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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sondern nur die Erde. Die fette, üppige, fruchtbare Erde, auf der die Feldfrüchte gediehen und auf der ein Mann seine Familie ohne Furcht vorm Verhungern durchbringen konnte. Kleine Kinder jäteten auf den Feldern und hielten inne, um uns zu winken. Ich sah Gehöfte und Dörfer und Milchvieh und Schafherden, und ich wusste, dass hier der wahre Reichtum lag, der die Männer übers Meer lockte.
    Wir hielten nach Verfolgern Ausschau, doch wir sahen keine. Wir ruderten, wenn ich auch sparsam mit den Kräften meiner Männer umging und nur ein halbes Dutzend Riemen an jeder Seite des Schiffes einsetzen ließ, um schnell flussab zu kommen. Dichte Schwärme von Eintagsfliegen standen über dem Wasser, und Fische sprangen hoch, um nach ihnen zu schnappen, und die langen Weidenzweige wogten unter Wasser, und Tyrs Tochter kam an Gegnesburh vorbei, und ich erinnerte mich an den Mönch, den Ragnar hier getötet hatte. Dies war die Stadt, in der Alfreds Frau aufgewachsen war, lange bevor die Dänen kamen und Gegnesburh eroberten. Die Stadt hatte einen Wall und eine Palisade, doch beides war in schlechtem Zustand. Ein großer Teil der Palisade war niedergerissen worden, vermutlich, weil die Leute die Eichenbalken benutzt hatten, um ihre Häuser zu bauen, und der Erdwall war in den Graben gerutscht, hinter dem neue Gebäude standen. Die Dänen kümmerte das nicht. Sie fühlten sich sicher. Ein Leben lang war hier kein Feind aufgetaucht, und es würde, wenn man sie fragte, auch in Zukunft niemals einer kommen. Männer riefen uns Grüße zu. Die einzigen Schiffe bei Gegnesburh waren Handelsfahrer mit breiten Laderäumen, die sich nur langsam auf dem Wasser bewegen konnten. Ich fragte mich, ob die Stadt einen neuen, dänischen Namen hatte. Dies war Mercien, doch es war zu einem dänischen Königreich gemacht worden.
    Wir ruderten den ganzen Tag, bis wir gegen Abend auf dem immer breiter werdenden Humber waren und das Meer vor uns lag und sich verschattete, während hinter uns die Sonne unterging. Wir richteten den Mast auf, eine Aufgabe, für die wir die Kräfte aller Männer benötigten, und wir verzurrten die Hanftakelung an den Schiffsseiten und zogen die Rah mit dem Segel auf. Das Tuch aus Wolle und Leinen blähte sich im Südwestwind, die Takelung dehnte sich und knarrte, das Schiff krängte, und ich fühlte das Schwappen der ersten Wellen, fühlte die Tyrs Tochter unter dieser ersten Zärtlichkeit erbeben, und wir bemannten alle Ruderbänke und legten uns schwer in die Riemen, rangen mit der hereinkommenden Flut und fuhren ostwärts auf die dunkle Nacht zu. Wir brauchten sowohl Riemen als auch Segel, um uns gegen die Flut zu behaupten, doch schließlich wurde ihr Druck schwächer, und wir fuhren auf das Meer hinaus, das vom Kampf der Wellen gegen den Fluss in der Dämmerung weiß gefleckt war, und weiter fuhren wir, und ich sah keine Verfolgerschiffe, als wir an den Sandbänken vorbeikamen und spürten, wie unser Schiff von den Wellen der offenen See hochgehoben wurde.
    Die meisten Schiffe laufen beim Dunkelwerden die Küste an. Der Schiffsmeister findet einen Wasserlauf, in dem er über Nacht ankern kann, wir aber ruderten nach Osten und zogen, als es ganz dunkel geworden war, die Ruder ein, und ich ließ das kleine Schiff im Wind treiben. Es ging sehr gut. Manchmal richtete ich den Kurs im Dunkeln nach Süden aus, und beim Hellwerden schlief ich. Ich hatte nicht den geringsten Hinweis darauf entdeckt, dass wir verfolgt wurden, und auf den ostanglischen Schiffen sah man uns nicht, als wir südwärts fuhren.
    Ich kannte diese Gewässer. Am nächsten Tag wagten wir uns im strahlenden Sonnenschein näher an die Küste, bis ich eine Landmarke wiedererkannte. Wir sahen zwei andere Schiffe, aber man beachtete uns nicht, und wir segelten weiter, vorbei an großen Wattgebieten, um Fughelness herum und in die Temes. Die Götter liebten uns, die Tage und Nächte unserer Reise waren ohne jede Störung verlaufen, und so kamen wir nach Lundene.

    Ich brachte die Tyrs Tochter zu dem Liegeplatz neben dem Haus, in dem ich in Lundene gewohnt hatte. Ich hatte nicht geglaubt, dass ich dieses Haus jemals wiedersehen würde, denn dort war Gisela gestorben. Ich dachte an Ælfadell und ihre düstere Prophezeiung, all meine Frauen müssten sterben, dann beruhigte ich mich damit, dass die Zauberin nicht gewusst hatte, dass Sigurds Flotte verbrennen würde, woher wollte sie also wissen, was mit meinen Frauen geschah?
    Ich hatte meine Leute bei

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