie vor den Kontrolleuren zu verstecken. Aber sie« – er deutete auf das Mädchen – »war nicht Teil der Abmachung. Es ist riskant, jemanden wie Sie mitzunehmen. Und jetzt möchten Sie, dass wir uns durch das Mädchen in noch größere Gefahr begeben? Nein.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Das ist unmöglich.«
»Was spielt es für eine Rolle?«, wollte Bowman wissen. »Es kostet Sie nichts. Die Strömung wird uns alle tragen. Und ich habe für uns beide zu essen.« Er ging zum Küchenschrank hinüber und griff nach Gläsern
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