Der Sportwettkampf von Schreckenstein
Erst beim anschließenden Trikotbügeln machten sie ihrem Ärger Luft.
„Es ist einfach unfair“, ereiferte sich Emil. „Je mehr unser Vorsprung wächst, desto unverschämter werden die.“
„Jeder darf sich blamieren, so gut er kann!“ meinte Beatrix philosophisch.
Und die siegreiche Bandwurm alberte: „Immer schön Ritter von Rosenfels bleiben!“
Eine Bemerkung von Witzbold Klaus blieb aus. Mit Walter und Werner ging er gerade in die zweite Runde des 800-Meter-Laufs. Eine wahre Wasserschlacht, denn zu allem Übel war noch Wind aufgekommen und peitschte den Regen über das Sportfeld.
Günter führte vor Helmut und einem stillen Kraftbündel namens Robert. Sie ließen Klaus, Walter und Werner sich verausgaben und warteten im Pulk etwa vier Meter zurück. Mädchen, die gerade Pause hatten oder schon fertig waren, standen an den Fenstern und hielten die Daumen.
„Schreckenstein, Schreckenstein!“ murmelten die Rosenfelserinnen vor sich hin, obwohl man die Läufer hinter dem Regenvorhang manchmal gar nicht mehr sah. Etwa fünfzig Meter vor dem Ziel zog der Witzbold seinen Spurt an. Walter und Werner folgten zunächst, rissen dann aber ab. Nur Klaus hatte Reserven, und die reichten, um die beiden großen Castellaner noch vor dem Ziel abzufangen. Dann sank er nach vorn, die Hände auf die Knie gestützt.
Arme hebend und senkend ging Günter auf und ab. Als sich sein Atem beruhigt hatte, trat er zu Klaus und legte ihm die Hand auf den nassen Rücken. „Mein Gott, Bübchen! Du hast dich ja total überanstrengt. Du solltest gleich mal zum Onkel Doktor gehn!“
Der Witzbold antwortete nicht. Dazu fehlte ihm noch die Luft. Erst im Quartier, wo Rolle ihn abfrottierte, fand er seine gewohnte gute Laune wieder und alberte: „Ab und zu muß man auch mal siegen!“
Nun hatten die Jungen Pause. Der 200-Meter-Lauf war reine Mädchensache. Dabei zeigten sich die Rosenfelserinnen haushoch überlegen.
Ottokar und Stephan schüttelten nur die Köpfe.
Beatrix ließ Anke förmlich stehen. Auch Esther, die einen schlechten Start gehabt hatte, schob sich Ende der Zielkurve an Lilo und Anke vorbei.
„Na, was sagt ihr zu meinen Mädchen?“ fragte Sonja ihre beiden Ritterfreunde am Fenster.
„Wir sind überhaupt nicht überrascht!“ erwiderten sie.
Draußen der schon gewohnte Castellaner Kommentar: „Wozu die Eile, dummes Huhn?“
Das war Beatrix nun doch zuviel. „Damit du nicht gewinnst, Mistbiene!“ sagte sie in freundlichstem Ton.
Die Ausnahme von der Regel gab’s beim 400-MeterLauf der Jungen. Sandro zog wie erwartet vom Start weg davon. Andi und Werner ließen sich nicht auf sein Tempo ein. Auf der Hälfte der Zielgeraden, wo einen die Kräfte verlassen, wenn man zu schnell angefangen hat, überliefen sie ihn und gewannen sicher.
Diesmal ging der Sieger zum Besiegten. „Wir hatten gehört, daß du immer sehr schnell startest“, sagte Andi. „Also haben wir uns Zeit gelassen. Ich weiß nicht, ob wir das sonst auch getan hätten, aber was soll man machen, wenn man’s weiß?“
„Denk dir nichts.“ Merkwürdig abwesend lächelte Sandro und hielt sich an Andis Schulter fest. „Ich hatte sowieso keine Lust bei dem Wetter.“
Windböen trugen den Satz auf wundersame Weise zu den Castellanern. Statt den 400-Meter-Lauf der Mädchen anzusagen, verkündete der Sprecher:
„Die vierhundert Meter für die weiblichen Teilnehmer fallen aus. Unsere Läuferinnen haben bei dem miserablen Wetter keine Lust.“
„Das ist ja das Letzte!“ schimpfte Doris, schon startbereit.
„Wenigstens fragen hätten sie uns können!“ pflichtete Constanze ihr bei.
„Moment mal!“ Mit energischen Schritten verließ Sonja den Gymnastiksaal und steuerte auf Hummel zu, der in der Schwimmhalle mit dem Rex und FDH hinter der großen Glasscheibe stand.
„Entschuldigen Sie, ich weiß nicht, wer dafür zuständig ist, aber als Betreuerin der Rosenfelser Mädchen möchte ich mich doch dagegen verwahren, daß ein Wettbewerb über unsere Köpfe hinweg abgesagt wird, weil die Gegenseite angeblich keine Lust hat. Das ist nicht fair!“
Fräulein Doktor Horn nickte ihrer beherzten Lehrerin wohlwollend zu. Auch der Rex.
Leiter Hummel hob die Schultern. „Tut mir leid. Das ist eine Angelegenheit der Schüler, da mischen wir uns hier nicht ein.“
Sonja schluckte. „Eine Frage“, fuhr sie beherrscht, doch mit bewegter Stimme fort. „Gesetzt den Fall, Ihre Schüler würden sich betrinken, vielleicht sogar Drogen nehmen,
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