Der Sportwettkampf von Schreckenstein
wurden Hühner und Ritter tätlich angegriffen.
„Achtung, Achtung!“ übertönte der Lautsprecher das Gezänk. „Die Staffel der Jungen bitte auf die Plätze!“ Noch einmal trat Ruhe ein; die strittige Entscheidung wurde vertagt. Dank solidem Punktvorsprung war die Moral der Ritter gefestigt, die Stimmung gelassen. Die Sonne zwinkerte erste Strahlen durch die Wolken. Strehlau gab den Startschuß.
Ottokar, als Startläufer auf der Innenbahn, wetzte dem mit Kurvenvorgabe außen laufenden Helmut nach. Bereits auf der Gegengeraden zog Klaus an Robby vorbei. Nun mußte Andi versuchen, den Vorsprung gegen den startschnellen Sandro zu halten. Die Zuschauer beider Lager brüllten, was die Lungen hergaben. Nach perfektem Wechsel wetzte Andi los, immer die Außenbahn im Auge.
Wann würde Sandro kommen? Er hörte ihn keuchen, trotz des Gebrülls am Ziel. Auf einmal hörte er ihn nicht mehr.
Jetzt nur nicht umdrehen, das kostet Zeit! ermahnte er sich und wetzte weiter Stephan entgegen.
Um Sandro zu sehen, hätte er sich sehr weit umdrehen müssen, denn begleitet von einem Aufschrei der Castellaner Zuschauer, war der Castellaner ohne ersichtlichen Grund langsamer geworden. Er verließ die Bahn, hüpfte unkontrolliert über die Wiese, wo er zusammensackte und liegenblieb.
Schlußläufer Stephan sah sich zwar um, doch nur nach dem Staffelstab, den er korrekt übernahm. Die seltsamen Äußerungen mancher Zuschauer deutete er als Gefahr und rannte, was er konnte. Etwa zwanzig Meter vor dem Ziel schaute er sich dann doch um. Von Günter war nichts zu sehen. Seine Freude führte zu einem Einfall. Kurz vor dem Ziel bremste er ruckartig ab und rief: „Ich überschreite jetzt unter Zeugen als erster die Ziellinie.“ Ein großer Schritt – unter dem Jubel der Ritter und Hühner berührte er mit der Brust das Zielband.
„Gewonnen!“ riefen seine Mannschaftskameraden.
Berni maß ihn mit bösem Blick. „Wenn ihr wie Idioten trainiert, müßt ihr auch wie Idioten gewinnen!“
„Ungültig!“ brüllten die beiden Wespen-Schiedsrichter. Viele Castellaner liefen weg, die Bahn hinunter – noch immer kein Günter!
„Gültig!“ brüllten Ritter und Hühner.
Fassungslos schaute Hummel die Bahn hinunter. Fräulein Doktor Horn aber hackte mit Vogelblick nach ihm. „Na, Herr Kollege, wollen Sie sich immer noch raushalten?“
Ohne ein weiteres Wort rannte Hummel davon.
„Was… was ist eigentlich los?“ japste der Sieger, von Schulterklopfern schier in den Boden gerammt. Bis sie ihm Sandros Ausflug in die Wiese erklärt hatten, wurde der auf den Schultern von Mannschaftskameraden vorbeigetragen, aschfahl im Gesicht und offenbar nicht bei Besinnung.
Hummel hielt eine herabhängende Hand. Wahrscheinlich fühlte er den Puls. Auch Rolle, der Rex und FDH folgten dem traurigen Zug.
„Das hab ich kommen sehen!“ Sonja sah Stephan an.
„Jetzt kapier’ ich“, antwortete der. „Er hat sich als der Größte gefühlt.“
Ottokar kam dazu und Anke, mit betretener Miene. Ebenso Beatrix, Bandwurm, Sophie.
Endlich tauchte auch der schöne Günter auf, mit ihm Martina.
„Ob’s euch paßt oder nicht, die Staffel wird gestrichen! Sandro ist zusammengeklappt. Muß schwer krank sein!“ sagte er barsch.
Als Ritter und Hühner eisern schwiegen, lachte er fahrig und fuhr in freundlicherem Ton fort: „Ihr nehmt Sport viel ernster als wir hier. Zu ernst für meinen Geschmack! Wir haben mitgemacht, weil ihr nun mal da seid. Unser wahres Können haben wir nur angedeutet, damit das klar ist! Bei der Kälte kann man sich einen Muskelriß holen oder Schlimmeres – siehe Sandro. Und das ist der ganze Quatsch nicht wert.“
Auch diesmal bekam er keine Antwort.
Forsch tönte die Stimme aus dem Lautsprecher: „Mittagspause!“
Stumm verzogen sich die Athleten. Keinem war mehr nach Sport zumute. Einsilbig saßen die Mannschaften bei Tisch.
Da knackte es wieder in der Ecke. „Achtung, Achtung!“ sagte eine bekannte Stimme. Es war Pummel. „Die Schwimmwettbewerbe heute nachmittag fallen aus. Uns geht es wie den Vierhundert-Meter-Bienen — wir haben einfach keine Lust.“
Mancherlei Gespräche
Im Gasthaus zur Krone in Römerfeld aß man auf zweierlei Art. Die Künste des Küchenchefs hatten sich weit über die Region hinaus herumgesprochen. Feinschmecker kamen von überall her, um sich an den Spezialitäten zu laben. Die weiß gedeckten Tische im großen Gastraum waren immer bis auf den letzten Platz besetzt. Wer
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