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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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sich um Mitternacht in unser Haus, saßen unter uns und nippten an Kaffeetassen und machten sich wieder aus dem Staub, noch bevor der Hahnenschrei die Stille durchbrach. Im Dunkeln, bei einer brennenden Zigarette, erfuhr man, dass Vilaphon verschwunden oder die Frau von Mr Saeng als Warnung zusammengeschlagen worden war. Echte Neuigkeiten waren zu kostbar, um das Risiko einzugehen, sie an die Öffentlichkeit zu tragen.
    Hier in Amerika leuchten auf meiner Seite gleich mehrere Newsfeeds auf, Videofilme laufen, alles über eine Breitbandverbindung. Es ist ein Wasserfall aus Informationen. Als sich meine persönliche Nachrichtenseite öffnet, ordnen sich meine Feeds von selbst, je nach den Prioritäten und Tag-Kategorien, die ich eingegeben habe, eine Mischung aus Meung Lao News , den Blogs laotischer Flüchtlinge und den Chats von einigen guten Freunden aus Thailand und vom amerikanischen College, das ich mit dem Stipendium einer Hilfsorganisation besucht habe.
    Auf meiner zweiten und meiner dritten Seite stehen die allgemeinen Nachrichten, Beiträge über Milestone, die Bangkok Post , der Phnom Penh Express – Nachrichten, die von den Redakteuren ausgewählt werden. Doch wenn ich mit meiner eigenen Zusammenstellung durch bin, bleibt oft keine Zeit mehr, die Überschriften anzuklicken, die diese ernsthaften Nachrichtenredakteure für den vielzitierten allgemeinen Leser auswählen.
    Auf jeden Fall weiß ich viel besser als sie, was ich lesen möchte, und mithilfe meiner Schlagwörter und des Tag-Filters kann ich Geschichten und Diskussionen ausgraben, die eine Nachrichtenagentur niemals für relevant halten würde. Auch wenn ich nicht direkt in das schwarze Loch blicken kann, kann ich mich doch in seine Nähe wagen und zumindest einige Nachrichten aus den Randbezirken herausfiltern.
    Bei meiner Suche verwende ich Tags wie Vientiane, Laos, Laote, Khamsing, chinesisch-laotische Freundschaft, Korat, Goldenes Dreieck, Unabhängigkeit und Hmong, Demokratische Volksrepublik Laos, den Namen meines Vater ... Nur wir Flüchtlinge der laotischen März-Säuberungen lesen diese Blogs. Es ist fast so wie damals in der Hauptstadt. Die Blogs sind die Gerüchte, die wir uns früher zugeflüstert haben. Heute veröffentlichen wir unser Geflüster im Netz und tragen uns in Mailinglisten ein, anstatt uns bei heimlichen Kaffee-Runden zu treffen, doch das ist dasselbe. Es ist so gut wie eine Familie – die einzige, die uns geblieben ist.
    Im Mahlstrom findet man mit den Tags für Laos überhaupt nichts. Für eine kleine Weile, als noch Guerilla-Studenten Material über ihre Handys hochgeladen haben und es schockierende, blutrünstige Bilder gab, haben unsere Tags hell geleuchtet. Aber dann wurden die Telefonleitungen gekappt, und das Land ist in sein schwarzes Loch gefallen, und nun gibt es nur noch uns, dieses kleine Netzwerk, das im Ausland weiterbesteht.
    Meine Augen bleiben bei einer Überschrift im Jumbo-Blog hängen. Ich öffne die Seite, und auf meinem Tablet erscheint groß das farbenprächtige Bild des dreirädrigen Taxis meiner Kindheit. Hierher komme ich oft. Es ist ein tröstlicher Ort.
    Laofriend schreibt, dass einige Leute, vielleicht eine ganze Familie, durch den Mekong geschwommen sind und es bis nach Thailand geschafft haben. Er ist sich nicht sicher, ob sie als Flüchtlinge anerkannt oder zurückgeschickt worden sind.
    Es ist keine offiziell bestätigte Nachricht. Es ist eher die Ahnung einer Nachricht. SomPaBoy glaubt nicht daran, doch Khamchanh ist überzeugt davon, dass an dem Gerücht etwas Wahres ist, denn er hat es von jemandem gehört, dessen Schwester mit einem Grenzwächter der thailändischen Armee in Isaan verheiratet ist. Und so klammern wir uns daran. Zerbrechen uns den Kopf. Stellen Vermutungen an, woher diese Leute gekommen sind, fragen uns, ob entgegen aller Wahrscheinlichkeit einer der unsrigen darunter sein könnte: ein Bruder, eine Schwester, ein Cousin, ein Vater ...
    Ein Stunde später schließe ich das Tablet. Es ist töricht, noch mehr davon zu lesen. Es ruft nur Erinnerungen wach. Über die Vergangenheit nachzugrübeln ist dumm. Die Demokratische Volksrepublik gibt es nicht mehr. Sich etwas anderes zu wünschen bedeutet zu leiden.
     
    Der Empfangschef des Novotel erwartet mich schon. Ein Angestellter des Hotels geleitet mich mit einem Schlüssel zu einem privaten Aufzug, der uns rasend schnell in den Smog hinaufträgt. Der Aufzug öffnet sich, und ich blicke auf einen kleinen Eingangsbereich mit

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