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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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auf- und zuzumachen, musste sie den Schwanz der Katze beiseite schieben.
    »Babe?« Er musste schreien, denn Augusta hatte mit einem Knopfdruck eine hochmoderne Kaffeemühle eingeschaltet, die einen Höllenlärm machte.
    »An sich hieß er Baby Laurie – so steht es in der Geburtsurkunde. Er war das Letzte von elf Kindern. Als der Arzt der Mutter das Neugeborene in den Arm legte, fragte er sie, wie sie es nennen wollte. ›Ich würd so was ein Baby nennen‹, sagte sie. Und dann ist sie gestorben. Wirklich wahr.«
    Während sie die Kaffeetassen herausholte, erfuhr er, dass Babe Laurie im Kindesalter als Wanderprediger von einem Präriestaat zum anderen gezogen war. Charles erzählte, dass auch sein Vetter Max mit dem Zelt unterwegs gewesen war, allerdings als Zauberer. Etwas anderes, meinte Miss Trebec trocken, habe Babe Laurie im Grunde auch nicht gemacht.
    Während das heiße Wasser durch den Kaffeefilter in die Glaskanne tropfte, erzählte Augusta Trebec weiter, dass der Ermordete die Galionsfigur der Neuen Kirche gewesen war. Von »neu« konnte allerdings keine Rede mehr sein, sie war vor dreißig Jahren entstanden, als Babe erst fünf oder sechs Jahre alt gewesen war und noch Baby gerufen wurde.
    »Würde mich gar nicht wundern, wenn Ihre Bekannte ihn umgebracht hätte. Ich konnte den Kerl auch nicht leiden.« Sie stellte Zuckerdose und Sahnekännchen auf den Tisch. Sie stammten aus unterschiedlichen Servicen, die er beide als kostbare Museumsstücke erkannte.
    »Sie wohnen wahrscheinlich in der Stadt, in der Pension Dayborn, oder?«
    Er nickte, holte das Zeitungsfoto des steinernen Engels heraus und besah sich das Abbild von Mallorys Mutter. »Dieser Mr. Roth, der Bildhauer, muss Cass Shelley sehr gut gekannt haben.«
    »Hat er auch. Und Kathy ebenfalls. Die Kleine war fast so oft in Henrys Atelier wie bei sich zu Hause. Hab ich schon erzählt, dass der Tote in der Nähe des Hauses gefunden wurde, in dem die Shelleys früher gewohnt haben?«
    »Wer hat die Leiche entdeckt?«
    »Ihre Bekannte. Babe lag am Straßenrand, als sie den stellvertretenden Sheriff in seinem Streifenwagen in die Stadt zurückfuhr. Ach, das wissen Sie ja auch noch nicht … Sie hat dem Deputy sein schäbiges Leben gerettet, hat ihn bei den Sanitätern der Freiwilligen Feuerwehr abgeliefert. Jetzt liegt Travis im Krankenhaus. Sein Zustand soll kritisch sein.«
    »Aber wenn der Deputy bei ihr war, als sie die Leiche fand …«
    »Der Deputy war auf der Rückfahrt in die Stadt, als er seinen Herzanfall erlitt. Babe wurde weiter oben gefunden, wo Ihre Bekannte schon gewesen war. Sie hätte ihn umbringen können, ehe sie dem Deputy begegnete.«
    Eben noch hatte die goldene Katze auf dem Kühlschrank gesessen, ein, zwei Lidschläge später stand sie auf dem Tisch, ganz dicht neben seiner rechten Hand. Auch Mallory beherrschte diese Kunst, plötzlich von einem Fleck zu verschwinden und an einem anderen wieder aufzutauchen.
    »Sie hat den Streifenwagen in die Stadt gefahren, sagen Sie. Demnach war sie zu Fuß unterwegs?«
    Augusta Trebec nickte. »Sie war unterwegs zu dem alten Haus. Es ist auf dieser Seite der Brücke, aber zu Fuß nicht sehr weit von der Stadtmitte entfernt.«
    Sie schenkte ihm Kaffee ein und machte sich daran, die übrigen Dosen auszupacken.
    Die Katze fauchte und machte einen Buckel, als Charles die Hand zur Zuckerdose ausstreckte. Offenbar hatte er irgendeine Hausregel verletzt. Langsam zog er die Hand wieder zurück und legte sie auf den Tisch neben seine Tasse. Die Katze streckte sich auf dem karierten Tischtuch aus, und der Schwanz, der eben noch gezuckt und auf das Holz geklopft hatte, kam zur Ruhe. Als er die Hand wieder bewegte, spannte sie sprungbereit die Muskeln an und beruhigte sich erst, als er die Hand still hielt. Die Katze ließ ihn nach ihrer Pfeife tanzen.
    An wen erinnerte ihn das wohl?
    Miss Trebec trat wieder an den Tisch. »Fassen Sie die Katze nicht an. Sie mag keine Menschen. Sie ist im Wald aufgewachsen. Als ich sie fand, war es zu spät, sie zu zähmen. Sie hatte Schrot im Fell und Hühnerfedern im Maul. Daran habe ich sofort erkannt, dass sie eine Diebin ist. Und die verkörperte Falschheit. Manchmal schnurrt sie, ehe sie zuschlägt.«
    Charles nickte und hakte die vertrauten Charakterfehler ab. Jetzt sah er in die schräg gestellten Katzenaugen. Mallory, steckst du da drin?
    Miss Trebec beugte sich zu der Katze herunter und erläuterte ihr höflich, dass ein Tier auf dem Küchentisch nichts zu

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