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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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steuerte aber dennoch zielstrebig auf das organische Skelett des Stadtkerns zu. Leuchtend ragte es über ihnen auf. Daneben wirkten sie selbst und auch die an ihren Spinnfäden baumelnden Bauarbeiter zwergenhaft. Wie Ameisen wuselten sie darauf herum und vergrößerten ihren Bau nach und nach.
    Endlich waren sie unter den Knochen, liefen feuchte organische Gänge entlang immer weiter in das wachsende Geschöpf hinein. Wang Jun roch Kompost und Tod. Je tiefer sie eindrangen, desto wärmer und schwüler wurde die Luft. Im Handgelenk der Frau eingebettete, hell leuchtende Chips führten sie durch die Baustelle, bis sie an einen Fahrstuhl gelangten − ein Käfig, der auf glatten organischen Schienen in Huojianzhus Innerem emporstieg. Durch das Gitter sah Wang Jun bereits fertiggestellte, bewohnbare Etagen, deren Wände im Schein der Neonlampen wie polierter Stahl glänzten. Dann wiederum sah er Etagen, die nur aus dem Skelett des Überbaus dieses gewaltigen Tiers bestanden. Ein Ungeheuer mit bloßliegenden Knochen: glatte, feucht schimmernde Dinge, von biologischem Schlamm bedeckt. Aushärtender Silikonschleim überzog die Gebeine, strömte weiter, bildete immer neue Schichten, die zu Wänden wurden. Huojianzhu wuchs, und dort, wo es wuchs, wachten die Biotekten und die Bauarbeiter darüber, dass dieses Wachstum ihren sorgsam ausgeheckten Plänen entsprach. Die wunderschöne Frau fuhr immer weiter hinauf, und Wang Jun mit ihr.
    Sie erreichten ein beinahe fertiggestelltes Geschoss. Ihre Schritte hallten über einen Flur, bis die Frau vor einer Tür stehen blieb. Als sie eine Hand auf die Tür legte, gab das Leder unter dem leichten Druck nach, und Wang Jun war nicht sicher, ob die Tür mit ihrer Hand verschmolzen war oder sie in einer zärtlichen Berührung umschlossen hatte. Jedenfalls schwang sie auf, und im Innern erblickte Wang Jun den Luxus der oberen Etagen, von dem er so oft geträumt hatte.
     
    Das Bett, in dem er erwachte, war so weich, dass ihm der Rücken schmerzte, die Kissen so flauschig, dass er zu ersticken glaubte. Da waren Stimmen. »... ein Bettler. Niemand«, sagte die Frau.
    »Dann tilge seine Erinnerungen und wirf ihn hinaus.«
    »Er hat uns geholfen.«
    »Fülle seine Taschen mit Geld.«
    Die Stimmen entfernten sich, und auch wenn er gerne wach geblieben wäre, schlief er doch wieder ein.
     
    Wang Jun versank so tief in der nachgiebigen Polsterung des Sessels, dass seine Füße den eleganten, auf Hochglanz polierten Parkettboden nicht mehr erreichten. Irgendwann war er ausgeschlafen aus der weichen Höhle aus Decken und Kissen gekrochen, in der er sich verheddert hatte. An den glatten weißen Wänden um ihn herum hingen Shanshui -Zeichnungen, in sie eingelassene Regale beherbergten kunstvoll gebrannte Vasen aus Chinas längst vergangenen Epochen. Mit der Küche war er bereits vertraut. Dort hatte er der Dame, die gar keine Chinesin war, obwohl sie so aussah, dabei zugeschaut, wie sie ihm auf sonnenhell lodernden Herdplatten einen ganzen Berg Essen zubereitet hatte. Und sie hatte ihm Tee aufgebrüht, mit Wasser, das kochend heiß aus dem Hahn gekommen war. In den anderen Zimmern gingen Lichter an und aus, sobald er eintrat oder wieder hinausging, und es gab einen aus hellen Fasern gewebten Teppich, der sich immer warm anfühlte. Jetzt saß er in dem ihn umschließenden Sessel und schaute aus dunklen Augen zu, wie die Dame und ihr fremdländischer Begleiter vor ihm auf und ab schritten. Hinter den beiden ruhte der Würfel des Dalai Lama klein und blau auf einem Bord.
    » Sile? «
    Beim Klang ihrer Stimme zuckte Wang Jun zusammen, und er spürte sein Herz heftig schlagen. Feucht und träge hing der Nebel von Chengdu vor den Fenstern der Wohnung. Es regnete nicht mehr. Wang Jun kämpfte sich aus dem Sessel hoch und trat ans Fenster. Von hier oben konnte er die unter ihm liegenden Lichter von Alt-Chengdu nicht erkennen. Die Nebelschwaden waren zu dicht. Die Frau beobachtete ihn, während ihr Gegenüber weiterredete. »Ja, entweder die Chinesen oder die Europäer haben ihm den Kopf weggepustet. Es ärgert sie, dass er ihnen abhandengekommen ist.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Ich warte noch auf einen Fingerzeig der Botschaft. Die Tibeter möchten jedenfalls, dass wir ihn zerstören. Beklagen sich die ganze Zeit, weil seine Seele nicht wiedergeboren werden könne, falls wir das nicht täten.«
    Sie lachte. »Warum schreiben wir ihn nicht auf einen neuen Körper?«
    »Das wäre ein Sakrileg.«
    »So sehen

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