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Der Spion und der Analytiker

Der Spion und der Analytiker

Titel: Der Spion und der Analytiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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protestierte Guthrie. »Sagen Sie mir einfach, wohin Sie wollen, damit wir die Sache beenden. Es wird ja nicht eine ganze Armee hinter mir her sein und mich alle zwei Minuten einer rauben wollen!«
    »Wie Sie wohl bemerkt haben«, erwiderte Ogden geduldig, »braucht man dazu keine Armee. Im übrigen habe ich nicht die Absicht, heute noch mehr Leute umzubringen, da hätte die Wiener Polizei wohl doch etwas dagegen. Sie sind in Schwierigkeiten, in großen Schwierigkeiten, wir versuchen nur, Ihr Leben zu retten und auch das Ihrer Patientin.«
    »Was haben meine Patienten damit zu tun?«
    »Sie sind schon ein merkwürdiger Mensch. Anstatt mich zu fragen, wer ich eigentlich bin, machen Sie sich nur Sorgen um das Privatleben Ihrer Patienten. Darüber können wir später noch reden, sehen wir jetzt lieber zu, daß wir möglichst schnell in die Zentrale kommen.«
    Das Auto hielt vor einem Sandsteingebäude. Ogden stieg aus, wobei er die Pistole auf den Mann gerichtet hielt, und klingelte an der Tür; im zweiten Stock ging Licht an, und kurz darauf machte Franz auf.
    »Da kommt Arbeit für dich«, sagte Ogden, als er hinter Guthrie und dem Mann eintrat. »Sag deinem Assistenten, er soll eine Prozedur Nummer sechs vorbereiten. Unser Freund hier ist autistisch. Stimmt’s, Doktor?«
    Guthrie antwortete nicht, er betrachtete den Mann, der sie hereingelassen hatte. Franz trug einen schwarzen Kimono, braune Hosen und japanische Stoffschuhe.
    »Guten Abend. Es ist eine Ehre für mich, Sie kennenzulernen, Herr Doktor«, sagte er und verbeugte sich leicht. Dann machte er drei affektierte Schritte rückwärts, ging ans Telefon und drückte eine Taste. »Komm sofort herauf, hier gibt es Arbeit«, befahl er jemandem, lächelte dabei aber weiterhin Guthrie zu, der sich inzwischen in einen alten Ledersessel gesetzt hatte. »Erledigt. Darf ich Ihnen etwas zum Trinken anbieten?«
    »Einen Bourbon«, sagte Ogden. »Und Sie, Doktor?«
    »Das gleiche, pur. Danke.«
    Ein Mann mit sommersprossigem Gesicht und Boxerfigur kam herein. Er trug einen Adidas-Anzug und Turnschuhe.
    »Das ist John«, sagte Franz. »Wir beide werden uns jetzt um unseren Gast kümmern. Bis später.«
    Nachdem die drei den Raum verlassen hatten, stand Guthrie zornig von seinem Sessel auf.
    »Sie werden mir hoffentlich erklären können …«
    »Natürlich«, sagte Ogden. »Um Ihnen zu helfen, mußte ich meine Tarnung aufgeben. Ich hatte keine andere Wahl …«
    »Von welcher Tarnung reden Sie denn da?« rief Guthrie entnervt aus. »Was soll diese ganze Geschichte? Zwei Verrückte wollen mich entführen, Sie legen einen von ihnen um, und anstatt dann mit dem überlebenden Verbrecher zur Polizei zu gehen, schleppen Sie mich hier in diese Irrenanstalt, wo ein Operettenheini und ein sommersprossiger Affe sich mit Prozedur Nummer sechs – weiß der Himmel, was das bedeutet – um den Betreffenden kümmern.«
    Guthrie blieb vor dem Agenten stehen.
    »Wer sind Sie eigentlich? Und erzählen Sie mir jetzt bloß nicht wieder die Geschichte vom Verleger«, schloß er drohend.
    »Beruhigen Sie sich doch. Da kommt Margarita, trinken wir darauf.«
    Eine alte Frau war mit einem Tablett hereingekommen.
    »Etwas Starkes tut Ihnen jetzt gut«, sagte Ogden und winkte die Frau heran. »Wenn Sie sich ein wenig entspannt haben, erkläre ich Ihnen alles. Oder fast alles.«
    Die Frau stellte das Tablett auf das Tischchen vor ihnen und ging hinaus. Guthrie saß wieder in dem Sessel und steckte sich eine Gitanes an.
    »Hier bitte, ich bin ganz entspannt und höre.«
    »Der Caledonia-Verlag und die Kunstbücher sind nur eine Tarnung.« Ogden blickte Guthrie an, der keine Reaktion zeigte. »In einem gewissen Sinne bin ich tatsächlich der, der ich zu sein behaupte. Sie werden ja wohl auch den einen oder anderen Spionageroman gelesen haben, oder? Die sind ziemlich realistisch, zumindest die guten. Später werde ich Ihnen auch sagen, für wen ich arbeite. Was Sie aber vor allem wissen sollten, ist, daß Ihre Angreifer Sie entführen wollten. Wenn Sie jetzt in deren Händen wären, hätten Sie nichts mehr zu lachen, glauben Sie mir.«
    Er erhob sich und begann im Zimmer hin und her zugehen.
    »Zur Polizei zu gehen, wäre sinnlos und gefährlich gewesen. Und was Franz betrifft, sollten Sie sich nicht vom äußeren Anschein täuschen lassen. Er ist ein ganz hervorragender Profi, seine folkloristische Vorliebe für den Fernen Osten könnte dafür eher noch eine weitere Garantie sein, oder? Er und John

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