Der Spieler
demonstrativ verprasst, die ihn nach Strich und Faden ausnimmt.
Nach Deutschland zurückgekehrt, wird er in Baden-Baden Kammerdiener eines Herrn Hintze, aber nur vorübergehend; erneut zieht es ihn an den Spieltisch. Diesmal aber nicht in Roulettenburg, denn dort hatte er wegen einer Schuld von zweihundert Talern im Gefängnis gesessen. Nun muss es Bad Homburg sein. Hier trifft er, nur scheinbar zufällig, wie sich herausstellt, Mister Astley (Kap. XVII ), den höflichen Engländer, der ihm berichtet, dass nicht nur die Großmutter gestorben sei, sondern auch der General. Miss Polina aber sei »von dieser verrückten Frau«, ihrer Großtante, mit dem stattlichen Erbe von »siebentausend Pfund Sterling« bedacht worden, ja Miss Polina habe ihn, Astley, eigens hierher geschickt, um ihm sagen zu lassen, dass sie nur ihn, Alexej, wirklich liebe. Alexej hört sich das alles an, will sogar »wieder ein Mensch werden« und »auferstehen,« kann sich aber nicht ändern, weil er »verloren« ist. Der Zuckerfabrikant Mister Astley hat gut reden, und so begibt sich Alexej mit den zehn Louisdor, die ihm Astley schenkt, um ihn zu Polina abreisen zu lassen, unverzüglich wieder an den Spieltisch.
Fazit
Dostojewskijs Kurzroman
Der Spieler
ist die Darstellung der Entstehung und Verfestigung der Spielsucht, erklärt als Ausweichhaltung gegenüber einer als unerträglich empfundenen Wirklichkeit, die so, wie sie ist, eine Selbstachtung des Spielers nicht zulässt. Die Situation der Russen im Ausland gegen Mitte der sechziger Jahre des 19 . Jahrhunderts liefert dieser Wirklichkeit die realistische Grundlage. Diese Grundlage aber ist nicht selber das Dargestellte, sondern nur Vorwand für die Veranschaulichung der Spielsucht als Droge. Das Resultat ist eine Verherrlichung der Spielsucht als zweckfreie Investition von Lebensenergie: eine Existenzform, die nur den Augenblick kennt, der nicht von Dauer ist: »Morgen, morgen wird alles ein Ende haben!«
Horst-Jürgen Gerigk
Daten zu Leben und Werk
(Daten, wo nicht anders genannt, nach dem ›alten‹ Julianischen Kalender.)
1821
30 . Oktober ( 11 . November neuen Stils): Fjodor Michailowitsch Dostojewskij wird in Moskau als Sohn des Arztes Michail Andrejewitsch Dostojewskij und seiner Frau Maria Fjodorowna, geb. Netschajewa, geboren.
1837
Tod der Mutter. Dostojewskij und sein älterer Bruder Michail übersiedeln zum Bauingenieurstudium nach St. Petersburg.
1839
Ermordung des Vaters auf seinem Landgut durch leibeigene Bauern.
1843
Abschluss des Studiums. Während des Studiums an der Militärakademie intensive Beschäftigung mit Literatur, erste literarische Arbeiten. Übersetzung von Balzacs
Eugénie Grandet
. Arbeit als Technischer Zeichner im Kriegsministerium.
1844
Austritt aus dem Staatsdienst, um freier Schriftsteller zu werden. Beginn der Arbeit an
Arme Leute
, weitere Übersetzungen.
1845
Erster Erfolg mit
Arme Leute
. Bekanntschaft mit den Autoren Iwan Turgenjew und Nikolaj Nekrassow sowie dem Kritiker Wissarion Belinskij.
1846
Buchausgaben von
Arme Leute
und
Der Doppelgänger
. Bekanntschaft mit Michael Petraschewski, Alexander Herzen und Apollon Maikow.
1847
Der Roman in neun Briefen
und
Die Wirtin
erscheinen. Dostojewskij wird als überzeugter Sozialist Mitglied des revolutionären Petraschewski-Kreises.
1849
23 . April: Aufgrund einer Denunziation wird Dostojewskij wegen angeblich staatsfeindlicher Aktivitäten mit anderen Mitgliedern des Petraschewski-Kreises verhaftet und zum Tode verurteilt. Von Zar Nikolaus I. wird er zu vier Jahren Zwangsarbeit in Sibirien und anschließendem Militärdienst begnadigt. 24 . Dezember: Deportation nach Tobolsk.
1850 – 1854
Festungshaft in Omsk. Aufzeichnungen im
Sibirischen Heft
. Erstmals wird eine epileptische Krankheit diagnostiziert und registriert. Anfang 1854 wird Dostojewskij als Soldat nach Semipalatinsk abkommandiert. Arbeit an den
Aufzeichnungen aus einem toten Haus
.
1856
Beförderung zum Offizier aufgrund von Protektion und wegen einiger patriotischer Gedichte.
1857
6 . Februar: Heirat mit Marja Dmitrijewna Issajewa. Schwere epileptische Anfälle. Dostojewskij beantragt seine Entlassung aus dem Militärdienst und eine Aufenthaltsbewilligung für Moskau.
1859
Entlassung aus der Armee, Übersiedlung nach Twer bei St. Petersburg. Ständige militärpolizeiliche Überwachung bis zum Lebensende.
Onkelchens Traum
und
Das Gut Stepentschikowo und
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