Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
schwerem Dachgebälk, die dick mit Ried gedeckt waren, das mit hartem, hellen Knacken brannte. Doch die Bewohner dieser Palasgebäude hatten sich schon lange vor uns in Sicherheit gebracht.
    Am vierten Tag erkannte ich, wo wir waren. Wir hatten uns auf den Überresten einer Römerstraße gehalten, die pfeilgerade durchs Land führte, und als ich die Gegend westlich davon auskundschaftete, fand ich mich bei der Brücke von Eanulfsbirig wieder. Sie war mit langen, grobbehauenen Holzbalken instand gesetzt worden, die über dem rauchgeschwärzten Mauerwerk der römischen Pfeiler lagen. Ich war auf dem Westufer der Ouse, wo mich Sigurd herausgefordert hatte, und die Straße führte von der Brücke aus nach Huntandon. Ich erinnerte mich an Luddas Bericht von dem höhergelegenen Geländestreifen dort auf der anderen Uferseite. An dieser Stelle hatten mich Eohrics Männer in den Hinterhalt locken wollen, und es schien wahrscheinlich, dass Eohric dies auch jetzt vorhatte. Also schickte ich Finan und fünfzig Männer voraus, damit sie die zweite Brücke bei Huntandon auskundschafteten. Nachmittags kehrten sie zurück. «Hunderte von Dänen», sagte Finan knapp, «und eine Flotte. Sie warten auf uns.»
    «Hunderte?»
    «Ich konnte nicht über den Fluss, um sie genau zu zählen», sagte er, «jedenfalls nicht, ohne umgebracht zu werden, aber ich habe einhundertunddreiundvierzig Schiffe gesehen.»
    «Also Tausende von Dänen», sagte ich.
    «Die auf uns warten.»
    Ich fand Edward etwas weiter südlich in einem Kloster. Aldermann Æthelhelm und Aldermann Sigelf waren bei ihm, ebenso wie Bischof Erkenwald und Pater Coenwulf, und ich unterbrach sie beim Abendessen, um ihnen die Neuigkeiten mitzuteilen. Es war ein kalter Abend, und feuchter Wind rüttelte an den Fensterläden des Klostersaals.
    «Wollen sie den Kampf?», fragte Edward.
    «Was sie wollen, Herr», sagte ich, «ist, dass wir dumm genug sind, ihnen den Kampf anzubieten.»
    Er sah mich verwirrt an. «Aber wenn wir sie endlich entdeckt haben …», begann er.
    «Wir müssen sie niedermachen», erklärte Bischof Erkenwald.
    «Sie sind auf dem anderen Ufer eines Flusses, den wir dort nicht überqueren können», erklärte ich. «Es sei denn, wir benutzen die Brücke, die sie verteidigen. Dann werden sie uns einen nach dem anderen abschlachten, bis wir uns zurückziehen, und dann verfolgen sie uns wie Wölfe eine Schafherde. Das ist es, was sie wollen, Herr König. Sie haben den Ort der Schlacht gewählt, und wir wären närrisch, wenn wir diese Wahl annehmen.»
    «Der Herr Uhtred hat recht», zischte Aldermann Sigelf. Ich war so überrascht, dass ich schwieg.
    «In der Tat», pflichtete ihm Æthelhelm bei.
    Offenkundig hätte Edward am liebsten gefragt, was er nun tun solle, aber er wusste, dass ihn solch eine Frage schwach erscheinen lassen würde. Ich sah ihm an, wie er sich andere Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ und war erfreut, als er die richtige erkannte. «Die andere Brücke, von der Ihr gesprochen habt», sagte er, «Eanulfsbirig?»
    «Ja, Herr König.»
    «Können wir auf ihr zum anderen Ufer?»
    «Ja, Herr König.»
    «Und wenn wir sie überquert haben, können wir sie zerstören?»
    «Ich würde die Brücke überqueren, Herr König», sagte ich, «und auf Bedanford marschieren. Damit würde ich die Dänen einladen, uns dort anzugreifen. Auf diese Art sind wir es, die den Ort der Schlacht bestimmen, nicht sie.»
    «Das ist sinnvoll», sagte Edward zögernd und suchte mit den Blicken Unterstützung bei Bischof Erkenwald und Pater Coenwulf. Beide nickten. «Dann werden wir es tun», sagte Edward etwas zuversichtlicher.
    «Ich bitte um eine Gunst, Herr König», sagte Sigelf ungewöhnlich demütig.
    «Was immer Ihr wünscht», gab Edward gnädig zurück.
    «Gestattet Ihr, dass meine Männer die Nachhut bilden, Herr König? Wenn die Dänen angreifen, können meine Schilde sie abwehren, und die Männer von Cent werden die Hauptarmee verteidigen.»
    Edward sah ihn nach dieser Bitte zugleich überrascht und erfreut an. «Gewiss», sagte er, «ich danke Euch, Herr Sigelf.»
    Und so wurden Boten zu den verstreuten Einheiten geschickt, um sie bei der Brücke von Eanulfsbirig zusammenzurufen. Sie sollten sich beim ersten Tageslicht in Bewegung setzen, und zur gleichen Zeit würden Sigelfs Einheiten aus Cent auf der Straße vorrücken, um sich den Dänen südlich von Huntandon entgegenzustellen. Wir taten genau das Gleiche, was die Dänen getan hatten. Wir waren in

Weitere Kostenlose Bücher