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Der Staubozean

Titel: Der Staubozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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zurückwickelt. Der Satyr trampelte noch immer wie wahnsinnig auf ihr herum. Mit den letzten Metern wand sich der Wurm, als eine letzte Geste, um ihn herum, die zerrenden Hände ignorierend. Dann drückte er so lange zu, bis der Satyr zerplatzte.
    Hunderte waren gestorben, aber Dutzende, unter der Erde versteckt oder unverletzt in den Häusern geblieben, hatten überlebt. In der Stadt befand sich ein Frachtschiff, das noch intakt war; sein Kyborgpilot hatte die Geistesgegenwart besessen, das Schiff hochzubringen, als die Schlange um es herumglitt. Der rückstoßfreie Antrieb hatte ein benachbartes Gebäude zerschmolzen, viele waren dabei zu Tode gekommen. Aber das Schiff samt seiner Fracht aus Flüchtlingen und eilends geretteten Seelenskulpturen war intakt.
    Das Schiff war bereits dabei, Überlebende aufzulesen, als die Schlange aus dem Spalt in der Felswand herausglitt und nach unten stürzte; sie fiel einfach hinab wie eine Schnur, meilentief, Schleife auf Schleife auf Schleife …
    Die Atmosphäre der Stadt begann sofort, aus dem Loch zu entweichen. Eine Frostwolke erschien, als feuchte Luft austrat und gefror; sie glitzerte in dem Vakuum wie Diamantenstaub.
    Die Regenbogenhaut, die die Stadt überdacht hatte, begann zusammenzustürzen, als die Luft pfeifend unter ihr entwich. Langsam senkte sie sich, die Oberfläche von Vertiefungen und Wellen gekräuselt, blasse Streifen von Schmetterlingsfarben huschten immer schneller dahin. Nicht mehr lange, und sie würde die Spitze des höchsten stehengebliebenen Wolkenkratzers berühren. Die zweite Stadt befand sich jetzt in einem Zustand hektischer Aktivität. Rettungsfahrzeuge wurden vorbereitet, es wurde nach Waffen gesucht. Das erste Rettungsschiff wollte gerade abheben, als ein leichtes Mahlen auf den Seismographen des Vorpostens registriert wurde, ein Mahlen direkt unter der Stadt.
    Ein kreisförmiger Ausschnitt um den gesamten Vorposten herum gab plötzlich nach, so präzise, als würde ein Apfel entkernt. Die Stadt fiel sofort fünfzehn Meter hinab. Fels traf mit unvorstellbarer Wucht auf Fels. In dieser Stadt gab es massive Gebäude, und einige von ihnen blieben tatsächlich stehen. Aber die Regenbogenhaut gab auf der Stelle nach, und eine funkelnde Wolke aus Luft fuhr nach oben aus dem neu gebildeten Krater heraus. Es war eine Gnade: Das eisige Vakuum beendete die Leiden der wenigen, die noch am Leben waren. Etwas Staub, vom Wind aufgewirbelt, schwebte wie zu einer Segnung über den in Kälte erstarrten Ruinen.
    Es gab keine Zeugen. Die Regenbogenhaut der ersten Stadt stürzte noch immer in sich zusammen. Eine letzte weite Vertiefung berührte die schiefstehende Spitze eines zerstörten Wolkenkratzers. Blendendweiße Energie ergoß sich aus der Kontaktstelle, von der Spitze des Gebäudes tropfte heiße Schlacke auf die Straße. Die Haut zerriß.
    Der Tod kam sofort. In jenem Augenblick, als die letzten Überlebenden, buntes Blut spuckend, in ihren unterirdischen Schutzräumen starben, hob das letzte Sternenschiff ab. Sein rückstoßfreier Antrieb, auf volle Leistung gestellt, schmolz einige der verbliebenen Gebäude nieder und verließ die Oberfläche des Planeten. Es strebte dem freien Raum zu.
    Eine Wolke aus Staub erhob sich aus dem Krater, eine kleine Wolke, vielleicht zwei oder drei Tonnen schwer.
    Sie beschleunigte nach oben. Ich vermutete, daß sie bei Erreichen des Randes der Felswand mindestens drei Viertel Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte. Sie bewegte sich über die Grenzen der Wahrnehmungen hinaus; ihre Existenz war überhaupt nicht ersichtlich, bis der Rumpf des Sternenschiffs plötzlich zu einer Art metallischer Folie wurde. Das Entweichen der Luft hatte keine Bedeutung mehr. Jeder an Bord war mit versengten Löchern durchsiebt, Tausende von ihnen. Es gab kein Blut, es war alles verdampft. Und sie waren alle tot.
    Der Schiffskörper trieb still in die Schwärze hinein.
    Die Sonne ging über dem Rand des Nullaqua-Kraters nieder. Das Meer darunter war ruhig; die trägen Strudel, die seine Oberfläche aufgewühlt hatten, verebbten völlig. Der ganze Krater schien sich in die friedliche Ruhe vollständiger Befriedigung zu begeben, ein Zustand wie die stille Freude beim ersten kühlen Atemzug, wenn das Fieber endgültig gebrochen ist. Stasis. Friede. Stabilität.
    Hustengeräusche weckten mich.
     
    Ich öffnete die Augen in ein allumfassendes Glänzen, befreite sie blinzelnd von einer staubigen Tränenhaut. Der Staub war überall in meinem Gesicht,

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