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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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erinnerte er sich an seinen Vater. Konnte sein Andenken ehren. Auch wenn sein Vater weggegangen war und ihn im Stich gelassen hatte.
    Nicht, dass er es ihm vorwerfen konnte. Bei den zwei Schlampen im Haus.
    Er dachte an die gemeinsam verbrachten Ferien, wenn sie im Wald gezeltet hatten. Tiere gejagt und erlegt hatten. Das war es, was richtige Männer machten, hatte sein Vater gesagt. Wie richtige Männer lebten.
    Wie recht er gehabt hatte.
    Nur die anderen Sachen, die manchmal nach dem Jagen passiert waren … die hatten ihm nicht so gut gefallen. Anfangs hatte er sie sogar gehasst. Die Schmerzen, die Demütigung, wenn sein Vater ihn zwang, Dinge mit seinem Körper zu tun, die er nicht tun wollte.
    Aber irgendwann hatte er sich daran gewöhnt. Es sogar herbeigesehnt.
    Weil es zu dem passte, was sein Vater ihm immer wieder gesagt hatte. »Frauen sind Huren. Alle miteinander. Und genauso musst du sie auch behandeln. Wie Huren.«
    Worte, die er sich zu Herzen genommen und nach denen er immer gelebt hatte.
    Auch jetzt noch.
    Die Schlange in ihm reckte den Kopf, bereit, auf ihr Opfer niederzustoßen.
    Er ließ den Blick durch die Halle schweifen. Nahm keine Bewegung wahr, gar nichts.
    Dann sah er die Kisten in der Ecke. Das Wasserbecken, die Betonsteine. Da war etwas. Flüchtig, kaum wahrnehmbar: eine Bewegung.
    Er lächelte. Jetzt hatte er sie.
    Er spähte in die Dunkelheit. Da war sie wieder. Sie dachte wohl, sie hätte sich gut versteckt, aber er konnte sie hinter einer der Kisten kauern sehen, direkt neben dem Wasserbecken.
    Es war so lächerlich einfach, dass er sich sogar bei dem Wunsch ertappte, sie möge ihm eine größere Herausforderung bieten. Einen härteren Kampf. Aber letztlich war das egal. Jagd war Jagd.
    Langsam und lautlos näherte er sich seiner Beute.
    Es würde gut werden. Sehr gut.
    Zuerst hatte Suzanne panische Angst. Ihr Herz hämmerte, ihre Knie schlotterten, ihre Zähne klapperten. Und sie wiederholte immer und immer wieder dieselben Worte: »Ich werde sterben, ich werde sterben, ich werde sterben …« Immer und immer wieder.
    Dann war sie bei den Kisten angelangt. Sah Julie im Wasser liegen.
    »Oh Gott …« Ein lautloses Flüstern voller Verzweiflung. Er war ihr auf den Fersen. Lauerte irgendwo in der Dunkelheit. Er würde sie holen kommen. Sie umbringen. Oder …
    Noch Schlimmeres.
    Schwer atmend und vor Angst wie gelähmt stand sie neben dem Wasserbecken und sah auf die Leiche der anderen Frau hinunter, die ihre Freundin hätte werden können. Und dann spürte sie plötzlich eine große Ruhe in sich. Alles, was sie in den letzten Tagen durchgemacht hatte, alles, was sie gesehen und erlitten hatte … das alles fiel mit einem Mal von ihr ab. Ihr Blick schweifte zu der Kiste, in der sie gefangen gewesen war, in der sie jede Hoffnung verloren und den Tod herbeigesehnt hatte, und sie fand in sich eine überwältigende Klarheit. Diese Klarheit erlaubte es ihr nachzudenken. Einen Plan zu fassen.
    Sie würde nicht sterben, das schwor sie sich.
    Sie würde leben.
    Denn das war es, was sie mehr als alles andere auf der Welt wollte: Leben. Hoffen.
    Plötzlich wusste sie, was zu tun war.
    Erneut blickte sie in das flache Wasser, dieses Mal ohne Panik, und musste daran denken, dass die alte Suzanne, die sie vor einem Monat – sogar noch vor einer Woche – gewesen war, niemals verstanden hätte, was sie im Begriff war zu tun. Aber die neue Suzanne, diejenige, die nicht nur leben wollte, sondern darüber hinaus auch den Menschen bestrafen, der ihr all das angetan hatte, die verstand es sehr wohl.
    Sie wusste, dass er zu ihr kommen würde.
    Also machte sie sich an die Arbeit.
    108 Das ist so einfach, dachte der Creeper. Kinderleicht.
    Er konnte ihren Kopf sehen, der zwischen den zwei Kisten hervorschaute. Sie lag direkt neben dem Wasserbecken. Sie dachte wohl, er könnte sie nicht sehen. Dachte, die Dunkelheit würde sie schützen.
    Falsch gedacht.
    Sein Körper mochte entstellt und geschunden sein, aber zum Jagen taugte er immer noch ausgezeichnet. Langsam kroch er näher und beobachtete seine Beute durch das Nachtsichtgerät. Brachte all seine Fähigkeiten zum Einsatz. Er war lautlos. Unsichtbar.
    Ein tödlicher Schatten.
    Er hatte den Rand des Beckens erreicht. Lächelte in sich hinein. Sie hatte sich nicht bewegt, lag reglos zwischen den Kisten. Wahrscheinlich war sie starr vor Angst. Wie gelähmt bei dem Gedanken an ihn. Daran, was er mit ihr machen würde.
    Wie recht sie hatte.
    Denn jetzt,

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