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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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das Land eingefallen, hatten es verwüstet, und nun würden wir uns zurückziehen, nur dass dieser Rückzug vollkommen ungeordnet verlief.
    Die Dämmerung brachte schneidende Kälte. Raureif lag über den Feldern, und die Gräben waren mit einer Eisschicht überzogen. Ich erinnere mich so gut an diesen Tag, weil der halbe Himmel in strahlendem Blau glänzte, während die andere Hälfte, im Osten, voll dunkler Wolken hing. Es war, als hätten die Götter eine Decke über die halbe Welt gezogen, den Himmel zerteilt, und der Wolkenrand war so gerade wie eine Klinge. Die Wolkenkante wurde von der Sonne versilbert, das Land darunter lag in düsteren Schatten, und über dieses Land kämpften sich Edwards Truppen westwärts. Viele hatten Beute bei sich und wollten auf der Römerstraße weiter, auf der auch Sigelfs Einheiten vorrückten. Ich sah einen liegengebliebenen Karren, auf den ein Mühlstein geladen worden war. Ein Mann schrie seine Krieger an, sie sollten den Karren flicken, und gleichzeitig peitschte er auf das hilflose Ochsengespann ein. Ich war mit Rollo und zweiundzwanzig Männern zusammen, und wir schnitten die Ochsen aus dem Geschirr und schoben den Karren mit seiner unglaublichen Last in den Graben, wo er in das dünne Eis einbrach. «Das ist mein Stein», schrie der wütende Mann.
    «Und das ist mein Schwert», knurrte ich zurück, «und jetzt bringt Eure Männer nach Westen.»
    Finan hatte die meisten meiner Männer in die Nähe von Huntandon geführt, während ich Osferth befohlen hatte, Æthelflæd mit zwanzig Reitern in sicherer Entfernung westlich über den Fluss zu bringen. Æthelflæd hatte sich meiner Anweisung widerspruchslos gefügt, was mich überraschte. Dann fiel mir ein, dass Ludda von einer anderen Straße gesprochen hatte, die um die weite Flussschleife herum von Huntandon nach Eanulfsbirig führte, und ich berichtete Edward von dieser Straße und schickte Merewalh und seine Mercier los, um dort Wache zu halten. «Die Dänen könnten versuchen, uns den Rückzug abzuschneiden», erklärte ich Edward. «Sie könnten Schiffe flussaufwärts schicken oder diese kleinere Straße nehmen, aber Merewalhs Späher werden sie entdecken, falls sie das versuchen.»
    Er hatte genickt. Ich war nicht sicher, ob er genau verstand, was ich sagte, aber er war nun so dankbar für meinen Rat, dass er wohl auch genickt hätte, wenn mein Vorschlag gewesen wäre, er solle Männer zur Bewachung auf die abgewandte Seite des Mondes schicken.
    «Ich bin nicht sicher, ob sie wirklich versuchen werden, uns den Rückweg abzuschneiden», erklärte ich dem König, «aber wenn Eure Armee über die Brücke geht, dann soll sie dort halten. Niemand marschiert auf Bedanford, solange wir nicht alle sicher über dem Fluss sind! Bringt die Männer in Kampfstellung. Wenn alle Streitkräfte auf der anderen Uferseite sind, rücken wir zusammen gegen Bedanford vor. Was wir nicht tun, ist, unsere Armee entlang der Straße auseinanderzuziehen.»
    Wir hätten alle bis zur Mittagszeit über den Fluss sein sollen, aber es herrschte Unordnung. Einige Truppen wurden vermisst, andere waren so mit Beute beladen, dass sie nur im Schneckengang vorankamen, und Sigelfs Männer waren denjenigen im Weg, die aus der anderen Richtung heranzogen. Die Dänen hätten über den Fluss setzen und uns angreifen sollen, aber stattdessen blieben sie in Huntandon, und Finan hielt sie von Süden aus unter Beobachtung. Sigelf kam erst am Nachmittag bei Finan an. Anschließend stellte er seine Männer entlang der Straße etwa eine halbe Meile südlich des Flusses auf. Es war eine gutgewählte Stellung. Ein verwuchertes Waldstück verbarg einen Teil seiner Männer, die an den Flanken von breiten Streifen Marschland geschützt wurden und von vorn durch einen überfluteten Graben. Wenn die Dänen über die Brücke kamen, konnten sie ihren Schildwall aufstellen, aber um Sigelf anzugreifen, mussten sie den tiefen, überfluteten Graben hinter sich bringen, und dahinter erwarteten sie die Schilde, Schwerter, Äxte und Speere der Männer aus Cent.
    «Sie könnten versuchen, einen Bogen um die Marschen zu schlagen, um Euch von hinten anzugreifen», sagte ich zu Sigelf.
    «Das ist nicht meine erste Schlacht», knurrte er böse.
    Es kümmerte mich nicht, ob ich ihn beleidigte. «Also bleibt Ihr nicht hier, wenn sie die Brücke überqueren», erklärte ich ihm, «Ihr zieht Euch zurück. Und wenn sie nicht über die Brücke kommen, gebe ich Euch Nachricht, wann Ihr Euch wieder

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