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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Landeplatz gar nicht, oder? Und deshalb bleibt mein Schiff dort, bis ich es verkaufe, und wenn Ihr es anrührt, Priester, wenn Ihr es auch nur mit einem Finger berührt, wenn Ihr es wegbringen lasst, schon wenn Ihr nur daran denkt, es wegbringen zu lassen, dann nehme ich Euch mit auf See und bringe Euch bei, wie sich Jesus gefühlt hat.»
    «Wie sich Jesus gefühlt hat?»
    «Er ist doch auf dem Wasser gegangen, oder stimmt das nicht?»
    Nach diesem belanglosen Streit war ich niedergeschlagen, weil er mich daran erinnerte, wie fest die Kirche Alfreds Wessex in ihren gierigen Klauen hielt. Es sah so aus, als hätte der König Plegmund und Werferth, dem Bischof von Wygraceaster, die Hälfte der Kaianlagen Lundenes übertragen. Alfred wollte, dass die Kirche reich und ihre Bischöfe mächtig waren, weil er sich auf sie verließ, wenn es darum ging, seine Gesetze zu verbreiten und durchzusetzen, und wenn ich ihm dabei half, Wessex’ Zugriff nach Norden auszuweiten, dann würden uns diese Bischöfe und Priester und Mönche und Nonnen im Kielwasser folgen, um dem Land ihre freudlosen Regeln aufzuzwingen. Und doch war ich dazu verpflichtet, weil ich Æthelflæd verpflichtet war, die sich in Wintanceaster aufhielt. Das hatte mir Weohstan gesagt. «Der König hat seine Familie zusammengerufen», sagte er bedrückt, «weil er sich aufs Sterben vorbereitet.» Weohstan war ein schwerfälliger, kahlköpfiger Westsachse, dem beinahe jeder zweite Zahn fehlte, und er befehligte in Lundene die Garnison. Lundene gehörte im Grunde zu Mercien, doch Alfred hatte dafür gesorgt, dass jeder Mann, der in dieser Stadt Macht besaß, ein Verbündeter von Wessex war, und Weohstan war ein guter Mann, einfallslos, aber gewissenhaft. «Nur, dass ich Geld brauche, um die Wälle instand zu setzen», murrte er, «und sie wollen mir nichts geben. Sie schicken ein Vermögen nach Rom, damit sich der Papst genug Ale kaufen kann, aber für meine Wälle wollen sie nichts geben.»
    «Stehlt es», schlug ich vor.
    «Nicht dass wir hier seit Monaten einen einzigen Dänen gesehen hätten», sagte er.
    «Außer Sigunn.»
    «Sie ist ein hübsches Ding», gab er zurück und schenkte mir ein Zahnlückenlächeln. Er hatte für ihre Unterkunft gesorgt, solange sie auf mich wartete. Sie hatte keine Neuigkeiten aus Buccingahamm, aber ich ging davon aus, dass der Palas, genauso wie die Stallungen und Lagerschuppen in Flammen aufgehen würden, sobald Sigurd von seinem Vorstoß nach Ceaster zurückkehrte.
    Zwei Tage später kam Finan. Er war sehr guter Dinge und hatte viele Neuigkeiten zu berichten. «Wir haben Sigurd an der Nase herumgeführt», erklärte er mir, «und er ist geradewegs den Walisern in die Arme gelaufen.»
    «Und Haesten?»
    «Weiß der Himmel.»
    Finan erzählte mir, wie er sich zusammen mit Merewalh in die tiefen Wälder Richtung Süden zurückgezogen hatte und wie Sigurd ihnen gefolgt war. «Bei Gott, hatte er es eilig. Er hat uns auf einem Dutzend unterschiedlicher Wege Reiter nachgeschickt, und eine Gruppe haben wir in die Falle gelockt.» Er gab mir einen Beutel mit Silber, die Beute von den Toten, die sie in dem Eichenwald niedergemacht hatten. Sigurd war vor Zorn noch unvorsichtiger geworden und hatte versucht, die flinken Gegner einzukreisen, indem er Männer nach Westen und Süden geschickt hatte. Doch alles, was er damit erreichte, war, die Waliser aufzuscheuchen, die sich immer schnell reizen ließen. Also kam ein Trupp walisischer Krieger aus den Hügeln, um die Nordmänner zu töten. Sigurd hatte die Angreifer mit seinem Schildwall abgewehrt und sich dann unvermittelt nach Norden zurückgezogen.
    «Also muss er von seinen Schiffen erfahren haben», sagte ich.
    «Was für ein bedauernswerter Mann», feixte Finan.
    «Und ich bin ein armer Mann», sagte ich. Buccingahamm war vermutlich niedergebrannt, also wurden keine Abgaben mehr bezahlt. Die Familien meiner Männer waren alle in Lundene, und die Tyrs Tochter wurde für einen Almosen verkauft, und Æthelflæd konnte mich nicht unterstützen. Sie war in Wintanceaster bei ihrem siechen Vater, und ihr Ehemann war ebenfalls dort. Sie hatte mir einen Brief geschickt, aber er war nichtssagend, sogar unfreundlich, wahrscheinlich nahm sie an, ihre Korrespondenz würde gelesen. Aber ich hatte ihr von meinem Geldmangel berichtet, und in ihrem Brief schlug sie mir vor, auf eine ihrer Besitzungen im Temes-Tal zu gehen. Der Gutsverwalter dort war ein Mann, der mit mir bei Beamfleot gekämpft hatte, und

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