Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
stieß einen erstickten Schrei aus. Ihr Körper wand sich in Zuckungen.
Damra strengte sich an, um ihr Schwert wieder herauszureißen, aber Valura packte es und hielt es fest, obwohl das bedeutete, dass die schreckliche Klinge in ihrem Körper blieb. Mit der anderen Hand griff sie nach dem Stein der Könige und entriss ihn Damra.
Die schwarze Rüstung verschwand und enthüllte die grausigen Überreste dessen, was einmal eine lebendige und wunderschöne Frau gewesen war. Valura vergoss kein Blut, denn das war schon lange aus ihrer Leiche geflossen. Ledrige Haut streckte sich über ihre Knochen, ihr Haar, verfilzt und lang, fiel über ihre mumifizierten Überreste. Mit schmerzerfüllter Anstrengung streckte Valura die grausige Knochenhand nach Dagnarus aus. Er wich vor der schrecklichen Berührung zurück und starrte voller Abscheu den verwesenden Leichnam an.
»Dagnarus«, sagte Valura. »Ich sterbe…«
»Du bist schon tot«, rief er. »Und ich wünschte, ich hätte dich nie ins Leben zurückgeholt. Ich hasse es schon lange, dich auch nur ansehen zu müssen.«
»Nicht mich«, flüsterte sie, und Flüstern war beinahe alles, was von ihr geblieben war. »Dich selbst.«
Sie zerbröckelte, welkte, wurde zu Asche, einem Häuflein Asche, das auf den Boden fiel. Dagnarus griff in den Staub der Toten und holte den Elfenteil des Steins der Könige heraus. Jetzt stand ihm nur noch der Kapitän der Kapitäne gegenüber. »Dein Großvater hat versucht, meinen Vater davon zu überzeugen, dass er mich töten soll«, sagte Dagnarus. »Er sah, was keiner der anderen sehen konnte. Er sah, was aus mir werden würde.«
»Es wäre besser gewesen, wenn er dich damals getötet hätte«, sagte der Kapitän. Sie hatte die Arme verschränkt und hielt den Stein in einer Hand, die Klinge in der anderen.
»Es gibt Augenblicke, Kapitän«, fuhr Dagnarus fort, »in denen ich zu dem gleichen Schluss komme. Gib mir den Stein. Um deines weisen Großvaters willen möchte ich dich nicht verwunden.«
»Um seiner Weisheit willen gebe ich dir den Stein der Könige«, sagte der Kapitän. Sie senkte den Kopf, senkte ihr Schwert und streckte die Hand aus.
Alle vier Teile des Steins der Könige waren nun sein, hier im Portal der Götter unter der Himmelskuppel. Dagnarus starrte diese Steine, welche er sein Leben lang gesucht hatte, an. Zwei davon lagen in seiner linken Hand, zwei in der rechten.
Entzückt über ihre Schönheit und seinen Triumph brachte er die vier Teile zusammen. Er erinnerte sich in diesem Augenblick an den Moment, in dem sein Vater den heiligen Stein zerteilt hatte. Tamaros hatte nur die wunderschönen, leuchtenden Regenbögen gesehen. Dagnarus hatte ins Herz des Steins geschaut und das Dunkel erblickt. Er sah es jetzt nicht mehr. Er sah nur die Regenbögen. Er brachte die vier Teile zusammen. Einer nach dem anderen fielen sie ihm aus der Hand und auf den blutigen, staubigen Boden.
Zornig bückte sich Dagnarus, um aufzuheben, was er verloren hatte.
»Entschuldigung«, sagte Shadamehr höflich, »die da gehören uns.«
Er trat Dagnarus in die Zähne.
Der schwarze Helm der Leere schützte Dagnarus davor, Schaden zu nehmen, aber die Wucht des unerwarteten Trittes ließ ihn rückwärts taumeln.
»Die Leere soll dich holen!«, schrie er, und öliges Schwarz ergoss sich aus seinen Fingern und kroch auf Shadamehr zu. Auf zwanzig Shadamehrs. Damras Magie bevölkerte den Flur mit Shadamehrs. Dagnarus starrte wütend von einem zum anderen, während seine eigene tödliche Magie sich um ihn wand. Er zeigte auf Damra.
Mit einem Knall wie von einer Peitsche schoss eine schwarze Ranke auf Damra zu, packte sie um den Fußknöchel und zog sie von den Beinen. Eine andere Ranke schlang sich um ihren Hals, zog sich zusammen, würgte sie, und ihre Illusionen verschwanden. Damra wand sich auf dem Boden und riss an der Ranke, um sich zu befreien, aber die Ranke bestand aus Leere. Sie griff ins Nichts, und dennoch war dieses Nichts dabei, sie zu töten.
Shadamehr eilte zu ihr.
»Zurück!«, schrie der Kapitän.
Sie schwang ihr Schwert, das im heiligen Feuer des Sa'Gra geschmiedet worden war. Die gesegnete Waffe durchtrennte die Leere und befreite Damra. Mit dem gleichen Schlag trennte der Kapitän auch Dagnarus' ausgestreckte Hand ab.
Dagnarus lachte, denn er nahm an, dass die Leere ihn schützen würde. Aber Valuras Warnung sollte sich als wahr erweisen. Die gesegnete Waffe konnte ihn tatsächlich verletzen. Er sah seine Hand am Boden
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