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Der Splitter Im Auge Gottes

Der Splitter Im Auge Gottes

Titel: Der Splitter Im Auge Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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der Himmel eines Sonnenuntergangs? In allen Mienen stand dasselbe ausdruckslose Lächeln, aber Renner glaubte, irgendwie eine gewalttätige Stimmung zu entdecken und schaute sich das Bild genauer an. Viele in der Menge trugen Werkzeuge, die sie aber immer in der linken Hand hielten, und viele Werkzeuge waren beschädigt oder zerbrochen. Die Stadt selbst brannte.
    »Es heißt ›Kehrt an eure Aufgaben zurück‹. Ihr werdet sehen, dass das Motiv des Großen Narren des öfteren wiederkehrt«, sagte Sallys Split. Es ging weiter, bevor die Menschen es um eine genauere Erklärung bitten konnten.
    Das nächste Bild der Reihe zeigte einen neuen Split-Typ: groß und schlank, mit kleinem Kopf und langen Beinen. Das Wesen rannte aus einem Wald heraus auf den Betrachter zu. Sein Atem wehte als dampfweiße Fahne hinter ihm her. »Ein Nachrichtenläufer«, sagte Hardys Split.
    Das darauffolgende Gemälde stellte wiederum eine Szene im Freien dar: Vielleicht zwei Dutzend Braune und Weiße, die um ein loderndes Lagerfeuer saßen und aßen. Aus dem Dunkel ringsum glommen rötlich die Augen von Tieren. Die Landschaft war rötlich düster, und am Himmel stand Murchesons Auge vor der Schwärze des Kohlensacks.
    »Ihr wisst nicht, was sie denken und fühlen, wenn ihr sie anseht, oder? Das haben wir befürchtet«, meinte Horvaths Split. »Was … nichtverbale Kommunikation betrifft, so sind unsere Symbole völlig anders.« »Kann ich mir vorstellen«, sagte Bury. »Diese Bilder hätten einen gewissen Verkaufswert, aber keinen besonderen. Sie wären nur Kuriositäten … als solche einigermaßen wertvoll, wenn man den großen potentiellen Markt und ihre relative Seltenheit in Betracht zieht. Aber für uns haben sie keine Aussage. Wer hat sie gemalt?«
    »Dieses hier, nun, das ist ziemlich alt. Sie sehen ja, dass es auf die Wand des Gebäudes gemalt wurde, und …«
    »Aber von welcher Art Split? Von Braun-Weißen?«
    Die Splits stimmten ein nicht gerade höfliches Gelächter an. Bury s Split sagte: »Sie werden nie irgendein Kunstwerk finden, das nicht von einem Braun-Weißen geschaffen wurde. Kommunikation ist unsere Spezialität. Kunst ist Kommunikation.«
    »Hat ein Weißes niemals etwas zu sagen?«
    »Aber selbstverständlich. Aber es hat einen Vermittler, der für es sagt, was zu sagen ist.
    Wir übersetzen, wir interpretieren, wir sorgen für Verständigung. Viele dieser Gemälde sind visuell ausgedrückte Argumente.«
    Weiss war am Rande der Gruppe mitgewandert und hatte nicht ein einziges Mal den Mund aufgetan. Renner wurde aufmerksam. Leise fragte er den Maat: »Möchten Sie was dazu sagen?«
    Weiss kratzte sich am Kinn. »Sir, ich bin seit der Schule in keinem Museum mehr gewesen … aber, sollen nicht manche Bilder – ich meine, werden nicht manche Bilder gemalt, nur um einfach hübsch zu sein?«
    »Hm.«
    In all den Sälen, die Gemälde enthielten, gab es nur zwei Porträts. Beide zeigten Braun Weiße, vom Oberkörper aufwärts. Bei den Splits drückte offenbar die Miene nichts aus, der Körper dafür ungleich viel mehr als beim Menschen. Das Licht in beiden Porträts war ziemlich eigenartig, und die Arme der Splits waren seltsam verzerrt dargestellt. Renner fand, dass sie irgendwie bösartig wirkten.
    »Böse? Nein!« sagte Renners Split. »Dieses hier hat den Anstoß zum Bau der Narren-Sonde gegeben, und dieses hat eine universelle Sprache geschaffen, vor langer Zeit.«
    »Wird sie noch gesprochen?«
    »Gewissermaßen ja. Aber sie hat sich natürlich zersplittert, wie es mit Sprachen immer geschieht. Sinclair und Potter und Bury sprechen nicht dieselbe Sprache wie du.
    Manchmal sind die Laute ähnlich, aber die nichtverbalen Symbole sind ganz anders.«
    Renner holte Weiss am Eingang des Skulpturensaals ein. »Sie haben recht. Im Imperium gibt es jede Menge Bilder, die einfach nur schön sein sollen. Hier nicht. Ist Ihnen der Unterschied aufgefallen? Keine Landschaft ohne Splits, die irgend etwas tun.
    Fast keine Porträts, und die zwei waren verdammt tendenziös. Genaugenommen hat eigentlich alles hier irgendeine Tendenz.« Er wandte sich an sein Split. »Hab’ ich nicht recht? Die Bilder, auf die du uns aufmerksam gemacht hast – die gemalt wurden, bevor ihr die photographische Kamera erfunden hattet. Das waren keine wirklichkeitsgetreuen Darstellungen.«
    »Renner, weißt du, wie viel Arbeit in einem Gemälde steckt?« »Ich hab’s nie ausprobiert. Aber ich kann es mir vorstellen.« »Wie kannst du dann annehmen, dass

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