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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sahen, und wir ritten in Richtung der aufgehenden Sonne. Beim Hellwerden würden wir uns in Waldstücken weiter in Richtung Osten halten. Noch immer war Ludda bei uns. Er war ein Bauernfänger und ein Halunke, und ich mochte ihn. Und das Beste war, dass er Britannien außerordentlich gut kannte. «Ich ziehe ständig um, Herr», erklärte er mir, «deshalb kenne ich mich aus.»
    «Du ziehst ständig um?»
    «Wenn man einem Mann zwei rostige Nägel für einen Silberklumpen verkauft, will man ja am nächsten Morgen nicht in seiner Reichweite sein, Herr, nicht wahr? Deshalb zieht man lieber weiter.»
    Ich lachte. Ludda war unser Führer und brachte uns auf einer Römerstraße ostwärts, bis wir eine Siedlung vor uns hatten, von der die Rauchfäden der Kochfeuer in den Himmel stiegen, und da schlugen wir einen weiten Bogen nach Süden, damit wir nicht gesehen wurden. Jenseits der Siedlung gab es keine Straße, nur Viehwege, die in die Hügel hinaufführten.
    «Wohin bringt er uns?», fragte mich Osferth.
    «Buchestanes», sagte ich.
    «Was gibt es dort?»
    «Das Land gehört Jarl Cnut», sagte ich, «und was es dort gibt, würde dir nicht gefallen, also erzähle ich es dir nicht.» Ich hätte lieber Finan bei mir gehabt, aber ich traute nur dem Iren zu, dass er Cerdic und Merewalh vor Ärger bewahren würde. Ich mochte Osferth recht gern, aber es gab Zeiten, in denen seine Vorsicht eher eine Behinderung als eine Bereicherung war. Wenn ich Osferth in Ceaster gelassen hätte, wäre der Rückzug vor Sigurd zu übereilt erfolgt. Er hätte Merewalh vor Problemen bewahrt, indem er sich tief in die Grenzwälder zwischen Mercien und Wales zurückgezogen hätte, und dann hätte die Gefahr bestanden, dass Sigurd die Verfolgung aufgab. Ich musste darauf zählen, dass Sigurd herausgefordert und geködert wurde, und ich glaubte, Finan würde das sehr gut machen.
    Es begann zu regnen. Kein milder Sommerregen, sondern ein stürmischer Wolkenbruch, der von einem beißenden Ostwind herangetragen wurde. Der Regen machte unser Weiterkommen langsamer, mühseliger und sicherer. Sicherer, weil nur wenige Männer bei einem solchen Wetter draußen sein wollen. Wenn wir Fremde trafen, behauptete ich, ein Herr aus Cumbrien zu sein, der unterwegs war, um Jarl Sigurd seine respektvolle Aufwartung zu machen. Cumbrien war eine wilde, einsame Gegend, in der sich unbedeutende Herren herumzankten. Ich hatte einige Zeit dort verbracht und kannte mich gut genug aus, um jede Frage darüber zu beantworten, aber niemand, den wir trafen, stellte solche Fragen.
    Also ritten wir in die Hügel hinauf, und nach drei Tagen waren wir in Buchestanes. Es lag in einer Senke zwischen den Hügeln, und die Stadt war um eine Ansammlung von römischen Gebäuden errichtet worden, deren Steinmauern sich erhalten hatten, wenn ihre Ziegeldächer auch schon vor langem durch Stroh ersetzt worden waren. Es gab keine Verteidigungspalisade, aber am Rande der Stadt traten uns aus einer Hütte drei Männer in Rüstungen entgegen. «Ihr müsst bezahlen, wenn Ihr in die Stadt wollt», sagte einer.
    «Wer seid Ihr?», fragte ein zweiter.
    «Kjartan», sagte ich. Das war der Name, den ich in Buchestanes benutzte, der Name von Sihtrics bösartigem Vater, ein Name aus meiner Vergangenheit.
    «Von wo seid Ihr?», fragte derselbe Mann. Er trug einen langen Speer mit einer rostigen Spitze.
    «Cumbrien», sagte ich.
    Darüber grinsten sie alle höhnisch. «Von Cumbrien, wie?», sagte der erste Mann. «Hier könnt Ihr aber nicht mit Schafsmist zahlen.» Er lachte über seinen eigenen Scherz.
    «Wem dient Ihr?», fragte ich.
    «Jarl Cnut Ranulfson», antwortete der zweite Mann, «und selbst in Cumbrien müsst Ihr schon von ihm gehört haben.»
    «Er ist berühmt», sagte ich und tat beeindruckt, dann bezahlte ich sie mit Silberstückchen eines zerhackten Armrings. Vorher feilschte ich mit ihnen, aber nicht zu sehr, denn ich wollte diese Stadt besuchen, ohne Misstrauen zu erregen, also zahlte ich den Preis, obwohl ich ihn mir kaum leisten konnte, und wir wurden in die morastigen Straßen vorgelassen. Auf der Ostseite der Stadt fanden wir Unterkunft in einem weitläufigen Bauerngehöft. Es gehörte einer Witwe, die schon lange die Schafszucht aufgegeben hatte und nun von den Reisenden lebte, die zu den heißen Quellen wollten, weil ihnen Heilkräfte nachgesagt wurden. Inzwischen allerdings, so erzählte sie uns, wurden die Quellen von Mönchen bewacht, die Silber verlangten, bevor sie jemanden in

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