Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
wollten die Stadt kennenlernen, und der Streit fing an, als ein Dutzend von Sigelfs Männern in einer Schänke namens Rotes Schwein Ale verlangten. Diese Schänke war bei den Männern von Aldermann Æthelhelm sehr beliebt. Zuerst gerieten die Krieger wegen einer Hure aneinander, dann schlugen sie sich auf der Straße, die den Hügel hinabführte. Mercier, Westsachsen und Männer aus Cent krakeelten auf der Straße, und innerhalb von Minuten wurden Schwerter und Messer gezogen.
    «Was geht da vor?» Edward unterbrach die Ratsversammlung und starrte entsetzt aus einem Fenster des Palastes. Er hörte Rufe, das Aneinanderklirren von Schwertern, und er sah tote und verwundete Männer auf der gepflasterten Straße liegen. «Sind das die Dänen?», fragte er erschrocken.
    Ich achtete nicht auf den König. «Steapa!», rief ich, rannte die Stufen hinunter und schrie dem Verwalter zu, er solle mir Schlangenhauch bringen. Steapa holte schon seine Männer zusammen. «Du!» Ich packte einen Mann von der Leibwache des Königs am Arm. «Such ein Seil. Ein langes.»
    «Ein Seil, Herr?»
    «Da sind Zimmerleute, die das Dach des Palastes instand setzen. Sie haben Seile! Hol eins! Sofort! Und bring uns jemanden, der ein Horn blasen kann!»
    Ein Dutzend von uns stürmte auf die Straße, aber dort kämpften wenigstens hundert Männer miteinander, und zweimal so viele sahen zu und feuerten sie an. Ich schlug einem Mann die flache Seite meiner Klinge an die Stirn, trat einen anderen zu Boden, brüllte den Kämpfenden zu, sie sollten aufhören, aber sie waren taub für mich. Ein Mann rannte sogar schreiend und mit erhobenem Schwert auf mich zu, dann bemerkte er seinen Irrtum und schwenkte ab.
    Der Mann, den ich nach einem Seil geschickt hatte, kam mit einem, an das noch ein schwerer Kübel geknotet war, und ich benutzte den Eimer als Zuggewicht, um das Seil über das Gasthausschild des Roten Schweins zu werfen, das weit über die Straße ragte. «Hol mir einen Mann, ganz gleich welchen, einen von denen, die sich da schlagen», sagte ich zu Steapa.
    Er hastete los, während ich eine Schlinge knüpfte. Ein Verwundeter, dem die Därme aus dem Leib hingen, kroch den Hügel hinunter. Eine Frau kreischte. In der Gosse floss mit Ale verdünntes Blut ab. Einer der Männer des Königs kam mit einem Horn zu mir. «Blas es», sagte ich, «und hör nicht auf.»
    Steapa zerrte einen Mann zu mir. Wir wussten nicht, ob er aus Wessex oder aus Mercien war, aber darauf kam es auch nicht an. Ich legte ihm die Schlinge um den Hals, schlug ihn ins Gesicht, als er um Gnade bettelte, und zog ihn hoch, sodass er mit strampelnden Beinen in der Luft hing. Der Hornklang tönte immer weiter, beharrlich, unüberhörbar. Ich gab Oswi, meinem Diener, das Ende des Seils in die Hände. «Binde es irgendwo fest», sagte ich, dann drehte ich mich um und brüllte durch die Straße: «Will noch jemand hängen?»
    Der Anblick eines Mannes, der sich am Seil windet, während er davon zu Tode gewürgt wird, hat eine höchst beruhigende Wirkung auf eine erregte Menge. Es wurde still auf der Straße. Der König und ein Dutzend weiterer Männer waren am Palasttor aufgetaucht, und viele Kämpfer verbeugten sich ehrfürchtig vor ihnen oder knieten nieder.
    «Noch ein solcher Streit», rief ich, «und ihr seid allesamt des Todes!» Ich sah mich nach einem meiner Männer um. «Häng dich dem Bastard an die Füße», sagte ich und deutete auf den Mann am Seil.
    «Du hast gerade einen von meinen Leuten getötet», sagte eine Stimme, und als ich mich umdrehte, hatte ich einen schlanken Mann mit einem scharfgeschnittenen Fuchsgesicht und langen roten Schnurrbartzöpfen vor mir. Er war ein älterer Mann, wohl beinahe schon fünfzig, und sein rotes Haar ergraute an den Schläfen. «Du hast ihn ohne Verhandlung getötet!», sagte er anklagend.
    Ich beugte mich über ihn, doch er hielt meinem Blick streitlustig stand. «Ich hänge noch ein Dutzend mehr von Euren Leuten, wenn sie auf der Straße kämpfen», sagte ich, «und wer seid Ihr?»
    «Aldermann Sigelf», sagte er, «und Ihr nennt mich Herr.»
    «Und ich bin Uhtred von Bebbanburg», sagte ich und wurde mit einem erstaunten Blinzeln belohnt, «und Ihr nennt mich Herr.»
    Sigelf zog es vor, nicht mit mir zu streiten. «Sie hätten sich nicht schlagen sollen», räumte er widerstrebend ein. Dann runzelte er die Stirn. «Ihr seid meinem Sohn begegnet, soweit ich weiß?»
    «Ich bin Eurem Sohn begegnet», sagte ich.
    «Er war ein Dummkopf»,

Weitere Kostenlose Bücher