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Der Staubozean

Titel: Der Staubozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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schwarzen Tiefen, bis sie auf scheinbar festen Felsen auftraf. Als sie sich seitlich zu bewegen versuchte, gab es plötzlich einen Stoß; der Meeresboden gab unter der Sonde nach, und sie stürzte in einen brodelnden Magmasee. Ihre Signale verstummten.
    Eine weitere, dieses Mal hitzebeständige Sonde wurde ausgeschickt. Man verfolgte ihre Spur, als ein plötzlicher Meteoritenregen die Wissenschaftler ablenkte. Energie wurde zu den Schirmen abgeleitet; die statischen Störungen, die durch die Desintegration der Meteoriten entstanden, verursachten die Unterbrechung des Kontakts mit der Sonde. Sie verschwand spurlos.
    Jetzt waren die Wissenschaftler mit ihrem Latein am Ende.
    Während sie über die Situation nachdachten, gab es eine plötzliche heftige Explosion über dem Krater, hoch über der Atmosphäre am Südrand.
    Es gab eine Erklärung dafür. Der glatte, glasige Nebenkrater, der immer noch zum Teil geschmolzen war, als die Vorposten ihn untersuchten, zeigte keinerlei Spuren von Radioaktivität. Weder Meteoritenteile noch Anzeichen chemischer Explosivstoffe wurden gefunden. Offenbar handelte es sich einfach um die plötzliche Energieentladung von einer Punktquelle; sie kam von nirgendwo und enthüllte nichts. Es war merkwürdig, daß der neue Krater den gleichen Radius hatte wie die kreisförmig angelegten Städte der Kultur. Die Botschaft war unmißverständlich.
    Die beiden Städte waren entschlossen, keine Überreaktionen zu zeigen. Sie wollten den Planeten nicht verlassen, als Feiglinge handeln oder eine Flotte herbeirufen - ein abgeschmackter Aggressionsakt. Sie schlossen einen Kompromiß, indem sie sich entschlossen, eine große thermonukleare Bombe in einem stationären Orbit über dem Krater zu installieren. Im Falle eines Angriffs wäre es ein simpler, wenn auch bedauerlicher Prozeß, den Krater zu sterilisieren. Sie machten sich sofort an die Arbeit.
    Und die Landschaft veränderte sich. Unterhalb des ersten Vorpostens schlängelte sich etwas Rankendünnes die Felswand hoch. Aus der Entfernung wirkte es fast wie ein Faden, beinahe unsichtbar; es war ein zylindrisches Rohr, nur knapp zwanzig Zentimeter im Durchmesser und von der Farbe eines Spiegels. Es kam aus dem Staub die Felswand empor wie der ausgestreckte Tentakel eines monströsen Silberoktopus. Offenbar hatte es keine besondere Eile …
    Gelegentlich pflanzten sich Ausbeulungen durch das meilenlange Rohr fort, als würde eine zähe Flüssigkeit in Wellen hochgepumpt. An der Spitze, die sich zu der Schärfe eines Nadelkopfs verjüngte, bewegte sich das Rohr träge über den Felsen hin und her, klopfte manchmal mit seinem spitzen, blinden Kopf auf das Gestein, schien nach etwas zu suchen, wie ein Erdwurm, der nach dem saftigsten Teil einer Leiche sucht … Mühelos schlängelte es sich weiter nach oben, die vielen Meilen bewegten sich, als gäbe es keine Schwerkraft für sie. Das Rohr befand sich jetzt schon weit über der Atmosphäre in halber Höhe der Felswand; es unterbrach seinen Aufstieg, um schnell wie eine Schlange mit schlüpfrigen Bewegungen über ein ausgedörrtes, luftleeres Plateau zu gleiten, das Gestein mit dem dünnen, silbrigen Bauch streichelnd.
    Ich wurde näher herangetragen. Angst erfaßte mich. Das Ding war jetzt vierzig Meilen hoch, fünfzig, sechzig, und küßte immer noch den Felsen mit seinem dünnen, formlosen Rüssel. Es wurde Tag, Nacht und wieder Tag. Die Schlange kletterte weiter. Die Regenbogenblase über der Stadt würde sie abhalten, dachte ich. Nichts konnte die dünne Schicht durchbohren, solange die Generatoren der Stadt arbeiteten. Sie war jetzt nur noch wenige Meilen unterhalb der Stadt. Würde der andere Vorposten sie sehen? Oder fühlten sie sich zu sicher?
    Auf der anderen Seite des Kraters konnte ich die zweite Stadt sehen. In der Felswand unter ihr gab es einen lautlosen Knall. Ein Loch, einen Meter breit, erschien in dem Fels, und ein unglaublicher Strom aus Staub - nein, aus pulverisiertem Felsgestein - brach wie ein Geysir senkrecht nach oben aus.
    Jedes einzelne Teilchen wie Blei im luftleeren Raum, stürzte er wie in einem Wasserfall mit unglaublicher Geschwindigkeit und ohne Reibung die Felswand hinab. Der Geysir wurde zu einem Tröpfeln, und Staub floß wie Wasser.
    Und jetzt hatte der Silberwurm etwas gefunden, eine schmale senkrechte Spalte im Felsen, gut zwei Meter hoch und etwa zehn Zentimeter breit. Der schmale Kopf glitt in den Fels hinein. Sicherlich war die Verwerfungsspalte selbst für den

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