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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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anderen Jungs in der Jagdhütte alles auf den Kopf stellen.«
    »Und wann kommen die?«, fragte Johansson.
    »Am Sonntag«, sagte Evert. »Dann besprechen wir alles und veranstalten ein großes Jagdessen. Bis dahin haben wir unsere Ruhe.«
    »Solange du nicht kochst.«
    »Bist du verrückt?«, sagte Evert und legte ihm einen Arm um die Schultern. »Ich habe ein paar Frauenzimmer aus dem Dorf angeheuert. Die haben auch schon losgelegt. Du bekommst Hering und Branntwein, Braten und Kartoffeln, du kannst also ganz beruhigt sein.«
     
    Evert hatte sein Versprechen gehalten. Johansson ebenfalls. Er verzichtete auf den dritten Schnaps, da er plötzlich Pia vor sich sah. Er trank nur zwei Gläser Rotwein zu dem mit Dörrpflaumen gespickten Schweinebraten. Auf den Apfelkuchen zum Nachtisch verzichtete er auch. Er begnügte sich mit einer Tasse Kaffee und einem winzigen Kognak.
    »Ich mache mir fast Sorgen um dich, Lars«, sagte Evert und blinzelte ihm zu.
    »Warum?«, fragte Johansson.
    »Du bist ja fast zum Abstinenzler geworden«, meinte Evert. »Der Kognakschwenker ist ja nur angefeuchtet.« Er deutete auf das Glas in Johanssons Hand.
    »Man lernt dazu«, meinte Johansson. »Außerdem will ich zeitig ins Bett.«

     
    Dann wusch er sich, legte sich hin und schlief ohne die geringste Hilfe seines griechischen Verbündeten ein. Am nächsten Morgen erwachte er von den ersten Sonnenstrahlen, die durch die Spalten zwischen Springrollo und Fensterrahmen drangen.
    Er ging auf den Hofplatz, stellte sich barfuß auf die Wiese, stand einfach da und sah die bleiche Sonne im Osten aufgehen und den Morgennebel im Flusstal vertreiben.
    Hier muss Osslund gestanden haben, dachte Johansson, und egal ob im Vorfrühling oder Frühherbst, auf dieser Erde gibt es keinen schöneren Platz.
    Dann ging er wieder ins Haus, nahm seine Tabletten, stellte sich unter die Dusche, zog sich an, atmete genau wie früher. Endlich klar im Kopf, endlich zu Hause, dachte er, so einfach ist es vermutlich.
     
    Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren sie zu Everts eigenem Schießplatz, um seine Elchflinte Probe zu schießen, die ein Büchsenmacher für ihn umgebaut und die Max bereits eingeschossen hatte.
    Es ging weitaus besser als erwartet. Bereits nach zwanzig Schüssen hatte er keine Probleme mehr mit dem neuen Abzug. Den Oberkörper leicht beiseitedrehen und Kolben und Schaft ganz fest halten, konnte er immer noch.
    »Jetzt bist du wieder der Alte«, sagte Evert und nickte anerkennend.
    Sogar Max hatte sein Erstaunen nur schwer verbergen können, obwohl er nie jemandem begegnet war, der besser geschossen hätte als er selbst.
     
    Am Sonntagabend traf er die anderen Jagdgefährten in Everts Jagdhütte, die praktischerweise mitten im Wald und mitten im Jagdrevier lag. Alles war wie immer, dieselben Gesichter,
dieselben Geschichten, dasselbe Gelächter, dasselbe Essen und ebenso viel Branntwein wie immer. Johansson gönnte sich sogar einen dritten Schnaps und dachte keine Sekunde lang an seine Frau, als er sein Glas hob, um den anderen zuzutrinken.
    »Gott, uns Reichen geht es wirklich gut«, sagte Evert drei Stunden später, als er mit einem hochprozentigen Schlummertrunk vor dem lodernden Kaminfeuer saß.
    »Fort, schmachtende Weichheit aus sehnender Brust, weiche Kummer aus schneebedecktem Haus, wir haben Fleisch, wir haben Feuer, wir haben Branntwein zum Trost«, deklamierte Evert. »Skål, meine Jungen«, sagte er dann und erhob sich schwankend.
    »Jetzt muss ich nach Hause und meinen Bruder zu Bett bringen«, sagte Johansson, der der nüchternste der Gesellschaft war, obwohl seine Frau tausend Kilometer weit entfernt war. Abgesehen natürlich von Max, der den ganzen Abend keinen Tropfen getrunken hatte.
    »Du willst also nicht armdrücken?«, fragte Evert.
    »Das machen wir morgen«, erwiderte Johansson. Daheim, dachte er. Wirklich daheim, und offenbar hatte erst mal eine Ader in seinem Kopf platzen müssen, damit er einsah, was er vor fünfzig Jahren zurückgelassen hatte.

97
Montag, 30. August 2010
    Sein erster Ansitz am Morgen befand sich nur wenige hundert Meter von dem Hof entfernt, auf dem er aufgewachsen war. Dort fingen sie immer an. So lange Johansson zurückdenken konnte, hatte die Elchjagd mit einer Treibjagd im Flusstal auf den Flussufern unterhalb des Hofes begonnen.
    »Was zum Teufel habt ihr mit meinem Hochsitz angestellt? «, fragte Johansson und nickte in Richtung des Hochstandes, auf dem er die letzten zwanzig Jahre gesessen

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