Der Splitter Im Auge Gottes
Rettungsboote. »War's ein Mensch?« schrie Potter. »Oder nicht? Die Arme waren verkehrt geknickt — die Beine zu steif und gerade — was war das?«
»Ein Feind«, sagte Staley. »Ich glaube, wir sollten zusehen, daß wir hier rauskommen.
Nehmen wir diese Boote, solange noch welche da sind.« Er kletterte in den Konturensitz eines unbeschädigten Kegelbootes. Gleich darauf wählten sich die beiden anderen ebenfalls einen Sitz.
Horst entdeckte eine Art Schaltbrett an einem Schwenkarm und zog ihn herum vor seinen Sitz. Die Instrumente waren in keiner Weise gekennzeichnet. Offenbar wurde von allen Splits, Tieren wie Intelligenzwesen, gleichermaßen erwartet, daß sie die Funktionsweise irgendeiner Maschine auf den ersten Blick begriffen.
»Ich probiere jetzt den großen, quadratischen Knopf aus«, sagte Staley entschlossen.
Seine Stimme klang seltsam hohl durch das Helmradio. Er riss sich zusammen und drückte den Knopf.
Ein Stück der Rumpfwand unter ihm verschwand wie weggesprengt. Der Kegel wurde hinausgeschleudert. Einen Augenblick lang feuerte die Raketendüse. Dann intensive Kälte und Schwärze — und er war außerhalb des Feldes.
Noch zwei Kegel schnellten an die Oberfläche des dunklen Teichs. Hastig richtete Horst sein Helmradio auf die Lenin aus — einenmächtigen schwarzen Fleck, der nicht mehr als einen Kilometer entfernt war. »Hier Kadett Staley! Die Rettungsboote sind umgebaut worden. Wir sind drei, und allein in diesen ...«
Ein vierter Kegel tauchte aus der Dunkelheit. Staley drehte sich in seinem Sitz um. Der Insasse sah wie ein Mensch aus. Die drei Handwaffen feuerten gleichzeitig. Der vierte Kegel glühte auf und begann zu schmelzen, doch sie stellen das Feuer erst nach längerer Zeit ein. »Eins von den ... äh ...« Staley wusste nicht, wie er seine Meldung formulieren sollte. Die Verbindung war vielleicht nicht sicher.
»Wir chaben Sie auf dem Bildschirm, Kadett«, sagte eine Stimme mit schwerem Akzent.
»Entfernen Sie sich von der MacArthur und warten Sie, bis Sie gecholt werden. Chaben Sie Ihren Auftrag ausgeführt?«
»Jawohl, Sir.« Staley blickte auf seine Uhr. »Noch vier Minuten, Sir.«
»Dann schauen Sie, daß Sie wegkommen, Kadett«, wies die Stimme an.
Gut, aber wie? fragte sich Staley. Die Funktion der Steuerinstrumente war nicht so einfach zu erraten. Während er noch hastig nach irgendwelchen Hinweisen suchte, zündete seine Rakete neuerlich. Aber was — er hatte jedenfalls nichts berührt. »Meine Rakete feuert wieder«, meldete Whitbreads Stimme. Es klang ruhig, viel ruhiger, als Staley sich fühlte.
»Aye, meine auch«, sagte Potter. »Aber 'nem geschenkten Gaul soll man nicht in die Düsen gucken. Wir entfernen uns wenigstens vom Schiff.«
Das Dröhnen hielt an. Alle drei Boote beschleunigten mit nahezu einem Standard-ge auf Splitter Alpha zu, der als mächtige grüne Sichel die eine Seite des Himmels beherrschte. Auf der anderen Seite erstreckte sich das Dunkel des Kohlensacks und davor das dunklere Schwarz der Lenin. Die Boote beschleunigten noch lange Zeit.
32. Die Lenin
Der junge russische Kadett nahm vorbildlich Haltung an. Sein Gefechtsanzug war blitzsauber gepflegt, so wie überhaupt seine ganze Adjustierung vollkommen dem Reglement entsprach. »Der Admiral ersucht Sie, auf die Brücke zu kommen«, sagte er höflich in fehlerlosem Anglic., Rod Blaine folgte ihm niedergeschlagen. Sie schwebten durch die Luftschleuse des Nummer-Zwei-Hangars der Lenin und wurden von einer Ehrengarde aus Kutuzovs Infanteristen in Empfang genommen. Das Ehrenzeremoniell eines Kapitänbesuchs stachelte nur seinen Schmerz auf. Er hatte seine letzten Befehle erteilt, und er hatte als letzter sein Schiff verlassen. Jetzt war er nur mehr ein Beobachter, und dies war vermutlich das letzte Mal, daß ihm jemand ein Empfangszeremoniell bereitete.
Alles an diesem Kriegsschiff kam ihm zu groß vor, obwohl er wusste, daß das nichts als eine Täuschung war. Mit wenigen Ausnahmen war die Bauweise der schweren Schlachtschiffe vereinheitlicht, so daß er ebenso gut an Bord der MacArthur hätte sein können. Die Lenin befand sich im Gefechtszustand, alle luftdichten Türen waren geschlossen und verriegelt. An den Schaltborden der wichtigsten Schleusen standen Infanterieposten, aber sonst begegnete ihnen niemand, und Rod war froh darüber. Er hätte niemandem von seiner früheren Mannschaft — oder von den Passagieren - gegenübertreten mögen.
Die Brücke der Lenin war riesig. Sie war
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