Der Stalker
Wartungsklappe auf die Führung hinauf. Er bezweifelte, dass dort Sprengstoff angebracht war. Wenn es ihnen gelang, hinaufzuklettern und auf der Führung entlangzulaufen, dann konnten sie am anderen Ende wieder herunterklettern. Draußen, wo sie vor den Flammen in Sicherheit waren.
Zweifellos hatte Fiona Welch dieselbe Idee gehabt.
»Hier lang …«
Er zog Suzanne mit sich auf die Öffnung zu.
Als sie sie erreicht hatten, sah Phil sich erneut um. Keine Spur von Fiona Welch.
Sie muss schon weitergeklettert sein, dachte er.
Nun, weit würde sie nicht kommen.
»Los, kommen Sie.«
Er öffnete die Klappe und trat hinaus. Die Führung war schmal und rostig. Es war ein weiter Weg nach unten. Phil hielt es für das Klügste, sich rittlings daraufzusetzen und sich dann langsam vorwärtszuschieben, anstatt zu laufen.
Er schluckte und spürte, wie seine Beine zu zittern anfingen. Er hatte panische Angst vor Höhen. Wann immer er irgendwo hoch oben war, bekam er unter Garantie eine Panikattacke. Jemand hatte ihm einmal gesagt, dass es nicht die Höhe selbst sei, die ihm Angst mache, sondern das, wozu ihn die Höhe verleiten könnte. Er hatte darüber gelacht, aber insgeheim hatte die Bemerkung ihn nie losgelassen. Jetzt, wo er hier hoch oben auf der Führung stand und in Lebensgefahr schwebte, kam sie ihm erneut in den Sinn.
Aber diesmal wusste er eine definitive Antwort.
Er wollte heil unten ankommen. Weil seine Frau und seine Tochter auf ihn warteten.
Um genau zu sein, seine Freundin und seine Tochter. Hatte er tatsächlich Frau gedacht?
Allen Ernstes?
Aber jetzt war keine Zeit für solche Gedanken. Und für eine Panikattacke erst recht nicht. Er warf einen Blick zurück zur Wartungsklappe und wollte Suzanne gerade sagen, sie solle sich lieber hinsetzen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken.
Im Durchgang stand Fiona Welch. Hinter ihr konnte er Suzanne sehen, die reglos auf der Galerie lag.
»Haben Sie sie umgebracht?«, brüllte er.
Sie zuckte die Achseln. »Wen kümmert’s?«
Sie trat nach draußen auf den Eisenträger, und Phil versuchte zurückzuweichen. Er spürte, wie sein Fuß an der Kante abrutschte und er das Gleichgewicht verlor.
Oh mein Gott, schoss es ihm durch den Kopf. Ich werde fallen.
Gleich sterbe ich.
111 »Sieh mal, da oben!«, schrie Anni. »Der Boss!«
Mickeys Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm. Er sah Phil Brennan, der ganz oben auf der Führung des Krans balancierte. »Was zum – Mist, er stürzt gleich ab …«
Phils Fuß fand wieder festen Halt. Er setzte ihn in die Mitte des Eisenträgers und gewann allmählich sein Gleichgewicht zurück. Er war nicht gefallen. Sein Atem ging schwer, sein Brustkorb bewegte sich heftig auf und ab.
Und dann spürte er es. Die Bänder um seine Rippen, die sich immer enger zogen. Zudrückten, immer fester …
Nein. Nicht jetzt. Ignorier es einfach. Nicht jetzt.
Fiona Welch lächelte ihn an. »Nur ein Schubs. Mehr ist nicht nötig …«
»Geben Sie auf, Fiona«, rief er ihr zu. »Sie sitzen in der Falle!«
»Ach, tatsächlich?«
»Sehen Sie doch mal nach unten. Das ist mein Team. Sie haben das Gebäude umstellt. Sie können nicht entkommen.«
Sie lachte. »Ein kleiner Schubs, und Sie sehen Ihr Team schneller, als Ihnen lieb ist …«
»Machen Sie keine Dummheit, Fiona. Sie können nirgendwohin.«
»Außer in die Geschichtsbücher. Ich werde berühmt sein, Phil Brennan, und Sie – nicht. Sie werden nur das letzte auf der langen Liste meiner Opfer sein.« Sie lachte. »Na ja, in gewisser Weise sind Sie dann ja doch berühmt. Ist das nicht aufregend?«
Der Wind hatte aufgefrischt. Sollte er zu stark werden, war die ganze Diskussion sowieso müßig, weil sie dann beide fallen würden. Und diese Schmerzen in der Brust …
»Fiona … nicht. Geben Sie auf. Ich bitte Sie.«
Erneut Gelächter.
Phil glaubte nicht, noch lange durchhalten zu können.
Suzanne öffnete die Augen und setzte sich auf. Sie sah alles doppelt, und in ihrem Hinterkopf wütete ein scharfer Schmerz. Sie ahnte, was ihn verursacht hatte.
Sie blickte sich um und sah die Frau – diese Fiona – draußen auf dem Eisenträger stehen. Dort, wohin Brennan geflüchtet war. Und richtig, er stand ein Stück weiter weg.
Aber nicht mehr lange, so, wie er aussah.
Sie musste etwas tun. Die Frau aufhalten.
Sie sah sich nach etwas um, das sie als Waffe benutzen konnte. Irgendetwas. Sie fand nichts.
Ihr Blick ging nach oben, dann die eiserne Führung entlang nach
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