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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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er entzückt. «Er hungert Euch aus, weil er Euch fürchtet. Haben sie schon einen Christen aus Euch gemacht?»
    «Nein.»
    «Dann schließt Euch mir an. Ihr und ich, Herr Uhtred. Wir jagen Æthelred aus seinem Palas und teilen Mercien unter uns auf.»
    «Ich biete dir Land in Mercien an», sagte ich.
    Er lächelte. «Einen Besitz von zwei Schritt Länge und einem Schritt Breite?», fragte er.
    «Und zwei Schritt Tiefe», sagte ich.
    «Mich bringt man nicht so leicht um», sagte er. «Die Götter lieben mich anscheinend, ebenso wie Euch. Ich habe gehört, dass Euch Sigurd am Julfest verflucht hat.»
    «Und was hörst du sonst noch so?»
    «Die Sonne geht auf und wieder unter.»
    «Sieh es dir gut an», sagte ich, «weil du nämlich möglicherweise nicht mehr viele Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge erlebst.» Dann trieb ich unvermittelt mein Pferd voran, sodass Haestens Hengst zurückweichen musste. «Hör zu», sagte ich schroff, «du hast zwei Wochen, um von hier zu verschwinden. Verstehst du mich, du undankbarer Hundeschiss? Wenn du in vierzehn Tagen noch hier bist, mache ich mit dir dasselbe wie mit deinen Männern bei Beamfleot.» Ich sah seine beiden Begleiter an und richtete meinen Blick dann wieder auf Haesten. «Zwei Wochen», sagte ich, «und dann kommen die westsächsischen Truppen, und ich mache aus deinem Schädel eine Trinkschale.»
    Ich log natürlich, jedenfalls, was die Ankunft der westsächsischen Truppen anging, aber Haesten wusste, dass es diese Einheiten gewesen waren, mit deren Verstärkung ich bei Beamfleot hatte siegen können, also war es eine glaubhafte Lüge. Er wollte etwas sagen, doch ich ließ mein Pferd umdrehen, galoppierte los, und winkte Merewalh hinter mir her. «Ich lasse Euch Finan und zwanzig Männer hier», erklärte ich dem Mercier, als wir ein gutes Stück außer Haestens Hörweite waren, «und noch bevor die beiden Wochen um sind, müsst Ihr mit einem Angriff rechnen.»
    «Von Haesten?», fragte Merewalh zweifelnd.
    «Nein, von Sigurd. Er wird mit mindestens dreihundert Mann kommen. Haesten braucht Unterstützung, und er wird versuchen, sich bei Sigurd einen Gefallen zu sichern, indem er ihm mitteilt, dass ich hier bin, und Sigurd wird kommen, weil er meinen Tod will.» Ich konnte freilich nicht sicher sein, dass irgendetwas davon wirklich geschehen würde, aber ich glaubte nicht, dass Sigurd dem Köder widerstehen konnte, den ich vor seiner Nase baumeln ließ. «Wenn er kommt», fuhr ich fort, «werdet Ihr Euch zurückziehen. Geht in die Wälder, bleibt weit vor ihm, und verlasst Euch auf Finan. Sigurds Männer sollen umsonst in einem verlassenen Gebiet herumziehen. Macht nicht einmal den Versuch, gegen ihn zu kämpfen, bleibt einfach nur vor ihm.»
    Merewalh erhob keine Einwände. Stattdessen sah er mich nach einem Moment fragend an. «Herr», sagte er, «warum hat Alfred Euch nicht belohnt?»
    «Weil er mir nicht vertraut», sagte ich, und meine Ehrlichkeit entsetzte Merewalh. Er starrte mich mit aufgerissenen Augen an. «Und wenn Ihr auch nur die geringste Pflichttreue gegenüber Eurem Herrn empfindet», fuhr ich fort, «dann berichtet Ihr ihm, dass mir Haesten ein Bündnis angeboten hat.»
    «Und ich werde ihm berichten, dass Ihr dieses Bündnis abgelehnt habt.»
    «Ihr könnt ihm erzählen, dass ich in Versuchung war», sagte ich und entsetzte ihn damit erneut. Ich galoppierte weiter.
    Sigurd und Eohric hatten eine gutdurchdachte Falle für mich aufgestellt, eine, die beinahe zugeschnappt wäre, und nun würde ich für Sigurd eine Falle aufstellen. Ich konnte nicht darauf hoffen, ihn zu töten, noch nicht, aber ich wollte ihn bereuen lassen, dass er dasselbe mit mir versucht hatte. Doch zuerst wollte ich wissen, was die Zukunft bringen würde. Es war Zeit, nach Norden zu gehen.

    Ich gab Cerdic meine gute Rüstung, meinen Helm, meinen Umhang und mein Pferd. Cerdic war nicht so groß wie ich, aber groß genug, und, angetan mit meiner prächtigen Kriegsausrüstung und das Gesicht von den Wangenstücken meines Helms verdeckt, würde er mir ähneln. Ich gab ihm auch meinen Schild, auf den ein Wolfskopf gemalt war, und erklärte ihm, er solle sich jeden Tag zeigen. «Reite nicht zu dicht an die Wälle», sagte ich, «lass ihn einfach nur denken, ich würde ihn beobachten.»
    Mein Banner mit dem Wolfskopf gab ich Finan, und am nächsten Tag ritt ich mit sechsundzwanzig Männern ostwärts.
    Wir ritten noch vor Tagesanbruch, sodass Haestens Späher unseren Aufbruch nicht

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