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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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nickte, und dann barst plötzlich mit einem gewaltigen Knall die Eingangstür. Holzsplitter schwirrten durch die Luft, Scheinwerfer tauchten den dunklen Raum in helles Licht. Von draußen waren jaulende VTOLs zu hören, und helle Lichtkegel zerschnitten den Raum, gefolgt vom schnellen Getrampel schwerer Stiefel. Wang Jun duckte sich instinktiv, als plötzlich sämtliche Luft aus dem Raum gesaugt zu werden schien und alle Monitore explodierten. Glasscherben regneten auf ihn und die Techniker herab. Er konnte Rauch riechen, und überall um ihn herum schrien Menschen. Vorsichtig stand er auf, zog den Datenwürfel aus dem Adapter und rollte sich gerade noch rechtzeitig unter einen Tisch, bevor die Wand über ihm von einem Kugelhagel zersiebt wurde.
    Er sah, wie Dreifinger an irgendetwas an seinem Gürtel herumfummelte, doch dann bildeten sich rote Blüten auf seiner Brust, und er bäumte sich auf. Einige der Programmierer gingen zu Boden; auch ihre Körper waren von blutigen Flecken übersät. Während schwarz gepanzerte Gestalten durch die Tür stürmten, verkroch sich Wang Jun, so gut es ging, unter dem Tisch. Den Datenwürfel steckte er sich in den Mund – vielleicht konnte er ihn hinunterschlucken, bevor sie ihn fanden. Weitere Explosionen folgten, bis unter dem ohrenbetäubenden Krachen von berstendem Backstein und Geröll auf einmal die Wand neben ihm verschwand. Inmitten der gellenden Schreie kraxelte er über die eingestürzte Mauer. Wie er so gebückt davonrannte, war er nicht mehr als der Schemen eines kleinen Kindes – ein wesenloser Schatten im Regen und Lichtergewirr der Truppen, denen er entfloh.
     
    Er duckte sich in einen dunklen Hauseingang, drehte den Datenwürfel in der Hand hin und her und strich mit ehrfürchtiger Faszination über den blauen Kunststoff. Der Regen fiel als kalter Nebel, und ihm lief die Nase, so feucht war es. Er zitterte. Der Datenwürfel war kalt. Er fragte sich, ob der Dalai Lama im Innern irgendetwas fühlte. Die Passanten, die durch die Nebenstraße eilten, beachteten den kleinen Schatten nicht weiter. Schemenhaft traten sie aus dem Nebel hervor, bekamen unter den Straßenlaternen kurz eine feste, unterscheidbare Gestalt und verschwanden wieder in der Finsternis.
    Aus sicherer Entfernung hatte er die VTOLs abheben sehen – ihre Scheinwerfer hatten sie aus der Dunkelheit gerissen. Er hatte beobachtet, wie sich ihre Flügel über den feuchten Ziegeldächern herabsenkten und einrasteten. Ein kurzes Zischen, und sie waren verschwunden. Wider besseres Wissen war er gemeinsam mit den anderen Anwohnern zurückgekehrt und hatte sich ihrer gemächlichen Plünderung des zerstörten Gebäudes angeschlossen, die sie über Schutt und Geröll führte. Sie liefen gebückt und gingen systematisch vor. Hoben jeden Stein auf. Drehten zersplitterte Monitore um. Wühlten in den Taschen der zurückgelassenen Toten. Von Dreifinger hatte er keine Spur entdecken können – er bezweifelte, dass er noch am Leben war. He Dan hatte er gefunden, aber nicht in einem Stück.
    Wieder drehte Wang Jun den Datenwürfel in den Händen.
    »Woher hast du das?«
    Nervös zuckte er zusammen und wollte gerade losrennen, als ihn eine Hand packte und er sich nicht mehr bewegen konnte. Eine Chinesin mit weißen Handschuhen. Er starrte auf die Hand, die ihn festhielt.
    »Hast du etwas für mich?«, fragte sie. Ihr akzentfreies Mandarin klang sehr schön, als käme sie direkt aus Beijing.
    »Ich weiß nicht.«
    »Gehört das dir?«
    »Nein.«
    »Solltest du mir das eigentlich überbringen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich habe dich auf der Brücke verpasst.«
    »Warum sind Sie nicht gekommen?«
    »Ich wurde aufgehalten«, antwortete sie mit verschleiertem Blick.
    Wang Jun streckte die Hand aus, um ihr den Datenwürfel zu geben. »Sie müssen vorsichtig damit sein. Da ist der Dalai Lama drauf.«
    »Ich weiß. Ich war auf dem Weg zu dir. Ich hatte schon befürchtet, dich verpasst zu haben. Komm.« Sie bedeutete ihm, ihr zu folgen. »Du frierst. Auf dich warten ein Bett und etwas zu essen.« Sie winkte ihm erneut, und er folgte ihr hinaus in den Regen.
     
    Sie führte ihn durch die nassen Straßen. Bilder von VTOLs, explodierenden Bildschirmen und von Dreifingers rot erblühender Sterblichkeit standen ihm noch klar vor Augen und ließen ihn misstrauisch bleiben, während sie Kreuzungen überquerten und sich einen Weg durch Chengdus alte Straßen bahnten.
    Die Frau hielt seine Hand fest umklammert, bog viele Male ab,

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