Der Splitter Im Auge Gottes
alt, saß er vor einem Bildschirm und beobachtete fremdartige Kreaturen, die mit Kohlköpfen spielten. Ein lateinisches Kreuzworträtsel lag neben seiner Linken auf dem Schreibtisch, und Hardy beschäftigte sich nebenbei damit, Domine, non sum ...?
»Dignis, natürlich.« Hardy lächelte. Genau das hatte er gesagt, als der Kardinal ihm den Auftrag erteilte, die Splitter-Expedition zu begleiten. »Mylord, ich bin nicht würdig ...«
»Das ist keiner von uns, Hardy«, hatte der Kardinal geantwortet. »Aber dann sind wir auch nicht des Priesteramtes würdig, und das ist eine größere Anmaßung, als eine Reise zu machen, um sich fremde Wesen anzusehen.«
»Ja, Mylord.«
Hardy wandte sich wieder dem Kreuzworträtsel zu. Es war im Augenblick weit interessanter als die fremden Wesen.
Rod Blaine hätte das nicht gefunden, aber schließlich hatte der Kapitän nicht soviel Gelegenheit, die verspielten kleinen Geschöpfe zu beobachten, wie der Kaplan. Im Augenblick konnte er jedoch seine Arbeit einmal ein wenig vernachlässigen. Plötzlich summte sein Kabinenvidifon, und die Mini-Splits verschwanden vom Bildschirm, um dem glatten, runden Gesicht von Rods Sekretär Platz zu machen. »Dr. Horvath besteht darauf, sie zu sprechen, Sir.«
»Schalten Sie durch«, sagte Rod.
Horvath zeigte sich wie üblich von formeller Herzlichkeit. Anscheinend gewöhnte er sich daran, mit Leuten auskommen zu müssen, die abzulehnen er sich nicht leisten konnte.
»Guten Morgen, Kapitän. Wir haben die ersten Bilder von dem fremden Schiff machen können. Ich dachte, das würde Sie interessieren.« »Danke, Doktor. Welcher Code?«
»Sie sind noch nicht gespeichert. Ich habe sie hier.« Der Bildschirm teilte sich, zeigte Horvaths Gesicht auf der einen Hälfte, und einen verschwommenen Schatten auf der anderen. Die Silhouette war lang und schmal, ein Ende war breiter als das andere und schien durchsichtig zu sein. Das schmälere Ende lief in einen langen Dornfortsatz aus.
»Dieses Bild ist uns geglückt, als das fremde Schiff, wie zu erwarten, auf halber Strecke umschwenkte. Durch Vergrößerung und Ausfiltern von Störungen haben wir dieses Bild erhalten. Wir werden nichts Besseres bekommen, bis das Schiff längsseits liegt.«
Natürlich, dachte Rod, denn jetzt zielte die Antriebsdüse des fremden Schiffes auf die MacArthur .
»Der Dorn gehört wahrscheinlich zum Fusionsantrieb der Splits.« Ein kleiner Lichtpfeil huschte über den Bildschirm. »Und diese Objekte am vorderen Ende — Moment, ich zeige Ihnen ein Dichtemuster.«
In der Dichteverteilung zeigte sich ein stiftförmiger Schatten, der durch eine Reihe von dickeren, fast unsichtbaren Ringen oder Toroiden verlief. »Sehen Sie? Ein schmaler, starrer Rumpf, mit dem aus einer Atmosphäre heraus gestartet werden kann. Es ist leicht zu erraten, was sich darin befindet: das Fusionsaggregat, Luft- und Wasserregenerationskammer für die Besatzung. Wir nehmen an, daß dieser Teil mit hohem Schub gestartet wurde, vielleicht per Linearbeschleuniger.«
»Und die Ringe?«
»Aufblasbare Treibstofftanks. Einige sind jetzt leer, wie Sie sehen. Vielleicht werden sie jetzt als Aufenthaltsraum verwendet. Einige wurden zweifelsohne abgeworfen.«
»Mhm.« Rod studierte das Muster von Schatten, während Horvath ihn von der anderen Schirmhälfte her beobachtete. Schließlich sagte Rod: »Doktor, diese Tanks können aber nicht an dem Schiff gewesen sein, als es gestartet wurde.«
»Nein. Wahrscheinlich wurden sie dem Kernstück nachgeschickt. Ohne Passagiere konnte man sie mit viel höherer Beschleunigung starten.«
»Von einem Linearbeschleuniger aus? Die Tanks scheinen aber nicht aus Metall zu sein.«
»Äh — nein. Sie sind wahrscheinlich nicht aus Metall.«
»Der Treibstoff muss Wasserstoff sein, nicht? Wie können also diese Tanks von einem Linearbeschleuniger abgeschossen werden?«
»Wir... das wissen wir nicht.« Horvath zögerte. »Vielleicht hatten sie einen metallischen Kern. Der dann ebenfalls abgeworfen wurde.«
»Hm. Gut. Ich danke Ihnen.«
Nach kurzem Überlegen zeigte Rod die beiden Fotos in der Vidifonanlage des Schiffs.
Nahezu alles ging übers Vidifon, das als Bibliothek, Unterhaltungsmedium und Sprechanlage der MacArthur fungierte. Ein Kanal des Vidifons war für alles mögliche reserviert, für Unterhaltungsfilme, Schachpartien, Pingpongpartien zwischen den Champions der einzelnen Wachen. Selbst Theaterstücke wurden gezeigt, wenn die Mannschaft für eine Inszenierung Zeit
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