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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hatte.
    Die Leiter war durch eine Treppe mit zwei Geländern ersetzt worden. Wie in einem Ferienort, dachte Johansson. Den Ansitz hatte er von seinem Vater übernommen, als dieser gefunden hatte, er sei zu alt dafür.
    »Evert hat mich hergeschickt«, sagte Max.
    »Und wann?«, fragte Johansson.
    »An dem Tag, an dem Sie aus der Klinik gekommen sind, Chef«, sagte Max.
    »Weitblickend«, meinte Johansson. Wahrscheinlich hat er ein schlechtes Gewissen wegen all dessen, was er mir angetan hat, als ich klein war, dachte er.
    Nicht das geringste Problem, dachte Johansson, als er nach oben kletterte und auf der breiten Bank Platz nahm.

    »Wohin wollen Sie denn?«, fragte er Max, der den Hochsitz bereits halbwegs erklommen hatte.
    »Ich wollte neben Ihnen Platz nehmen, Chef«, sagte Max.
    »Das können Sie vergessen«, erwiderte Johansson. »Wenn Sie versprechen, den Mund zu halten, und wenn Sie stillsitzen, dann dürfen Sie vielleicht unter dem Hochstand sitzen. Andernfalls können Sie bei den Treibern mitgehen.«
    »Ich habe mit Evert gesprochen…«
    »Das können Sie vergessen«, fiel ihm Johansson ins Wort. »Jetzt kümmern wir uns nicht mehr um Evert. Jetzt wollen wir es uns gut gehen lassen. Jetzt wollen wir jagen.«
    »Okay, Chef«, sagte Max, zuckte mit den Achseln und tat, wie ihm geheißen.
     
    Schöner als so wird es nicht auf unserer Erde, dachte Lars Martin Johansson. Er atmete die klare Morgenluft, die Kühle des Herbstes, die ihm um Wangen und Kinn strich. Besser wird es nimmer, dachte er. In diesem Augenblick drückte ihm etwas die Brust zusammen. Drückte so fest, dass er keine Luft mehr bekam. Etwas, das viel stärker war als Max, der nur wenige Meter unter seinen Füßen saß und dem nie jemand begegnet war, der stärker gewesen war als er.
    Dieses Mal kein Bonus, dachte Lars Martin Johansson, und das war sein letzter Gedanke.

SECHSTER TEIL
    »Dein Auge soll ihn nicht schonen …«
    Das fünfte Buch Mose, 19,21

     
     
     
    Montag, den 20. September, drei Wochen nach Lars Martin Johanssons Tod, beschloss der Generaldirektor und Chef der Sicherheitspolizei, die Überwachung von Staffan Nilsson einzustellen. Seiner Auffassung nach hatte sich die Lage durch Lars Martin Johanssons Tod wesentlich verändert. Bestenfalls wusste Johansson als Einziger außerhalb der Sicherheitspolizei, dass Staffan Nilsson Joseph Simons Tochter vor über fünfundzwanzig Jahren ermordet hatte. Wie auch immer es sich damit verhielt, schien Nilsson sein bisheriges Leben weiterzuführen. Wollte er eine geschützte Identität beantragen, hinderte ihn nichts daran, das auf dem üblichen Wege zu tun.
    »Oder was meinst du, Lisa?«, fragte der Generaldirektor. »Wir haben doch wohl wichtigere Dinge, für die wir unser Geld ausgeben können.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung, Chef«, sagte Lisa Mattei und legte gleichzeitig ihren Arm beschützend um ihren runden Bauch. Armer Lars, dachte sie.
     
    Am Freitag, den 1. Oktober läuteten die Glocken der Maria Magdalena Kyrka in Södermalm in Stockholm für einen Wandersmann aus Ådalen im nördlichen Ångermanland, der einen guten Monat zuvor sein Erdendasein beendet hatte.

    Einen Monat hatte seine Frau Pia nichts als Trauer verspürt, und als sie ein paar Tage zuvor, zum ersten Mal und nur einen Augenblick lang, die Trauer verdrängte, so geschah dies mit Hilfe der Wut, die sich schon bedeutend länger in ihr angestaut hatte.
    Lars, verdammt, dachte sie. Warum hast du nie auf mich gehört? Warum hast du nicht ein einziges Mal meine Anweisungen befolgt?
     
    Nach dem Trauergottesdienst versammelten sich die Trauergäste in Johanssons Stammlokal an einem stärkenden Büfett. Die ganze große Familie Johansson, alle ehemaligen Kollegen von der Stockholmer Polizei, vom Reichskriminalamt und von der Sicherheitspolizei, alle alten Füchse, die natürlich mit Jarnebring an der Spitze vollzählig erschienen waren.
    So allmählich wurde die Gesellschaft recht ausgelassen. Immer wieder ergriff jemand das Wort. Lars Martin Johansson war kein Mensch, den man in aller Stille begrub. Es gab zu viele gute Geschichten, die ein weiteres Mal erzählt werden mussten.
    Sogar Pia musste gelegentlich lachen, obwohl sie inzwischen allein in der viel zu großen Wohnung lebte, die sie verkaufen wollte, da sie sie nur an ein anderes, besseres Leben erinnerte. Diesen Beschluss traf sie am selben Tag, an dem sie ihren Mann begraben hatte, nach einer schlaflosen Nacht, in der sie mit allen unbeantworteten

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